Eine aufgeräumte Angelegenheit: Der neue Berkheimer See an alter Stelle muss noch etwas einwachsen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der alte hat Wasser gelassen. Der neue Berkheimer See bleibt hoffentlich lange dicht. 250 000 Euro hat sich die Stadt Esslingen die Sanierung des Berkheimer Wahrzeichens kosten lassen.

EsslingenDer Berkheimer See ist beim Wasserlass und Neuzuschnitt zwar etwas eingelaufen. Das haben die Designer im Grünflächenamt aber mit Absicht gemacht. Denn dafür schützt jetzt ein breites Ufer das neugestaltete Berkheimer Wahrzeichen vor den Wurzeln der Bäume, die die Folie des alten Gewässers durchlöchert hatten. Zugleich fallen auch nicht mehr so viele Blätter in den See und werden dort zu Schlamm. Daumen hoch hieß es bei der offiziellen Einweihung am Mittwoch nicht nur bei OB Jürgen Zieger, Vertretern des Gemeinderats und des Berkheimer Bürgerausschusses. Auch die Anwohner schauten wohlwollend auf die ansprechende, klar strukturierte Grünanlage, die mit ihrer umlaufenden Betonkante und einer neuen Bankgarnitur auch zum Sitzen einlädt.

Selbst ihren schärfsten Kritiker hat die Stadt zufriedengestellt: Der ehrenamtliche Seepate Horst Müller erkämpfte sich am Ende der Eröffnungszeremonie zwar doch noch das Mikrofon. Er bedankte sich aber artig beim OB, dem Gemeinderat und dem Landschaftsarchitekten Niels Ruthardt vom Grünflächenamt. Allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, dass das blau-grüne Kleinod vor Vandalismus und wilden Müllablagerungen geschützt werden müsse – solle es ein solches bleiben.

Künftig karpfenfreie Zone

Der ehemalige Feuerlöschteich, der in den 1970er-Jahren zur Naherholungsanlage umgestaltet worden war, stand kurz vor dem Aus. Er konnte sein Wasser nicht mehr halten, die Folie war leck. Das Grünflächenamt sah dringenden Handlungsbedarf, um Folgeschäden in der Umgebung zu vermeiden. Der OB räumte freimütig ein, dass man im Rathaus auch daran gedacht habe, den See zuzuschütten und dort eine größere Grünanlage anzulegen. Doch der Bürgerausschuss habe Stadt und Gemeinderat klargemacht, wie sehr die Berkheimer an ihrem Gewässer hingen. 250 000 Euro waren notwendig, um den See, der von einer darüber liegenden Quelle gespeist wird, und die Grünanlage von ihrem Waschbeton-Charme zu befreien. Der Fischereiverein sorgte dafür, dass die Wassertiere schonend in den Klostersee nach Denkendorf umziehen konnten. Und das unter den Argusaugen von Horst Müller, der jeden Seebewohner persönlich kannte und auch so manchen ins Berkheimer Gewässer gesetzt hatte. Die Arbeiten fielen dann aber ziemlich schnell aus dem Zeitplan. Schuld daran waren der viele Schlamm im See und das nasse Wetter.

Unter der Regie des Grünflächenamts und mit der Fachkenntnis der Firma Mayer aus Leutenbach konnte das Areal dann doch noch neu modelliert werden, bevor die ebenfalls neue Folie ausgebracht wurde. Dem Grünflächenamt war es wichtig, dort ein möglichst artenreiches, naturnahes Kleingewässer mit einer umlaufenden Flachwasserzone zu schaffen – mit standortgerechten Planzen wie Froschlöffel und Sumpfschwertlilie und Kleinfischen wie Moderlieschen und Bitterling. Um den See herum sollen heimische Kräuter wachsen, das Pflanzkonzept hat man mit Fachleuten der Lehr- und Versuchsgärten der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen abgestimmt. Zugleich präsentiert sich die Umgebung deutlich lichter. Die Waschbetontröge sind weg, dafür hat das Grünflächenamt eine Baumreihe mit Silber-Linden gepflanzt, die die kränkelnden Eschen ersetzt haben. Für den OB ist das alles „ein lohnender Invest“.

Seepate Müller, als gebürtiger Berkheimer Jahrgang 1940 schon seit langem mit dem Gewässer vor Ort auf Du und Du, erinnerte daran, dass der heute verdolte Erbach einst den Löschsee gespeist und sich dann in die Klinge zur Hammerschmiede hinuntergestürzt hatte. Erst mit der Sanierung in den 1970er-Jahren werde die heutige Quelle für den See genutzt. Auf seine Anregung hin.

OB Zieger konnte sich den Hinweis nicht ganz verkneifen, dass Tierexperten dringend davon abrieten, in dem Gewässer wieder Karpfen auszusetzen. Seepate Müller hat das wohl gehört und auch treuherzig bekräftigt. Doch wer weiß. Nachts sind alle Karpfen blau, pardon: grau.