Wer Gutes tut, sollte auch darüber reden: Gegenüber vom Zentrum Berkheim entsteht eine barrierefreie Bushaltestelle. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Lange haben die Berkheimer über den neuen Vorbau in der Köngener Straße gerätselt. Wie dort eine barrierefreie Bushaltestelle entsteht, überzeugt manche noch nicht so recht.

EsslingenAls die Berkheimer aus dem Urlaub zurückgekommen sind, haben sie nicht schlecht gestaunt. In der Köngener Straße mitten im Stadtteil breitete sich auf der gegenüberliegenden Seite des Laden- und Geschäftszentrums eine Baustelle aus. Seither regelt eine Ampel den Verkehr, der nach wir vor nur einspurig um die Absperrungen herum geleitet werden kann. Im Laufe der dann folgenden Tage wuchs der Gehweg weit in die Fahrbahn hinein , wo sich zuvor drei (sagt die Stadt) oder vier (sagen die Geschäftsleute) Parkplätze befanden. Die, das muss man wissen, sind im Zentrum des Stadtteils ein rares Gut.

Und so rätselte ganz Berkheim, warum die Stadt den Gehweg ausgerechnet auf dieser Straßenseite breiter machte, auf der die Fußgängerströme sehr überschaubar sind, – und dafür Parkraum opferte. Keiner wusste etwas.

Die Berkheimer SPD hat sich deshalb bei Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht schlau gemacht. Stadtrat Richard Kramartschik hat daraufhin erfahren, dass sich die Stadt an die Leitungsarbeiten der Stadtwerke angehängt und die dortige Bushaltestelle barrierefrei ausgebaut hat. Weil der Bus deshalb künftig nicht mehr seine Bucht nutzen kann, sondern in seiner vollen Länge an den erhöhten Gehweg heranfahren muss, würden dort rund drei Stellplätze entfallen. Zwei davon sollen aber im Bereich der bisherigen Busbucht neu angelegt werden. Dass der Bus damit künftig auch auf der Fahrbahn halten muss, habe laut Tiefbauamt keine negativen Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Knotens Köngener Straße/Brunnenstraße.

Kramartschik hat zwar vollstes Verständnis dafür, „dass eine behindertengerechte Haltestelle ein wichtiger Grund für Umbaumaßnahmen ist“. Was er aber nicht versteht, ist die nicht vorhandene Öffentlichkeitsarbeit des Baubürgermeisters. Damit steht er nicht alleine da. Auch dem Berkheimer Bürgerausschuss ist es ein Rätsel, warum das Technische Rathaus die Berkheimer nicht über den Sinn der Maßnahmen informiert hat. Auf der Bürgerversammlung im Sommer hatte das Tiefbauamt im Zuge anfallender Straßenbaumaßnahmen lediglich angekündigt, dass man sich in der Köngener Straße vor dem Zentrum Berkheim mit Belagsarbeiten an die Stadtwerke anhängen und dabei auch die Bushaltestelle barrierefrei ausbauen werde. „Aber ein Hinweis, was das in diesem Zusammenhang heißt, wäre mehr als angebracht gewesen“, ärgert sich die Bürgerausschussvorsitzende Aglaia Handler. Bürgermeister Wallbrecht zuckt bedauernd mit den Schultern und verweist auf die Personalknappheit im Technischen Rathaus. „Wir haben alleine drei Abteilungsleiterstellen nicht besetzt.“

Im Stadtteil ist die Aufregung indessen immer noch groß. Das bestätigen sowohl Kramartschik wie auch Handler. Beim Empfang zum 80. Geburtstag von SPD-Größe Helmut Thienwiebel war nicht nur die Empörung über die nicht vorhandene Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Thema, sondern auch eine gehörige Portion Skepsis gegenüber der optimistischen Prognose des Tiefbauamts, dass sich der Verkehr bei einem Busstopp auf der Fahrbahn künftig nicht in den Kreuzungsbereich Brunnen-/Köngener Straße zurückstauen werde.

Und weil Nichtreden immer auch Raum fürs Spekulieren schafft, befürchten einige Geschäftsleute in dem Gebäudeensemble Zentrum Berkheim, dass die Stadt sie bewusst ausbluten lassen wolle, indem sie auch noch die ohnehin wenigen Parkplätze vor dem Zentrum ausdünne. Schließlich ist auch die Haltestelle auf der gegenüberliegenden Seite direkt vor dem Zentrum noch nicht barrierefrei. „Wenn das hier auch so kommt wie auf der gegenüber liegenden Seite, fallen weitere Parkplätze weg. Das macht uns Kundschaft kaputt“, befürchtet Monika Habrych, Angestellte im Blumenladen Blütenzauber. „Es gibt hier doch ohnehin kaum Parkplätze“, ärgert sich auch Brigitte Schmid sehr laut, Kundin im Zentrum Berkheim.

Die Esslinger Wohnungsbau (EWB), die zur Hälfte der Stadt gehört, wolle ja einen Teil des Zentrums abreißen und neu bauen, fällt Axel Rimmele, Inhaber des gleichnamigen Fotogeschäfts im Zentrum, dazu ein. Und der OB habe auf der Bürgerversammlung den Ladenbesitzern ja schon mit Enteignung gedroht. ..

Merke: Schweigen ist nicht immer Gold.