Virtuelles Säge-Training oder imaginäre Raumbegehungen – der Thementag „Augmented und Virtual Reality“ der Volkshochschule im Neckar Forum hatte viel zu bieten.

EsslingenBestimmt die wenigsten unter uns haben Erfahrung damit, einen Baum zu fällen. Sollte man aber doch einmal in eine entsprechende Situation kommen, so reicht es, im Vorfeld eine überdimensionierte Brille anzuziehen, um die grundlegenden Handgriffe zu erlernen. Der Motorgeräte-Hersteller Stihl bot den Besuchern des Thementags „Augmented und Virtual Reality“ der Volkshochschule Esslingen im Neckar Forum genau dieses Erlebnis an. Möglich macht dies eine Technik namens Virtual Reality (VR). Die VR-Brille vermittelt einem das Gefühl, in einer virtuellen, am Computer erschaffenen Welt zu sein. Hatte man die Brille auf, bekam man das Plastikmodell einer Motorsäge in die Hand gedrückt. Diese sah man nun auch in der virtuellen Welt. Nun wählte man im Menü eine bestimmte Sägetechnik aus und legte direkt los. Das System erklärte genau, worauf beim Umgang mit der Motorsäge zu achten ist. „Es ist als Training gedacht, bevor man in den Wald geht“, sagte Marbod Lemke von Stihl.

Der Motorgeräte-Hersteller war einer von über 30 Ausstellern bei der Veranstaltung im Neckar Forum. An den verschiedenen Ständen wurde den Besuchern anschaulich erklärt und gezeigt, wie VR und Augmented Reality (AR) in ihren jeweiligen Bereichen Anwendung finden. Mit großem Interesse wurde der Stand der Firma Bertrandt umringt. Dort machte es die VR-Technik möglich, den Innenbereich eines Fahrzeugs zu erleben, bevor es ihn überhaupt gibt. „So kann ich zum Beispiel überprüfen, ob ich aus meiner Sitzposition an alle Knöpfe herankomme“, erklärte Mitarbeiter Markus Schlachtmeier. Auch hier durften Interessierte die Technik am eigenen Leib erfahren – die Freiwilligen setzten sich in ein Modell eines Auto-Cockpits. „Das Modell dient jedoch nur der Anschauung, normalerweise würde es auch komplett ohne gehen“, sagte Schlachtmeier. Dank sensibler Sensoren, die einem an die Finger gesteckt wurden, konnte man mit seinen Händen Großteile des Innenraums des Autos ertasten. Auf Knopfdruck erstrahlte dieser in einem neuen Design. „Das ist zur Kundenvorführung optimal“, sagte Schlachtmeier. Vor allem wird diese Technik jedoch in der Entwicklung angewandt. Verschiedene Autokonzerne bedienen sich ihrer bereits, um die Funktionalität einer Konstruktion zu testen.

Entwicklung muss nachziehen

Neben VR kam auch AR im Neckar Forum zum Einsatz. Durch das Anziehen einer Brille von Microsoft, genannt HoloLens, konnte man am Stand der Firma Madness eine Statue und ein Planetensystem vor sich erkennen. Bei der AR befindet man sich nicht in einer imaginären Welt, sondern virtuelle Dinge werden in die Realität projiziert.

Die Erlebnisse an den verschiedenen Ständen wurden von einigen Vorträgen im großen Saal des Neckar Forums begleitet. Direkt im ersten Wortbeitrag brachte Professor Christoph Runde etwas zur Sprache, das einige im Saal aufhorchen ließ. Der Geschäftsführer des Virtual Dimension Centers (VDC) aus Fellbach machte klar, dass die Begeisterung für besagte Techniken nun am vorläufigen Höhepunkt angelangt sei. „Größer wird sie erst einmal nicht mehr werden.“ Das sehe man auch an den Verkaufszahlen. „Die Gamer haben sich ausgerüstet und sind nicht bereit, für eine verbesserte Technik noch einmal Unmengen an Geld in die Hand zu nehmen“, sagte Runde. Das bestätigte Ove Tetens von der Firma Madness. Er sagte: „Die Begeisterung ist unglaublich in die Höhe geschossen, die Technik kommt da bis heute nicht ganz hinterher.“ Er betonte: „Wir dürfen noch viele tolle Sachen erwarten, aber die Entwicklung muss jetzt erst einmal nachziehen.“

Der Thementag „Augmented und Virtual Reality“ ist nach dem Tag zu Wirtschaft 4.0 vor zwei Jahren die nächste große Veranstaltung der Volkshochschule (VHS) in diesem Bereich. „Damit wollen wir auch unser Image ein wenig aufbessern“, sagt Andreas Beck, Fachbereichsleiter an der VHS und Koordinator des Tages. In die gleiche Kerbe schlug Mit-Veranstalter Christian Schroth: „Manchmal werden wir als VHS noch ein wenig belächelt. Das soll sich durch derartige Veranstaltungen ändern.“