Eine Anlaufstelle bei häuslicher Gewalt: Die Stuttgarter Bewährung shilfe und die Sozialberatung haben in Esslingen gemeinsame Räume. Foto: Krytzner Quelle: Unbekannt

Von Thomas Krytzner

Häusliche Gewalt blieb lange Zeit ein Tabuthema. Oft wurde vieles unter den Teppich gekehrt und die benötigte Hilfe für Familien blieb aus. Die Sozialberatung Stuttgart hat deshalb vor 15 Jahren die erste Männerinterventionsstelle ins Leben gerufen. Mittlerweile heißt das Projekt Gewaltprävention und bietet nun auch in Esslingen Hilfe an. Jetzt wurden die neuen Büroräume eingeweiht.

Längst sind es nicht nur mehr Männer, die mit Gewalt den Familienfrieden stören. Diese Erkenntnis war nicht zuletzt der Grund, der Beratungsstelle einen neutralen Namen zu geben. Bisher wendeten sich Hilfe suchende jeweils an die Fachberater in Stuttgart. Oft war jedoch der Weg in die Hauptstadt ein Hinderungsgrund, sich beraten zu lassen. Dem wirken die Mitarbeiter der neuen Fachberatungsstelle Gewaltprävention im Kreis Esslingen nun entgegen. Markus Beck und Dominique Jend freuen sich, Menschen in Not an der Heilbronner Straße 50 in Esslingen zur Seite zu stehen. Astrid Spurk, Sozialplanerin beim Landkreis Esslingen, ist froh, dass die beiden Vereine, Sozialberatung Stuttgart und Bewährungshilfe Stuttgart in Esslingen gemeinsam Büroräume bezogen haben. Sie versicherte: „Die Arbeit der Beratungsstellen kann nur wirkungsvoll geleistet werden, wenn die Netzwerke vorhanden sind.“ Sie lobte die Offenheit der beiden Vereine gegenüber den Behörden und Netzwerkpartnern. Ebenso hob Astrid Burk die konstruktive Arbeit mit den Menschen, die Hilfe brauchen, hervor. „Sie verurteilen die Taten und nicht die Menschen.“ Andreas Arndt, Direktor des Amtsgerichts Esslingen, kam in doppelter Funktion zur Einweihung der neuen Büroräume. Zum einen hat er als Richter immer wieder mit Tätern und Opfern häuslicher Gewalt zu tun, zum andern ist er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Bewährungshilfe Stuttgart. Er wünscht sich, dass die beiden Vereine im sozialen Miteinander Befriedung erreichen. „So hat das Amtsgericht auch weniger zu tun.“ Arndt ist überzeugt, dass die Eröffnung der Beratungsstellen in Esslingen Erfolge nach sich zieht. „Menschen werden nicht alleine gelassen. Das Gericht erfüllt zwar seine Aufgabe und urteilt. Aber wir blicken über den Tellerrand hinaus.“ Er bestätigte, dass auch beim Familiengericht oft Männer und Frauen angetroffen werden, die vor dem Nichts stehen.

Für Andreas Arndt hat die Nutzung des gemeinsamen Büros an der Heilbronner Straße nur Vorteile: „Synergieeffekte für Mitarbeiter können genutzt werden.“ Er spricht damit auch die schwierigen Zeiten für beide Vereine an. Er freut sich aber auf dem gemeinsamen Weg im Dienste der Bevölkerung im Kreis Esslingen. Dominique Jend ist seit Januar hauptamtlicher Leiter der Beratungsstelle in Esslingen. Er freut sich über die hellen und großzügigen Büroräume. „Das erleichtert die Einzelarbeit bei Problemen mit häuslicher Gewalt.“ Er will vor allem das Training der Gewaltsensibilisierung vorantreiben. Diakon Markus Beck ist Experte bei der Gewaltprävention der Sozialberatung Stuttgart. Er sprach die verschiedenen Angebote der Beratungsstellen an und wies darauf hin, dass durch den Zuzug nach Esslingen nun auch örtlich regional Hilfe angeboten werden kann. Jedoch sind die Vereine auch selbst auf Spenden angewiesen. Siegfried Kämmerer ist seit 34 Jahren bei der Sozialarbeit in Stuttgart dabei. Er ist Bereichsleiter für das betreute Wohnen. Bei dieser Beratung werden beispielsweise Wohnungen für Opfer häuslicher Gewalt organisiert, es gibt aber auch Eltern und Kind-Projekte. Kämmerer freut sich auf die Zusammenarbeit der Vereine in den neuen Büroräumen.