So lässt sich in einem angenehmen Tempo Esslingen entdecken. Ein Elektromotor unterstützt Egbert Dannenfeld, wenn er sein Gäste im umgerüsteten Liegerad vom Marktplatz auf die Burg lenkt. Foto: Stotz Quelle: Unbekannt

Von Peter Stotz

Seit dem Frühjahr bereichert ein mobiler Blickfang das bunte Straßenbild in der Esslinger Innenstadt. Egbert Dannenfeld steuert ein sogenanntes Trimobil, ein zum Dreirad umgerüstetes Liegerad mit einem strandkorbähnlichen Aufbau hinter dem Fahrer, durch die Gassen und Fußgängerzonen. Auf einer gut gepolsterten Bank finden zwei Erwachsene bequem Platz, hoch genug über dem Hinterkopf des Fahrers und so mit freiem Blick auf das Geschehen.

Egbert Dannenfeld hat sich als Fahrradkurier selbstständig gemacht, bietet Boten- und Transportfahrten an. Vor allem aber sind seine Dienste als Chauffeur gefragt. „Ich radle durch die Stadt oder stelle mich auf den Marktplatz und es dauert nicht lange, bis ich angesprochen werde. Dann gibt es eine kleine Schnupperfahrt und die Leute merken schnell, dass es eine bequeme und gemütliche Art ist, Esslingen zu erleben“, erzählt er.

Warum nicht auch hier?

Trimobile als CO2-freie Taxis, alternative Hochzeitskutschen und Touristenattraktion hatte Dannenfeld vor einiger Zeit bei einem Aufenthalt an der Ostsee entdeckt. Als er seinen Job als Metallfacharbeiter verloren hatte, wurde die Idee konkret, so einen Dienst auch in Esslingen anzubieten. „Wenn es in anderen Städten funktioniert, warum dann nicht auch hier?“, war sein Grundgedanke.

In Schleswig-Holstein fand Dannenfeld einen Hersteller, der ein Trimobil mit einem Wechselaufbau für Personenbeförderung oder Lastentransport fertigte. Einschließlich des Fahrers können damit bis zu 300 Kilo Gewicht durch die Stadt bewegt werden. Ein Elektromotor mit 250 Watt unterstützt den Pedaleur. Damit wird das Fahrzeug ohne Muskelkraft bis zu 25 Stundenkilometer schnell und hat mit Fahrgästen eine Reichweite auf der Ebene von rund 50 Kilometern. „Der Motor ist auch nötig, denn zur Burg oder zum Jägerhaus hoch mit Fahrgästen wäre sonst nicht machbar“, sagt Dannenfeld. Wie er erzählt, verflüchtigten sich seine leisen Befürchtungen sehr schnell, das Angebot könnte ins Leere laufen oder mit Kopfschütteln als Spinnerei abgetan werden. Aus so manchem neugierigen, manchmal auch zunächst belustigten Passanten, der sich aus einer spontanen Laune heraus ein Stück durch die Stadt kutschieren ließ, sei schon ein regelmäßiger Kunde geworden und auch zunächst skeptische Fahrgäste seien von Bekannten dabei ertappt worden, in der Bahnhofstraße huldvoll nach rechts und links zu grüßen. „Das Trimobil darf überall dort fahren, wo man auch mit dem Rad fahren darf, in kleinen Gassen, in den meisten Fußgängerzonen, auf der Maille“, beschreibt Dannenfeld. Touristen lassen sich daher häufig durch die Altstadt fahren, auch Hochzeitspaare schippern gerne eine Runde über das Kopfsteinpflaster. Kleines Gepäck kann in einem Kofferraum unter der Sitzbank verstaut werden, und so lassen sich öfter auch Fahrgäste mit schweren Einkaufstaschen nach Hause bringen. Auch Stadtrundfahrten können gebucht werden.

Der Renner bei Älteren

„Ich habe auch Gäste, die es gut finden, dass es eine Alternative zum Dieseltaxi gibt. Und bei älteren Menschen ist es ein richtiger Renner geworden. Da scheint es sich herumgesprochen zu haben. Viele Senioren haben mir erzählt, dass sie mit dem Fahrzeug zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in die Stadt gekommen sind oder wieder einmal jemanden besuchen konnten. Das macht dann auch mich sehr froh“, berichtet der Dreirad-Fahrer.

Trotz eines Faltdachs, das Fahrgäste vor eventuellen Regenschauern schützen kann, sei die Personenbeförderung „eher ein Schönwettergeschäft“, sagt Dannenfeld. So wolle er sich im kommenden Winter hauptsächlich auf den Warentransport konzentrieren. „Aber es gibt auch Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt. Da werde ich für Gäste da sein.“

Auch wenn der Winter eine gewisse Durststrecke bringen sollte, sieht sich Dannenfeld doch am Puls der Zeit: „Es ist ein kleiner, aber guter Beitrag zu den Klimaschutzzielen der Stadt und es macht sie attraktiver. Stadtverkehr ohne Abgase und Lärm, das ist ein Zukunftsmodell.“

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