Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Eine Bankenrettung der besonderen Art hat dieser Tage an der Bushaltestelle Hohenkreuz stattgefunden: Die Verwaltung hat die inzwischen bis über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Mini-Bank wieder auf Normalniveau angehoben. Bei der Erhöhung des Gehwegs für den barrierefreien Einstieg in die Busse war die Bank nicht angepasst worden und hatte so nur noch knapp 35 Zentimeter Sitzhöhe gehabt - und für viel Spott gesorgt. Dieses Manko ist nun behoben. Doch das dürfte vielen Stadträten nicht reichen: Sie sehen großen Verbesserungsbedarf an zahlreichen anderen Haltestellen und kritisieren, dass die Stadt das Thema viel zu langsam angehe.

Barrierefreiheit, Sitzgelegenheiten und ein Regenschutz gehörten einfach zu einem guten öffentlichen Nahverkehr, betonte der CDU-Rat Gerhard Deffner in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt. Die Stadt sei hier zwar auf einem guten Weg, sollte aber bitte ein bisschen mehr Dampf machen beim Ausbau der Bushaltestellen. Noch deutlicher wurde Yvonne Tröger (SPD): „Was nützt der beste Bus, wenn man klatschnass einsteigen muss?“, kritisierte sie den ihrer Meinung nach vielfach fehlenden Regenschutz. Man müsse die Anstrengungen erhöhen, um den Nahverkehr attraktiver zu machen. Der Ausbau von einer Haltestelle im Jahr, wie es bislang offenbar Usus sei, reiche nicht: „Wenn wir in dem Schneckentempo weitermachen, werden wir der Situation nicht gerecht.“

Das sah auch Helmut Müller-Werner (Güne) so: „Wenn wir alle 303 Haltepunkte in dem Tempo ausbauen wollen, dann brauchen wir dafür 200 Jahre“, rechnete er unter dem Gelächter der Ratskollegen vor. Wie Tröger forderte auch Müller-Werner ein Konzept für das weitere Vorgehen - und zwar eines, das darauf beruhe, wie viele Fahrgäste an der jeweiligen Haltestelle ein- und aussteigen. Wenn der Stadt die entsprechenden Daten von den privaten Busunternehmen fehlen, dann müsse sie diese eben konsequent einfordern.

Tobias Hardt, Stadtrat der Linken, wies zudem auf die mangelhafte Beleuchtung an vielen Haltestellen hin: „Das ist ganz klar ein Problem.“ Ihm sei zwar bewusst, dass man nicht jede Haltestelle komplett ausrüsten kann, aber man brauche eine Aussage darüber, wann was gemacht werden soll. Der FDP-Rat Ulrich Fehrlen betonte zudem, dass es höchste Zeit sei, dass die provisorische Haltestelle an der Mutzenreisstraße, wo man in einem „Dreckloch“ ein- und aussteigen müsse, ertüchtigt wird. Zudem müsse sich insgesamt das Tempo des Ausbaus deutlich erhöhen.

Der Finanzbürgermeister Ingo Rust wies die Kritik allerdings zurück. Es könne keine Rede davon sein, dass man hier im Schneckentempo arbeitet. Zwar sei es richtig, dass derzeit nur etwa 120 von 330 Haltepunkten überdacht sind. Doch eine Haltestelle bestehe in der Regel aus zwei Haltepunkten - meist stiegen an dem einen mehr Leute ein und an dem anderen mehr Leute aus. Überdachungen und Sitzgelegenheiten plane man aber nur an den Einstiegsstellen, weil man nach dem Aussteigen üblicherweise nicht mehr warten müsse. Er geht davon aus, dass nur 150 bis 170 Haltepunkte mit Regenschutz ausgestattet werden müssten. Die Stadt stehe also schon ganz gut da. „Schneller und besser geht immer“, aber das koste eben, so Rust. Barrierefrei ausbauen wolle man alle Haltestellen, sofern das möglich sei, und die Beleuchtung entspreche schon jetzt überall den gesetzlichen Vorgaben.

Im Übrigen sei die Stadt gerade dabei, einen Plan zu erstellen, nach dem die Ausstattung der Bushaltestellen in Zukunft ablaufen solle. Ingo Rust rechnet damit, dass dieser noch dieses Jahr fertig werde. Bei der Bewertung der Haltestellen sei vor allem die Zahl der ein- und aussteigenden Fahrgäste wichtig. Künftig werde man diese Kennzahlen auch von den privaten Busunternehmen anfordern.

Aktuelle Zahlen

Auf Antrag der SPD und der Linken hat die Stadt erstmals einen Überblick über die Ausstattung der Bushaltestellen in der Stadt erarbeitet. Demnach gibt es insgesamt 155 Haltestellen mit 303 Haltepositionen, von denen 120 mit einer Wetterschutzeinrichtung ausgestattet sind. An 97 Haltepositionen gibt es zusätzlich Sitzgelegenheiten, 17 verfügen über eine Sitzmöglichkeit, aber über keinen Regenschutz. Als barrierefrei (hoher Bordstein und Blindenleitsystem vorhanden) gelten derzeit zwölf Haltestellen.