EZ-Redakteurin Greta Gramberg erfreut junge Leser. Foto: Bulgrin - Bulgrin

2500 Menschen besuchten die Produktionshallen bei Bechtle beim Tag der offenen Tür. Neben kulinarischen Highlights war allerhand geboten.

EsslingenHaben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Eßlinger Zeitung eigentlich entsteht? Ja? Genau für diesen Fall hat die EZ im Rahmen des Neckarwiesenfests und mit Blick auf ihren 150. Geburtstag ihre Tore geöffnet und den Besuchern den kompletten Produktionsprozess der Zeitung gezeigt. Und wer sich fragt, wie das ankam und aussah, der möge sich folgende Szene vorstellen: Vor elf Food Trucks reihen sich etliche Besucher in Schlangen und warten auf Burger, Pommes, Fisch, mexikanische Wraps, thailändische Spezialitäten und süße Brezeln. In der Luft schwebt der Geruch von gegrilltem Fleisch und Sauerkraut, manchmal mischt sich der süßliche Duft von Ketchup oder Barbecuesoße dazu. Auf den Bierbänken sind alle Plätze belegt. Durch die flirrende Hitze schweben die Geräusche von brutzelndem Fleisch, erfreutem Kindergeschrei und sich unterhaltenden Menschen, während im Hintergrund eine Live-Band das Lied „La Camisa Negra“ spielt.

Vom blendenden Sonnenschein geht es direkt weiter in die kühlen und dunklen Produktionshallen des Bechtle Verlags im Oberesslinger Industriegebiet zum Start des Rundgangs – und der hatte einiges zu bieten: Auf einem ausgeschilderten Weg schoben sich die Besuchermassen von etwa 2500 Menschen am Sonntag vorbei an sämtlichen Stationen des Zeitungsdrucks. Dort standen ihnen jeweils Experten zur Seite, die ihnen den Ablauf der jeweiligen Station erklärten und für Fragen aller Art zur Verfügung standen.

Gleich zu Beginn warteten mehrere Redakteure auf die Besucher, um ihnen von ihrer Arbeit zu erzählen oder am Bildschirm das Redaktionssystem Eidos Méthode, mit dem die EZ-Redaktion tagtäglich arbeitet, zu erläutern. Und andersrum fragten diese auch ihre Leser in einer Videostation danach, was diese gerne in der Zeitung lesen würden. Damit davon auch etwas Handfestes übrig blieb, konnten Besucher bei der Fotoaktion „Warum lesen Sie gerne Zeitung?“ ein Bild von sich schießen lassen, um kurz darauf auf einer ausgedruckten EZ-Titelseite ihr Konterfei als Andenken mitzunehmen.

Aufwand hinter der Produktion

An dieser Station stehen auch Markus Reutter (29) und Désirée Giarrizzo (24) und halten den Ausdruck ihres Bildes in den Händen. „Mich hat einfach interessiert, wie die Zeitung entsteht. Ich hatte auch vor langer Zeit mal eine Führung bei Bechtle, aber das ist schon ein ganzes Weilchen her. Seither hat sich sicher viel getan“, erzählt Markus Reutter, der aus Berkheim kommt und selbst die EZ abonniert hat. Giarrizzo stimmt dem zu: „Ich hatte schon seit Jahren den Wunsch zu sehen, wie eine Zeitung entsteht“, erzählt die 24-Jährige. Dann machen sich die beiden auf zum Rundgang und verschwinden in der Menge. Diese bewegt sich wogend weiter zur Plattenkopie, wo die Druckplatten hergestellt werden, vorbei an den Ständen des Anzeigenblatts Zwiebel und des Wochenblatts Echo – beides Bechtle-Gewächse – durch die Rotation, Weiterverarbeitung und Zustellung. In der gigantischen Produktionshalle riecht es nach Popcorn, überall sieht man Familien mit ihren Kindern oder händchenhaltende Ehepaare, die immer wieder stehen bleiben und auf etwas zeigen und sich unterhalten. Quer durch die Halle schlängeln sich die Transportketten hoch und runter wie ein Lindwurm an der Decke entlang. In ihren Klammern führen sie die gedruckte EZ fast jeden Abend quer durch die Räume. Oder, wie es ein Junge sieht: „Das wäre mal eine coole Achterbahn.“

Etwas weiter hinten in der Halle, fasst ein Mann vor den 14 Meter hohen Drucktürmen vorsichtig an eine der Transportketten-Klammern und lacht. Dort stehen auch Achim Steinbrecher und Ina Amico, die als Zustellerin bei Bechtle arbeitet und die EZ austrägt. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, erzählt Achim Steinbrecher nicht ohne Begeisterung. Man lese die Zeitung, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, welche Arbeit dahinter stecke, gibt er zu bedenken. Ina Amico gefällt der Tag der offenen Tür bei Bechtle aus genau diesem Grund: Dadurch würden viele erkennen, welcher Aufwand hinter jeder Produktion stecke. „So bekommt man ein anderes Verständnis dafür“, sagt sie.

Das dürften wahrscheinlich zahlreiche Menschen gewonnen haben. Den enormen Besucherandrang empfand EZ-Chefredakteur Gerd Schneider als „geradezu überwältigend. Das Gesamtkonzept aus Einblicke in unsere Arbeit, Firma und unser Tun, zusammen mit Food Trucks und Live-Musik war eine ziemlich perfekte Mischung – ein Fest für unsere Leser.“ Für Gerd Schneider zeige das gerade jetzt, zum 150. Geburtstag der Eßlinger Zeitung, dass die Marke EZ nicht an Anziehungskraft eingebüßt habe. „Wir gehören dazu und haben einen festen Platz im Alltag unserer Leser.“