Beim Beutau-Flair können die Gäste durch die Gassen schlendern, edle Tropfen genießen und bei Händlern hinter die Kulissen schauen. Fotos: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

Zum zwölften Mal haben die Handwerker, Gewerbetreibenden und Dienstleister in der Beutau gestern ihre Türen geöffnet. Beim Beutau-Flair konnten die Gäste durch die malerischen Gassen des ehemaligen Wengerterviertels schlendern und in den kleinen Läden auch mal hinter die Kulissen schauen. Allerdings trübte ein Thema die Stimmung: Die derzeit schwierige Anbindung des Viertels.

Die macht auch Claudia und Matthias Petzholdt, die vor kurzem von Hamburg nach Esslingen gezogen sind, zu schaffen. Denn die Unterführung am „Kleinen Markt“ ist wegen der Sanierung der Augustinerbrücke gesperrt. Zwar steht dort ein Umleitungsschild für Fußgänger mit einem Pfeil. Dennoch weiß das ortsunkundige Ehepaar irgendwann nicht mehr weiter und sprintet schließlich über die viel befahrene Ringstraße. Die Hamburger landen zunächst beim Steinmetz Constantin Baki in der Unteren Beutau - und bewundern ein Fragment aus der Turmhaube der Frauenkirche, das auf dem Hof lagert und aus dem einmal ein Tisch werden soll. Für den Steinmetz selbst dient das Beutau-Flair allerdings hauptsächlich der Nachbarschaftspflege. Denn er habe keine Laufkundschaft, sagt er - daher tangiere ihn im Gegensatz zu den anderen Selbstständigen auch die Sperrung der Unterführung im alltäglichen Arbeitsleben nicht.

Ramazan Balci vom Ingenieurbüro Werner & Balci ein paar Schritte weiter hingegen hält die derzeitige Verbindung zur Beutau für eine Zumutung. Auch Monika Kusterer vom gleichnamigen Weingut spürt die Auswirkungen der Bauarbeiten. Die Gäste hätten Schwierigkeiten, den Weg zu finden, erzählt sie. „Ich will mir nicht ausmalen, wie es wird, wenn die Geiselbachstraße nächstes Jahr gesperrt wird“, sagt die Winzerin.

Ungeachtet solcher Sorgen genießen die Besucher dennoch die edlen Tropfen - wie auch beim Kollegen Adolf Bayer in der Mittleren Beutau. Durch die Sperrung der Unterführung „Kleiner Markt“ sei man jedoch abgehängt worden, beklagt auch er. Vor allem Ältere würden den Umweg scheuen. Zudem monieren Bayer und die anderen Selbstständigen unisono die fehlenden Informationen der Stadt im Vorfeld - insbesondere auch über einen möglichen Busverkehr durch die Beutau.

Auch die Wirtin des Rosenhäusles, Bettina Witthuhn, zeigt sich enttäuscht von der mangelnden Unterstützung durch die Verwaltung. Zwei Banner mit der Aufschrift „Beutau-Viertel“ seien angebracht worden, mehr nicht, sagt sie. Den Rest habe man selbst in die Hand genommen. Im ersten Monat der Bauarbeiten habe sie fast 20 Prozent weniger Gäste gehabt - immerhin habe sich das inzwischen aber wieder etwas gebessert.

Im Spenden-Lädle, deren Einnahmen dem Frauenhauses zugute kommen, herrscht zwar reges Kommen und Gehen. Die Baustellen seien dennoch eine Katastrophe, sagt die Ehrenamtliche Karin Weiß. „Wo kann ich parken, wie komme ich zu Ihnen?“ Diese Fragen hört auch Barbara Berndt-Schröder von Beutau-Keramik vermehrt. Die Schmuckdesignerin Ulrike Lutz erzählt, jeder dritte Kunde beklage sich über die Situation.

Derweil wirbt Rolf Bay vor der Tür von Edel & Stein anschaulich für das alte Handwerk der Glasmalerei. Schreinermeister Joachim Blessing hat zudem als Werkstück einen filigranen Bistrotisch nebst Stuhl aus einem alten Eichenfass, in dem einst Rotwein lagerte, gefertigt. Dieser soll zugunsten des Vinzenztreffs, einer Einrichtung für Obdachlose, versteigert werden. Das erste Angebot über 500 Euro liegt alsbald vor. Gebote können noch bis zum 21. Oktober bei Häußer & Partner , Mittlere Beutau 19, abgegeben werde.