Gemeinsam mit Gerhard Voß (links) probt das Kennenburger Chörle für seinen nächsten Auftritt. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Dagmar Weinberg

Wer singt, soll gesünder leben - sagen zumindest einige Wissenschaftler. Dass der Gesang „auf jeden Fall auch eine therapeutische Funktion hat“, erlebt Gerhard Voß bei jeder Probe des Kennenburger Chörles. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter hat er vor sechs Jahren im Geriatrischen Zentrum Kennenburg den Chor gegründet, der im Jahr 2012 den von der Eßlinger Zeitung und der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ausgelobten Ehrenamtspreis bekommen hat. „Dieser Preis war ganz wichtig für das Chörle“, sagt der frühere Pfarrer. „Zur Realität gehört aber auch, dass etwa ein Drittel der Mitglieder, die damals den Ehrenamtspreis bekommen haben, inzwischen gestorben ist.“

Bedingt durch den Umbau des Geriatrischen Zentrums musste der Chor, in dem neben Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegestifts sowie des „Quartiers am Hainbach“ auch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter singen, eine Weile pausieren. „Durch die Bauarbeiten ist das Musikangebot eher zurückgegangen“, hat Gerhard Voß festgestellt. Umso mehr freut er sich, dass sich das Chörle jetzt mit einem Konzert zurückmeldet. Um den großen Auftritt vorzubereiten, wird seit Wochen eifrig geprobt.

Dass alle Mitglieder des Chors rechtzeitig im Probenraum sind, dafür sorgt Anita Sachinidis, die hauptamtlich im Betreuungsteam arbeitet. „Sie ist eine wirklich große Hilfe für uns.“ Denn einige Mitglieder des Chors sitzen im Rollstuhl, andere sind mit dem Rollator unterwegs, und manche der Sängerinnen und Sänger haben Schwierigkeiten, sich in dem großen Haus alleine zurecht zu finden.

Zum Repertoire des Chörles gehört zwar auch der eine oder andere Schlager, der die Chormitglieder in jungen Jahren begleitet hat. Die schönen, alten Volkslieder liegen Gerhard Voß aber besonders am Herzen - und das nicht ohne Grund. „Manche sitzen zunächst apathisch da. Doch plötzlich tut sich was. Sie bewegen die Lippen und singen mit, und zwar alle Strophen auswendig. Denn das Singen bringt die Erinnerung zurück.“

Bei manchen Liedern verweigern die Chormitglieder Gerhard Voß allerdings die Gefolgschaft, weil sie sie zu sehr an verstorbene Familienmitglieder erinnern. „Da würden sie dann zu traurig werden. Doch das Singen soll ja Freude machen“, sagt der Chorleiter, der schon in die Zukunft blickt: „Ich möchte den Chor in den Stadtteil hinein öffnen.“ Eine Idee, die Petra Herrmann, Leiterin des Geriatrischen Zentrums, „sehr begrüßt“.

Im Rahmen des Kennenburger Forums ist das Kennenburger Chörle am Donnerstag, 19. Oktober, um 15 Uhr im Festsaal des Geriatrischen Zentrums auf Ebene 7 zu hören.