Beim Radbasar waren die besten Renner sofort weg. Foto: Dietrich - Dietrich

150 Räder waren vom ADFC beim alljährlichen Radbasar angeboten wurden. Die meisten davon fanden auch rasch einen neuen Besitzer, dabei gelang so Manchem ein echtes Schnäppchen.

EsslingenDas war Pech: Da hatte sich Annette Christian aus Kirchheim vor einem Jahr auf dem Radbasar des ADFC in der Esslinger Schelztorhalle ein schönes Rad gekauft, ein halbes Jahr später wurde es ihr auf dem Hof gestohlen. So stand sie in diesem Jahr schon eine Stunde vor Beginn des Verkaufs am Eingang und war ganz vorne in der Schlange. „Ich brauche ein großes Rad mit vielen Gängen“, sagte sie und hatte sich ein Budget von 200 Euro vorgenommen. Am Ende gab sie nach gründlichem Nachdenken 350 Euro aus, fuhr aber mit einem Prachtexemplar von Rad davon, das neu einmal einen runden Tausender mehr gekostet hatte. Und sie nahm sich vor, dafür umgehend ein gutes Schloss zu kaufen. Auch das Ehepaar aus Esslingen-Zell direkt hinter ihr, das ein altersgerechtes Damenrad kaufen wollte, wurde fündig und zog später zufrieden von dannen. Weil es schon seit neun Uhr da war – Verkaufsbeginn war um 11.30 Uhr –, war das Paar bestens informiert: „Wir kennen jedes Rad, dass da reingefahren ist.“ So mancher Käufer machte ein Schnäppchen. Christian Krampitz aus der Pliensauvorstadt hatte ein Rennrad gebracht. „Ich kann nicht mehr, mein Kreuz ist kaputt“, sagte der 78-Jährige. 3100 Mark hatte der Edelrenner im Jahr 1988 gekostet: Stahlrahmen, Schaltung von Campagnolo, Chromgabel, Pedalhaken. Für 250 Euro nahm ein zufriedener junger Mann den Renner mit. Er wusste, dass er ein besonderes Stück ergattert hatte. „Gerne hätte ich den Vorbesitzer getroffen“, sagte er. Ein deutlich moderneres Rennrad, ein roter Traum von Leichtgewicht aus dem Jahr 2003 für über 2400 Euro, stand nun für schlappe 150 Euro zum Verkauf. Kein Wunder, dass dieser Renner bei einem solchen Hammerangebot schnell einen neuen Liebhaber fand.

Anders war es bei den vier Pedelecs, sie blieben alle stehen. Dabei wäre etwa das teuerste Exemplar für 900 Euro ein interessantes Angebot gewesen: Gekauft wurde es im Juli 2016 für 1900 Euro und hatte 7820 Kilometer auf dem Tacho, die erneuerten Teile waren genau dokumentiert.

Insgesamt hatte der ADFC rund 150 Räder im Angebot, hinzu kamen auch Tretroller und anderes, nur Radanhänger waren keine vertreten. Manches gab es sehr günstig: Vater und Sohn Volker und Max Wintergerst hatten zu zwei Kinderrädern, die sie für 40 und 55 Euro anboten, gleich noch drei Ersatzschläuche und drei Helme mitgebracht: „Sonst würde es auf dem Sperrmüll landen!“

Etwa Zweidrittel bis Dreiviertel der Räder waren nach einer Stunde verkauft. Bei manchem Rad blieb unverständlich, warum es keiner wollte: Ein gut erhaltenes KTM-„Veneto“-Trekkingrad für 120 Euro mit Deore-Mittelklasseausstattung war doch ein gutes Angebot. Störte die Interessenten die große abschließbare Box auf dem Gepäckträger? Diese lässt sich doch abschrauben. Bei einzelnen Rädern war aber vielleicht die Preisvorstellung des Anbieters etwas hoch: 160 Euro für ein Puch-Rad, geschätzt aus den 1980er-Jahren, mit Seitendynamo und Fünfgang-Positron-Schaltung? Das macht auch der elegante vermuffte Stahlrahmen nicht wett.

Die rund zehn ADFC-Aktiven hatten ein wachsames Auge: „Wir verkaufen nur verkehrssichere Fahrräder“, sagte Thomas Rumpf. Er würde sich freuen, wenn auch die Polizei mit wachsamem Auge zum Radbasar kommen würde, um nach eventuell gestohlenen Rädern zu sehen. Bei einigen Rädern war das ausgeschlossen, die Verkäufer hatten die Originalrechnung beigelegt.

Am 30. März gibt es in der Radfahrhalle Kemnat einen weiteren Radbasar.