Die Tänzerinnen der Ballettschule Stedler zeigten auf der WLB-Bühne, was sie gelernt hatten. Foto: Petra Weber-Obrock - Petra Weber-Obrock

Die enorme Bandbreite zwischen Anfängern und Könnern stellte die Ballettschule Uta Stedler am Wochenende mit drei Vorstellungen auf der großen Bühne der WLB unter Beweis.

EsslingenEs gibt kaum etwas Entzückenderes als Ballettschülerinnen im Kindergartenalter, die ihre ersten Schritte auf der Bühne tun und nach ihrem Auftritt ins Publikum winken. Zehn Jahre später haben sie sich zu grazilen Ballerinen entwickelt, die mit großem Ernst über die Bühne schweben und die Ausdrucksmöglichkeiten des klassischen Tanzes und seiner modernen Varianten perfekt ausloten. Die enorme Bandbreite zwischen Anfängern und Könnern stellte die Ballettschule Uta Stedler am Wochenende in ihrem Jahresprogramm unter Beweis, das in drei Vorstellungen auf der großen Bühne der WLB präsentiert wurde. Am Sonntagvormittag war das Schauspielhaus gut gefüllt.

Jung und Alt wollten sich die Aufführung nicht entgehen lassen, ein Zeichen für die feste Verwurzelung der Ballettschule in Esslingen, die im letzten Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Im Publikum war die Freude über die Auftritte der Kinder grenzenlos. Drei große Tanzstücke standen auf dem Spielplan. Ballettschulleiter Björn Stedler führte in die Abfolge ein. „Wir freuen uns, Ihnen unser in einer intensiven Probenzeit entstandenes Programm vorstellen zu dürfen“, begrüßte er die Gäste, wobei er sie mit seiner Verkleidung als schusseliger Professor mit Ziegenbart zum Schmunzeln brachte, der gleich im ersten Stück über die Bühne stolpern durfte. In dem kleinen Handlungsballett „Von phantastischen Tieren und anderen Menschen“ nach der Musik von Camille Saint Saens‘ „Karneval der Tiere“ stranden zwei Mädchen (Charlotte Scheurich und Livia Kahouli) auf einer einsamen Insel. Dort werden sie mit einem verrückten Wissenschaftler (Björn Stedler) konfrontiert, der eine Reihe seltsamer Tiere gefangen hält. In diesem Stück hatten die jüngeren Ballettschüler ihren großen Auftritt. Hingegeben verkörperten sie Sturmwinde, Meereswesen, reizende Samtpfoten, rabiate Hühner und Hähne, Faultiere in braunen Schlauchkostümen, einen sechsköpfigen Barfüßer, boxlustige Kängurus im Turndress, Affen und Kolibris. Zum Abschluss interpretierte eine Tänzerin auf Spitze einen graziösen Schwan. Nach langem Applaus gehörte die Bühne den jugendlichen Tänzern, die ihren widerstreitenden Gefühlen wie Verzweiflung, Angst und Freude in einer Abfolge mit Namen „Emotions“ Gestalt verliehen, die Elemente des Modern Dance, des Hiphops und des Jazztanzes umfasste.

Nach der Pause zeigte sich, wo die wahre Stärke der Ballettschule liegt. Antonios Vivaldis wohlbekanntes Werk „Le Quattro Stagioni“ bot Raum für meisterlich ausgeführten klassischen Tanz. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen illustrierten den Jahresablauf in Choreographien von Louise Day, Björn Stedler und Susanne Köpple. Vom Erwachen des Frühlings, über die Sommerhitze, die Gewitterstimmung im Sommer, bis hin zum Herbst und Winter setzten sie die Jahreszeiten in stimmungsvolle Bilder und elegante Posen um. Vom Maibaumtanz, den die Jüngeren darboten, über die Mazurka bis hin zum auf Spitze getanzten „Finale“ war hier klassisches Ballett vom Feinsten geboten, das die große Bühne in den Gruppenszenen geschickt in Szene setzte und den Ballerinen mit Soloqualitäten ein schönes Forum bot. Mit begeistertem Applaus bedankte sich das Publikum bei den Tänzern und Tänzerinnen sowie ihren Lehrern. Auf das Programm des nächsten Jahres darf man schon gespannt sein.