Zum Neustart des Central-Theaters durchschneiden Julia Rohn und Philipp Falser feierlich das das rote Band am Eingang. Foto: Weiß Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

Weiße Luftballons und rot-weiße „Kunstdruck Central Theater“-Schriftzüge auf dem Gehweg wiesen den Weg, die metallene Schiebetür am Eingang war jedoch noch mit einem roten Band versperrt. Ein beachtliches Grüppchen Neugieriger hatte sich eingefunden, um am Samstagmorgen mit einem Glas Sekt auf die Zukunft der neuen alten Spielstätte am Rossmarkt anzustoßen und den Neubeginn zu zelebrieren. Am Eröffnungswochenende waren immer wieder Stimmen zu hören, wie froh die Esslinger sind, dass das Dornröschendasein des denkmalgeschützten Hauses, das einst eines der ältesten Kinos Deutschlands beherbergt hatte, nun ein Ende hat.

„Wir wollen ein Theater für alle Bürgerinnen und Bürger sein, und wir möchten als freies Theater, das jedermann zugänglich ist, keineswegs Konkurrenz sein, sondern die anderen Angebote hier in Esslingen ergänzen“, versicherte Philipp Falser, nachdem er gemeinsam mit Julia Rohn das rote Band durchschnitten hatte. Die beiden jungen Theatermacher - nach eigenen Angaben die jüngsten Intendanten Deutschlands - sind offen für neue Kunst- und Theaterformen und freies experimentelles Theater und setzen anspruchsvolle zeitgenössische Stücke auf den Spielplan. Neben sieben bis acht Kunstdruck-Eigenproduktionen pro Jahr soll es auf der unabhängigen Bühne ein ausgewähltes Gastspielprogramm, Raum für Kleinkunst, Festivals, Workshops und Seminare sowie Kooperationen mit Schulen und Hochschulen geben. Darüber hinaus ist es den Theaterleuten wichtig, den kulturellen Austausch anzustoßen, wie Julia Rohn betonte. „Wir möchten nicht, dass jeder nach dem Theater sofort nach Hause geht. Bleiben Sie, unterhalten Sie sich, und sprechen Sie miteinander und mit uns über Theater, über Kunst und über Kultur.“ Im Kunstdruck Central Theater soll erklärtermaßen der Mensch im Mittelpunkt stehen, nicht nur in den Stücken, sondern auch auf, vor und hinter der Bühne.

Daumen hoch für die jungen Macher

Die Besucher am Eröffnungswochenende nutzten die Gelegenheit, das renovierte Theater anzuschauen, in der Loge Probe zu sitzen, ins Büro und hinter die Kulissen zu schauen und in Workshops die Bekanntschaft mit Sprechkunst und Theaterpädagogik zu machen. „Es ist toll, dass diese Spielstätte wiederbelebt wird. Wir drücken fest die Daumen, dass diese jungen Leute mit ihrem Engagement und ihren Ideen hier ihr Publikum finden“, formulierten Hanne und Jürgen Kretschmer ihre guten Wünsche für den Neustart. Samstagabends war die Kunstdruck-Produktion „Wolfsjagd“ zu sehen, tagsüber gab es eine Tombola, deren Erlöse dem Theaterbetrieb zugute kommen, eine Vorstellung der Theater-Konzeption und natürlich Kostproben auf der Bühne: Luftakrobatik am Vertikaltuch, fränkische, bayerische und berlinische Sprechkunst und Musikalisches vom Singer-Songwriter Florijan van der Holz.

„Ich verfolge die Geschicke des Central mit seinem stilvollen Theaterraum seit vielen Jahren. Ich habe es sehr bedauert, dass es so lange leer stand. Die jungen kreativen Theatermacher sprühen nur so vor guten Einfällen und frischen Gedanken, und sie hängen sich richtig rein, das muss belohnt werden. Ich hoffe, dass das neue Programmangebot gut angenommen wird. Und Esslingen hätte mitten in der Altstadt einen weiteren schönen Ort für Kultur“, freute sich Annette Haupt, die für die Eröffnung ihren samstäglichen Gang über den Wochenmarkt ausfallen ließ.