Die aus Kenia stammende Keziah Munai arbeitet als Bedienung. Sie liebt Dirndl möchte unbedingt Zwiebelfestkönigin werden. Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

Petrus hat es nicht gut gemeint mit den Zwiebelfestwirten, denn es regnete zweitweise in Strömen und es war empfindlich kühl. Obwohl beim Trachtentag im Laubendorf auf dem Marktplatz ein kostenloses Glas Sekt für die Damen und ein Bier für die Herren winkten, wenn sie entweder in Rock mit Mieder und Schürze oder in Krachledernen erscheinen, konnte man im Gegensatz zu den Jahren davor die Gäste an einer Hand abzählen.

„Ich liebe Trachten, weil sie mir ein heimatliches Gefühl geben“, sagte eine Esslingerin, die seit über 20 Jahre das Zwiebelfest besucht. Wegen des Wetters kam die 68-Jährige in langen Lederhosen, hatte jedoch auf die Trachtenschuhe verzichtet. Sie liebt die Regionalität beim Zwiebelfest, bedauerte aber, dass immer weniger Wirte aus Esslingen stammen.

Zum sechsten Mal gab es am Trachtentag die Gelegenheit, vor der Kamera eines Fotografen zu posieren. „Ich möchte unbedingt Zwiebelfestkönigin werden“, sagte Keziah Munai, die aus Kenia stammt, in Konstanz Soziologie und Verwaltungswissenschaften studierte und nun in München arbeitet, mit einem strahlenden Lächeln. Die junge Frau bedient in ihrem Urlaub zum ersten Mal auf dem Zwiebelfest und ist voll des Lobes angesichts der gut gelaunten und offenen Gäste. In Esslingen gehe es gemütlich und familiär zu, ganz anders als auf dem lautstarken Oktoberfest. Munai hat zuhause fünf Dirndl im Kleiderschrank hängen und fühlt sich in der Tracht sehr weiblich. Kolleginnen aus anderen Lauben wollten sich auch nicht die Gelegenheit entgehen lassen, in Tracht bei der Wahl zur Zwiebelfestkönigin mitzumachen.

Moderator Rafael Treite gab sein Bestes, um die wenigen Gäste zu unterhalten und zum mitmachen zu animieren. Ein Bad Cannstatter mit bayrischem Dialekt trat gegen einen Besucher aus Schweden im Zwiebelfestquiz an: Zum wie vielten Mal findet das Zwiebelfest statt? Wer wurde zum Start mit Zwiebeln aufgewogen? Warum weint man beim Zwiebel schneiden? Zwei Daimler-Mitarbeiter aus Hedelfingen maßen sich im Stemmen von einem vollen Maßkrug. Die Arme zitterten zwar etwas, aber ganz so ernst nahmen die Beiden den Wettbewerb nicht und prosteten sich kurzerhand zu. Die Begeisterung fürs Nägel einschlagen hielt sich in Grenzen.

Während die Gäste unter den Zeltdächern Zuflucht suchten, ließen sich die Mädels der Gruppe „Danza“ der Karnevalsfreunde Esslingen beim Friseur ihre Haare kunstvoll flechten. Anschließend hieß es Vorhang auf für die getanzte Modenschau von Kögel auf der Bühne mit Dirndl in unterschiedlichen Farbkombinationen und verspielten Details. Darauf hatte sich die 68-jährige Esslingerin am meisten gefreut.

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