Susanne Lüdtke, Erika Schaible, Wolfgang Starker und Jürgen Kürner (von links) fordern die Stadt zum Handeln auf. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Nächtliche Gelage, Streitereien und Zerstörungen – Anwohner der Esslinger Burg klagen über häufige Probleme. Und sie fordern die Stadt zum Handeln auf.

EsslingenDer Ärger bei vielen Anwohnern der Esslinger Burg ist riesengroß. Nach ihren Beobachtungen nehmen nächtliche Gelage, Streitereien und Zerstörungen in jüngerer Zeit überhand. Von der Stadt fühlen sie sich allzu oft im Stich gelassen. Nun ist das Maß voll. Gestern trafen sich einige Nachbarn spontan im Restaurant Trödler zur Burgschenke, um ihre Erfahrungen auszutauschen – und um ihrem Ärger Luft zu machen. Denn für diejenigen, die aus nächster Nähe das Treiben auf der Burg beobachten können, ist klar: „So kann es nicht weitergehen.“ Weil sich die Probleme nicht von selbst lösen, fordern die Betroffenen die Stadt zum Handeln auf.

Jürgen Kürner kennt die Esslinger Burg seit vielen Jahren. 1995 hat er im „Trödler“ angeheuert, seit 2004 führt er das Lokal und sagt: „Ich habe einen ziemlich langen und genauen Überblick. Früher ging es zwar an manchen Sommerabenden auch hoch her, doch in den letzten zwei, drei Jahren wird es immer schlimmer.“ Der Wirt berichtet von Trinkgelagen, Raufereien, Vandalismus und unzähligen Scherben zerdepperter Flaschen – und er erinnert daran, dass im vergangenen Sommer eine Party mit mehr als 200 Teilnehmern eskaliert und von der Polizei aufgelöst worden war. Als Konsequenz hatte die Stadt am folgenden Wochenende im gesamten Stadtgebiet sogenannte Facebook- oder Whatsapp-Partys untersagt.

Früher hat sich nach Kürners Worten im Herbst und Winter manches wieder beruhigt, doch mittlerweile können offenbar selbst die kalten Temperaturen der vergangenen Wochen die erhitzten Gemüter der Feiernden nicht mehr abkühlen: „In den letzten vier, fünf Wochen musste am Freitag- und Samstagabend immer wieder die Polizei anrücken.“ Und zwar nicht nur draußen auf dem Burgplatz, sondern auch im „Trödler“: Mal wird eine Scheibe eingeschlagen, ein andermal wird ein ganzes Fenster rausgerissen – am vergangenen Wochenende ging auf der Toilette ein Spiegel zu Bruch. Nun ist für Jürgen Kürner Schluss mit lustig: „Auf der Burg fehlt schon lange eine öffentliche Toilette – seither sollen die Leute meinen Sanitärbereich als ‚Nette Toilette’ nutzen. Das kann ich so nicht länger mitmachen, wenn ich nur Kosten und Scherereien habe.“

Wolfgang Starker wohnt in der Straße Am schönen Rain, und auch er kann ein wenig erfreuliches Lied von manchen Abenden auf der Burg singen: „Das fängt schon auf dem äußeren Burgplatz an. Die jungen Leute kommen spätabends mit ihren Autos an, reißen die Türen auf und drehen erst mal die Stereoanlagen auf. Dass nebenan Nachbarn schlafen wollen, kümmert sie nicht. Und seit die Schranke am äußeren Burgplatz abgerissen wurde, fahren manche auch ungeniert weiter. Wir waren auch mal jung und haben gern gefeiert. Aber so wären unsere Feiern nicht eskaliert.“ Wolfgang Starker ahnt, weshalb es auf der Burg immer wieder zu Lärmbelästigung, Zerstörungen und lautstarkem Streit kommt: „Der Alkohol ist das Problem. Man kann beobachten, wie sich das aufschaukelt.“ Wenn Anwohnerin Erika Schaible in ihren Garten geht, findet sie häufig leere Flaschen. „Wodka ist offenbar besonders beliebt“, hat sie beobachtet. Und Susanne Lüdtke weiß: „Oft werden leere Flaschen einfach über die Mauer geworfen – dass weiter unten Leute getroffen und verletzt werden könnten, kümmert keinen. Dieser Zustand ist nicht mehr hinnehmbar. Ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum könnte ein erster Schritt sein.“

Einig sind sich viele Anwohner der Burg, dass die Stadt häufiger kontrollieren und einschreiten sollte, wenn Dinge aus dem Ruder laufen. „Das Ordnungsamt müsste viel häufiger Präsenz zeigen – nicht nur tagsüber und am frühen Abend, sondern auch spätabends und in der Nacht, wenn es hoch hergeht“, fordert Starker. Wenn es unerträglich wird, rufen manche Nachbarn und auch der Wirt des „Trödler“ die Polizei. „Doch die kann auch nicht viel ausrichten“, hat Kürner beobachtet. „Wenn man bedenkt, was sich die Polizei oft von 13-, 14-jährigen Jungs anhören muss, können einem die Beamten richtig leidtun. Die haben doch gar nicht mehr genug Personal, um überall nach dem Rechten zu sehen.“ Deshalb sind sich die Betroffenen einig: „Jetzt ist die Stadt gefordert. Wir brauchen ein Konzept, wie man die Probleme in den Griff bekommt.“ Für Erika Schaible wäre das höchste Zeit: „Ich traue mich abends schon nicht mehr raus.“