Christian Dörmann hat alle Hände voll zu tun, um die Lesermeinungen zu notieren. Quelle: Unbekannt

Bei der EZ-Sommerredaktion war der Andrang groß. Dieses Mal ging es um das alte ZOB-Gelände. Das ist vielen Esslingern ein Anliegen.

EsslingenWenn es um die Zukunft des alten Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) an der Berliner Straße geht, liegen zwischen den Vorstellungen von Verwaltung und Gemeinderat und den Bürgerinnen und Bürgern, die gestern zur Sommerredaktion der EZ auf den Esslinger Bahnhofplatz gekommen waren, Welten. Viele Menschen können nicht verstehen, dass der neue ZOB rund um den Bahnhof schon längst aus allen Nähten platzt, während man die Chance ungenutzt lässt, nur einige Meter weiter auf dem alten ZOB für Entlastung und damit für ein zukunftsfähiges Nahverkehrskonzept zu sorgen. Dass der alte Busbahnhof mittlerweile schon seit zwei Jahren brach liegt, stieß gestern auf besonders heftige Kritik und in fast jedem Statement wiederholte sich ein Wort: „Schandfleck.“

Bülent Taymaz (Ostfildern, 55 Jahre) alt) hält den neuen ZOB für eine „bescheidene Idee“, weil er den Autoverkehr rund um den Bahnhof zeitweilig zum Erliegen bringt. Auf dem alten Busbahnhof wünscht er sich einen öffentlichen Parkplatz und spricht mit Blick auf dessen heutigen Zustand von einem Schandfleck.

Ella Hartung (Esslingen, 69) findet den neuen ZOB zwar schön, aber er sei viel zu klein. Schon ein zweiter einfahrender Bus würde die Kapazität sprengen. „Der alte ZOB gehört zum Bahnhof“, sagt Ella Hartung. Deshalb müsse auch er für den Busverkehr genutzt werden. Man müsse doch auch an die Zukunft denken, und die habe mit Mikroapartments, wie sie im geplanten Neubau vor dem Parkhaus entstehen sollen, nichts zu tun.

Egon Schraitle (Esslingen, 86) würde den alten ZOB als öffentlichen Parkplatz und als Busparkplatz vor allem in der Weihnachtszeit nutzen: „Häuser haben wir genug. Die Stadt soll aufhören, alles zuzubauen.“

Petra Schulz (Esslingen, 53) vom Bündnis Esslingen aufs Rad sieht den alten ZOB als idealen Platz für eine große Mobilitätszentrale, um noch mehr Menschen einzuladen, von Auto auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Eine Bebauung des Grundstücks schließt sie nicht aus, plädiert aber für eine durchmischte Wohnbebauung und einen Grünbereich.

Barbara Frey beschäftigt sich als Vorsitzende des Bürgerausschusses Innenstadt schon lange mit dem alten ZOB-Gelände. Manche im Ausschuss hatten vor Jahren dafür plädiert, das gesamte Areal zur Grünfläche und damit zu einer grünen Lunge für die Innenstadt zu machen – am Ende einigte man sich im Ausschuss darauf, der Stadt zu empfehlen, dass wenigstens ein Teil der Fläche nicht bebaut, sondern begrünt wird. Doch dafür fand der Bürgerausschuss im Rathaus keine Gegenliebe. „Dabei wäre mehr Grün in der Innenstadt so wichtig – und im Bahnhofsbereich mit seinen kahlen Flächen besonders“, gibt Frey zu bedenken. Klar ist für sie: „Es ist in jedem Fall die schlechteste Lösung, wenn auf dem alten ZOB jeder Quadratmeter zugebaut wird. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was für eine Häuserschlucht dort entlang der Straße entsteht.“

Irene Pauli (Esslingen, 68) würde am liebsten die neue Esslinger Stadtbücherei dorthin bauen – „und zwar so hoch, dass man das hässliche Parkhaus nicht mehr sieht“. Sie wünscht sich, dass die neue Bibliothek einen begrünten Innenhof bekommt, der so malerisch sein müsse wie der jetzige im Bebenhäuser Pfleghof. Auf dem Bahnhofvorplatz vermisst sie die versprochenen Grünpflanzen: „So sieht der Platz schrecklich aus. Wenn ich Besucher am Bahnhof abhole, schäme ich mich dafür, wie man sie in Esslingen empfängt.“

Renate Mehrkühler (Esslingen, 82) ist gegen einen Neubau, schon weil der für Einwohner und Besucher der Stadt den schönen Blick auf die Weinberge verstelle. Eine kleine Gartenanlage fände sie besser. „Viele Geschäfte stehen leer, da brauchen wir nicht noch ein Geschäftshaus“, meint sie.

Thomas Dieterich (Esslingen, 60) findet es ärgerlich, dass sich so lange nichts auf dem Areal tut. „Ein Schandfleck“, sagt er. Dass am neuen ZOB „alles auf kleinstem Raum“ passiere, während der alte Busbahnhof brach liege, ist für Dieterich nicht nachvollziehbar. Der alte ZOB müsse in den Nahverkehr mit einbezogen werden.

Wolfgang Schreiner (Esslingen, 63) ist für einen Park als grüne Lunge parallel zum Bahnhofplatz. Überdies sei diese Fläche wichtig als Reserve für den neuen ZOB, „auf dem es schon jetzt viel zu eng zugeht“. Da gehe der Stadt zwar Geld durch einen entgangenen Verkauf verloren, aber so behalte sie immerhin das Recht, über die Fläche zu entscheiden.

Birgit Boyaval (Esslingen, 65) spricht mit Blick auf den alten ZOB von einem großen Schandfleck und von einer öffentlichen Müllhalde. „Ein furchtbarer Anblick“, sagt sie und hätte lieber eine Grünfläche mit Bäumen und Springbrunnen.

Verena Fischer (Esslingen, 31) findet es schade, dass die ursprünglichen Hotelpläne in dem geplanten Neubau vom Tisch sind. Mikroapartments hält sie auch für akzeptabel – „aber zeitnah“. Einen erweiterten Busbahnhof kann sie sich an dieser Stelle auch vorstellen, nachdem es rund um den Bahnhof ziemlich eng zugehe.

Gerhard Hörger (Esslingen, 76) ist gegen eine weitere Bebauung und für eine Grünfläche, die gut für das Stadtklima sei. „Vielleicht sollte die Stadt mehr das tun, was die Bürger wollen“, meint Hörger, aber die würden ja nicht gefragt. Alles werde von oben herab entschieden.

Stefanie Wagner (Reichenbach, 20) will auf dem alten ZOB-Areal kostenlose Parkplätze für Leute, die nur kleine Besorgungen machen wollen. Wichtig sei ein solches Angebot auch für junge Leute, die nicht so viel Geld hätten.

Konrad Neubauer (Esslingen, 63) kritisiert ebenfalls den Zustand, wonach es auf dem neuen ZOB viel zu eng zugehe. Die Busse kämen sich ins Gehege und es komme auch immer wieder zu gefährlichen Situationen. Deshalb müsse auch der alte ZOB für den Busverkehr genutzt werden.

Dieter Sturm (Esslingen, 62) vermisst eine strikte Zeitplanung für die Bebauung des Geländes und kann sich an dieser Stelle ein großes Mobilitäts- und Beratungszentrum für Touristen und Nahverkehrsnutzer vorstellen. Und während der Weihnachtszeit müsse die Möglichkeit geschaffen werden, dort auch Busse abzustellen.

Sigrid Cremer (Esslingen, 71) meint: „Wir haben schon genug Beton in der Stadt, daher kämpfe ich für eine Grünfläche. Schauen Sie sich den Bahnhofplatz an, der ist eine einzige Katastrophe, mit dem bescheuerten Klo in der Mitte. Im Herbst und Winter ist es hier richtig gruselig. Umso dringender bräuchten wir auf dem ZOB eine kleine Oase mit Bäumen und Bänken, also etwas, das Atmosphäre schafft.“

Ingeborg Kretschmar (Esslingen, 65) verweist auf andere Städte wie Freiburg, die es vormachten, wie man die Innenstädte lebenswert gestalten könne. Auf den alten ZOB solle gar kein Gebäude kommen, „sondern ein kleiner Park, in dem die Menschen sitzen und sich mit anderen treffen können. Wir müssen ja damit rechnen, dass unsere Sommer immer heißer werden. In so einer Betonwüste wie hier am Bahnhof ist die Hitze unerträglich.“

Peter Sieger (81) wohnt in Reichenbach, ist aber ein alter Esslinger: „Ich finde, dass die gesamte Bebauungsplanung eine Fehlplanung ist. Besonders die öffentliche Bedürfnisanstalt auf dem Bahnhofsvorplatz ist unmöglich. Auswärtige Besucher, die nach Esslingen kommen, sehen als erstes die Toiletten und dann die Brachfläche vom ehemaligen ZOB. Am besten fände ich, wenn der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt würde.“

Irene Thur (Esslingen, 67) findet, dass eine große Grünfläche auf dem Gelände angelegt werden sollte. Am besten mit einer schönen Baumanlage. Auf keinen Fall soll dort ein Hotel gebaut werden.

Ingeborg Kaiser (Esslingen, 75) liebt Esslingen und kauft auch alles hier ein: „Aber das ZOB-Gelände ist ein Schandfleck für die Stadt. Außerdem ist es ärgerlich, dass man jedes Mal um die gesamte Absperrung herumlaufen muss, wenn man zu den Geschäften möchte. Ich bin dagegen, den Platz zuzubauen – ein niedriges Gebäude wäre vielleicht denkbar.“

Michael Banzhaf (Esslingen, 59) hat festgestellt, dass der neue Busbahnhof bereits jetzt total überlastet ist. Und er fragt sich: „Wie soll das erst werden, wenn die Stadt noch mehr Leute vom Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr überzeugen will?“ Die passende Lösung hat er vor Augen: „Warum nimmt man das frühere Busbahnhof-Gelände nicht dazu? Das wäre ideal, um die Situation zu entspannen. Und die Polizei müsste präsenter sein.“

Wolfgang Schlotterbeck (Esslingen, 78) stellt klar: „Unabhängig davon, was auf dem alten ZOB-Gelände gemacht wird, müssen wir darauf achten, dass das Stadtbild gut bleibt. Die Qualität ist in den letzten Jahren merklich zurückgegangen.“ Deshalb müsse nicht nur auf dem alten ZOB-Gelände etwas Gutes entstehen, sondern auch auf dem Bahnhofvorplatz. Sein alter Traum: „Ein Brunnen wäre schön. Wenn man den direkt vor dem Bahnhof nicht möchte, könnte man überlegen, ob das alte ZOB-Gelände ein Platz dafür wäre.“

Elfriede Triebsch (Esslingen, 80) fordert, dass an dieser Stelle eine Grünanlage entsteht und keine neuen Häuser: „Die Luft in der Innenstadt ist ohnehin so schlecht – darum muss sich die Stadt kümmern. Solch ein Park muss zentral gelegen sein und nicht am Rand der Innenstadt. Die Leute kommen hier an und brauchen direkt eine Möglichkeit, sich auszuruhen. Den schönen Blick auf die Weinberge darf man nicht mit neuen Häusern verdecken.“

Christan Krampitz(Esslingen, 76) könnte sich eine neue Stadtbibliothek auf dem alten ZOB-Gelände vorstellen: „Seit Jahren sucht man krampfhaft einen neuen Platz für die Bücherei – dort wäre alles möglich, was man braucht. Mit dem Bahnhof und dem ZOB in der Nähe ist dieser Ort auch für Leute, die schlecht zu Fuß sind, gut erreichbar. Weitere Einkaufsmöglichkeiten braucht die Innenstadt nicht.“

Waltraud Pfannenschmidt (Esslingen, 75) erinnert die Verantwortlichen im Rathaus daran, „dass Städte Schneisen für die Frischluftzufuhr freihalten müssen“. Das alte ZOB-Gelände ist für sie so eine. Deshalb wünscht sie sich auf dem Gelände „einen kleinen Park mit Bänken und Bäumen, wo man ein wenig ausruhen kann“. Das wäre nach ihrer Einschätzung auch ein Kontrapunkt zum Bahnhofvorplatz, der für sie nicht das passende Entree ist.

Friedrich Krejsta (Esslingen) hat beobachtet: „Seit vielen Jahren werden auswärtige Reisebusse nur notdürftig an den Straßenrand geklemmt.“ Deshalb empfiehlt er: „Macht den ehemaligen ZOB zum Reisebusbahnhof. Dort könnten endlich die Fernbuslinien anlegen, die optimal mit der Bahn und allen städtischen und regionalen Buslinien verknüpft wären.“ Das vorgesehene Gebäude könne darüber auf Stelzen gestellt werden: „Der Reisebusbahnhof befindet sich im Erdgeschoss. Er ist automatisch überdacht, und in allen darüber liegenden Stockwerken könnten eine oder mehrere der bereits angedachten baulichen Nutzungen stattfinden.“ Die ideale Nutzung wäre für Krejsta eine neue Stadtbücherei.

Sylvia Kopp (Esslingen, 69) würde den alten am liebsten zum neuen Busbahnhof machen: „Nachdem der neue ZOB schon wieder zu klein ist, könnte man ihn dort erweitern. Dann hätte man Platz für Fernbusse und Busse der Weihnachtsmarktbesucher. Wenn das alte ZOB-Gelände nicht bebaut wird, entgehen der Stadt Einnahmen, aber der Nahverkehr muss halt auch funktionieren. Wir brauchen nicht noch mehr Läden und Fitnessstudios, aber auch keine Mikroapartments.“

Alexander Hanisch (Esslingen, 38) würde das alte ZOB-Gelände mit bezahlbaren Ein- bis Zweizimmerwohnungen bebauen: „Die fehlen in Esslingen, und wenn in der Weststadt erst die neue Hochschule gebaut ist, werden noch mehr Wohnungen dieser Größe gebraucht.“ Begrüßen würde es Hanisch, wenn im neuen Gebäude Praxen für Ärzte und Therapeuten entstehen würden: „Die wären gut erreichbar, was für allem für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, wichtig wäre.“

Dietlind Mandelmeier (Esslingen, 81) ist mit dem Bahnhofsviertel gar nicht zufrieden: „Wenn ich Besuch bekomme, werde ich oft gefragt, ob das wirklich das Entree von Esslingen sein soll. Ich liebe Esslingen und finde es so schade, wie sich die Stadt in den letzten Jahren verändert hat.“ Weil sie mit dem neuen ZOB und dem Bahnhofvorplatz gar nicht glücklich ist, würde sie sich wünschen, dass wenigstens auf dem alten ZOB-Gelände eine Parkanlage entsteht: „Man darf nicht alles zubauen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass dort bis vorn zur Straße ein Gebäude steht.“

Ingrid Hällfritzsch (Esslingen, 68) findet, dass der alte ZOB am besten geeignet ist, um dort die neue Stadtbibliothek zu bauen: „Ich weiß, dass es genügend Menschen in Esslingen gibt, die auch so denken.“

Sylvia Maier (Esslingen, 56) plädiert für eine schattige Grünfläche auf dem alten ZOB-Gelände: „Sich im Sommer auf dem Bahnhofvorplatz aufzuhalten, geht gar nicht. Da ist es viel zu heiß. Ein kleiner Park könnte ein wenig Abhilfe schaffen. Dann könnte man sogar einen Teil der Fläche nehmen, um dort noch Platz für Busse zu schaffen. Damit wäre die beengte Situation am Busbahnhof ein wenig entzerrt.“