Bislang machte „Stadt im Fluss“ die ganze Innenstadt zur Bühne - künftig konzentriert sich das Festival auf Rathaus- und Marktplatz.Archiv Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Alle drei Jahre ist „Stadt im Fluss“ eine feste Größe im Veranstaltungskalender der Esslinger Kulturszene, die sich mit diesem Festival von ihrer interessantesten Seite zeigen will. Das Etikett ist stets dasselbe, doch das Konzept ändert sich von Mal zu Mal. Beim nächsten Kulturfest darf sich das Publikum, das man aus der ganzen Region anlocken möchte, vom 28. bis 30 September 2018 auf gravierende Neuerungen einstellen, die Kulturamts-Leiter Benedikt Stegmayer nun im Kulturausschuss des Esslinger Gemeinderates zumindest in groben Zügen skizzierte. Dass Teile des Kulturausschusses ein Missverhältnis zwischen dem 300 000-Euro- Budget und der Außenwirkung des Festivals befürchten, kommt nicht ganz überraschend.

Kooperation mit dem Theater Rampe

Weil Konzept und Realisierung des Kulturfests 2015 nicht bei allen Beifall gefunden hatten, setzt das Kulturamt diesmal auf künstlerische Unterstützung. Die soll vom Stuttgarter Theater Rampe kommen, das Stegmayer und Kulturbürgermeister Markus Raab als „eines der innovativsten Theater in Südwestdeutschland“ adelten. Die beiden Intendantinnen Marie Bues und Martina Grohmann haben eine erste Ideenskizze erarbeitet. Stegmayer bringt das Konzept auf den Punkt: „‚Stadt im Fluss‘ möchte sich mit unserer gesellschaftlichen Situation auseinandersetzen, möchte die Herausforderungen der Zeit ansprechen, damit konfrontieren. Um sich mit den rechtspopulistischen bis neofaschistischen Bewegungen und patriarchalen Geschlechtervorstellungen der Gegenwart auseinandersetzen zu können, soll das Festival bei dieser Ausgabe eine weibliche Perspektive einnehmen. Ziel ist eine kritische Auseinandersetzung und Konfrontation mit Kommunikations-, Denk- und Handlungsmustern der Populisten und deren Konsequenzen ebenso wie die Entwicklung eines künstlerischen Gegenentwurfs.“ Unter dem Motto „Stadt der Frauen“ sollen etwa die Autorin Gerhild Steinbuch und die Schauspielerin Katharina Bach mit Marie Bues als Regisseurin ein entlarvendes „Riot Girl“ für das postfaktische Zeitalter entwerfen.

Dramaturgisch soll das Festival ein dreitägiges Gründungsfest imitieren, „um einen Aufbruch darzustellen, mit allem, was zeremoniell dazu gehört: feierliche Eröffnung, das Bankett, Festredner, Grußbotschaften aus aller Welt“. Neben Beiträgen örtlicher Ensembles werden auch eingekaufte Acts und Auftragsarbeiten das Programm bestimmen. Damit der für das Festival genutzte Stadtraum „mehr inszeniert und nicht lediglich genutzt wird“, soll die Anzahl der Spielorte deutlich reduziert und auf Rathaus- und Marktplatz sowie das Alte Rathaus konzentriert werden. Mit Blick auf den politischen Anspruch des Festivals 2018 sprach sich Josef Minarsch-Engisch, beratendes Mitglied im Kulturausschuss, dafür aus, in der weiteren Planung zu überlegen, wie sich Menschen mit Migrationshintergrund und deren Lebensgeschichten ins Programm einbinden lassen.

Rund 300 000 Euro soll das Kulturfest kosten, etwa die Hälfte will das Kulturamt durch Zuschüsse und Gelder von Stiftungen sowie den Verkauf der Besucher-Buttons einspielen. Klaus Hummel (SPD) begrüßt, dass das Kulturamt aus den Erfahrungen vom letzten Mal seine Lehren gezogen und konzeptionell neue Wege aufgezeigt habe. Durch den dreijährigen Festival-Rhythmus seien die Kosten darstellbar. Etwas irritiert zeigte er sich ob der allzu elitär formulierten Sitzungsvorlage des Kulturamts-Leiters. Carmen Tittel (Grüne) findet die Beteiligung des Theaters Rampe gut, ist allerdings nicht sicher, ob die Beschränkung auf Rathaus- und Marktplatz ausreichen wird. Dagegen stehen Adolf Bayer (Freie Wähler) und Rena Farquhar (FDP) dem Kulturfest eher kritisch gegenüber - Letztere brachte ihre Bedenken so auf den Punkt: „300 000 Euro sind viel Geld für drei Jahre.“ Doch da hat Carmen Tittel eine klare Meinung: „Kultur ist teuer, aber wichtig.“ Und Markus Raab monierte: „Wenn man einen dreijährigen Rhythmus beschließt, sollte man nicht jedes Mal grundsätzlich diskutieren.“ Doch für Rena Farquhar sind auch solche Debatten nötig: „Wir tun uns mit schon viel kleineren Beträgen oftmals äußerst schwer.“