Am Postmichelbrunnen können Passanten in den nächsten zwei Wochen das Mobile Grüne Zimmer erkunden. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

„Kaum fünf Minuten stand das sogenannte Mobile Grüne Zimmer am Freitagvormittag beim Postmichelbrunnen, da kam bereits die erste Biene“, freute sich Katja Walther, Leiterin des Sachgebiets Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei der Stadt. Die kleine, begehbare Oase mit ihren bepflanzten Wänden und Bedachung soll die nächsten zwei Wochen verdeutlichen, dass man in der Stadt auch auf stark versiegelten Flächen, die ansonsten nicht begrünt werden können, für ein bisschen Natur sorgen kann. Die Idee war vor Jahren in Ludwigsburg als ein Teil des europäischen Projekts „Turas“, das sich den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel auf die Fahne geschrieben hat, entstanden.

70 Prozent der EU-Bevölkerung leben nämlich heute in Städten. Daher kommen Pflanzeninseln in dichter Bebauung wichtige Funktionen zu, weiß auch Katja Walther: Der Lärm wird reduziert, der Staub setzt sich auf den Blättern ab, das Dach spendet Schatten und die Bewässerung der Pflanzen kühlt durch Verdunstung im Sommer die aufgeheizte Luft. Und außerdem zieht das Mobile Grüne Zimmer Insekten an und dient daher der Erhaltung der Artenvielfalt in den Städten. „Alles in allem wird die Lebens-und Aufenthaltsqualität verbessert“, sagt die Umweltwissenschaftlerin. Letztes Jahr war die transportable, von der Firma Helix entwickelte Anlage in ganz Europa auf Werbetour und ist nun in Esslingen gelandet. Dass so eine grüne Oase einmal den als unwirtlich empfundenen Bahnhofsvorplatz bereichern könnte, sei technisch kein Problem, meinte Walther.

Ein Tank mit einem Kubikmeter Wasser, eine solarbetriebene Pumpe, die nachts anspringt, sowie ein ausgeklügeltes Leitungssystem sorgen für die Bewässerung. Nachfüllen muss man, wenn es warm ist, erst nach zwei Wochen. „Wir ziehen zunächst die Pflanzen von oben nach unten und von innen nach außen in die Gitterwände ein und füllen Schicht für Schicht mit Substrat auf“, erklärte Jonathan Müller von der Firma Helix. Die eine Seitenwand ziert hauptsächlich Lavendel und die andere Storchschnabel und Mädchenauge. Walderdbeeren und Minze laden auf der eine Seite der Querwand zum Naschen ein und auf der anderen sollen Astern und Seggen das Auge erfreuen. Der um die Dachkonstruktion rankende Kiwi sorgt für ein wenig Schatten. „Wir wollen die Passanten anregen, neue Möglichkeiten zu entdecken“, sagt Walther. Warum also nicht die eigene Hausfassade oder das Dach begrünen? Dafür gebe es andere und auch sehr unterschiedliche Systeme, weiß Jonathan Müller.

Kaum stand das Mobile Grüne Zimmer am Postmichelbrunnen, kam nicht nur die erste Biene. Eine Mutter mit zwei Kindern war begeistert und machte gleich Fotos.