Die Holztreppe ist innerhalb kurzer Zeit abgerissen, doch mit der Betontreppe und dem Steg aus Spannbeton kämpfen die Bagger stundenlang. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Gleich drei Bagger sind beim Abriss des maroden Stegs bei der Frauenkirche im Einsatz. Mit Mühe kämpfen sie sich durch den zähen Spannbeton.

EsslingenEs ist halb eins am Freitagmittag. Wie ein riesiges Maul öffnet der Bagger seine Schaufel und beißt in die Holztreppe an der Seite des Fußgängerstegs an der Esslinger Frauenkirche. Holz splittert, das Eisengitter des Geländers wird aus der Verankerung gerissen. Es ist der Auftakt für den Abriss des maroden Stegs, der mehr als 40 Jahre lang an dieser Stelle stand – zuletzt jedoch nur noch als Bauruine. Denn genutzt werden kann der Überweg schon seit 2009 nicht mehr.

Oben auf dem erhöhten Platz vor der Frauenkirche haben sich einige Schaulustige eingefunden, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollen – ebenso unten vor dem Bauzaun. Gebannt verfolgen sie, wie das Relikt aus vergangenen Jahren Stück für Stück dem Erdboden gleich gemacht wird. Es dauert kaum eine Viertelstunde, bis die Holztreppe komplett verschwunden ist. Dann werden die zwei großen und der kleinere Bagger für die Hauptaufgabe gerüstet: den Abbau der Konstruktion aus Spannbeton. Am frühen Morgen ist bereits tonnenweise Schotter angeliefert worden, der unter dem Steg verteilt wurde. Er soll die Straße schützen, wenn die Betonbrocken herunterfallen. Die Sache ist nicht ganz ohne: „Der Beton steht unter Spannung und wir wissen nicht, wie er beim Abbruch reagiert“, erklärt Regine Zunker, die Leiterin der Abteilung Ingenieurbauwerke bei der Stadtverwaltung. Je nachdem, ob die Eisendrähte im Beton noch fest verankert seien oder nicht, könnten Teile des Stegs unkontrolliert wegschnalzen.

Die zwei größeren Bagger stehen nun parat für den großen Einsatz. Während der kleine Bagger sich an der Betontreppe abmüht, fressen sich seine großen Brüder durch die Balustrade des Stegs. Scheinbar mühelos brechen sie die Wände ab und verfrachten sie in einen der Container, die auf der Baustelle bereit stehen. Mit diesen werde der Bauschutt möglichst schnell auf einen Lagerplatz in Esslingen-Brühl abtransportiert, dort zerstückelt und wieder zu Baumaterial aufbereitet, sagt Ramazan Balci. Er ist der Geschäftsführer der Ingenieurfirma Werner & Balci, die für die Bauüberwachung des Abbruchs zuständig ist – und wie einige andere Esslinger ist er fast ein wenig wehmütig: Als Kind führte sein Schulweg über diesen Überweg.

Als es an den Abbruch des Stegs selbst geht, wird die Sache schwieriger. Die Bagger sind jetzt mit Beißzangen ausgestattet, die sie wie riesige Kiefer in den Beton hauen. Doch wegen der vielen Eisendrähte in dem Bauwerk geht es nur sehr langsam voran. Die Beißzangen bohren sich in den Steg, rütteln hin und her, es quietscht und kracht. Um die heftige Staubentwicklung einzudämmen wird permanent Wasser versprüht. Aber es tut sich wenig – außer dass der Überweg inzwischen ziemlich abgefressen aussieht. Also kommen Hydraulikhammer zum Einsatz, die das Bauwerk mürbe machen sollen. Erst am Abend ist es soweit: Nach stundenlangem Kampf haben die Bagger endlich ein Loch in den zähen Spannbeton gebissen.

Doch es wird noch dauern, bis das 41 Meter lange Bauwerk aus dem Jahr 1973 vollends verschwunden ist. Ramazan Balci rechnet damit, dass bis in die Nacht gearbeitet wird, damit man am Samstag möglichst nur noch aufräumen muss. Spätestens Samstagnacht soll die Ringstraße, die zwischen Geiselbachstraße und der Kreuzung Mettinger/Berliner Straße gesperrt ist, wieder freigegeben werden. Die Busse sollen ab Betriebsbeginn am Sonntagmorgen wieder hier fahren können.