Die EZ-Leser standen Schlange in der Sommerredaktion, um ihre Meinung zur Sauberkeit in der Stadt zu sagen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die EZ-Sommerredaktion hat Station im Maille-Park gemacht. Viele Leserinnen und Leser haben deutlich gemacht, dass beim Thema Sauberkeit in der Stadt noch viel Luft nach oben ist.

Esslingen Viele Esslinger sind sich einig: Beim Thema Sauberkeit hat ihre Stadt noch reichlich Luft nach oben. Überquellende oder fehlende Mülleimer, weggeworfene Zigarettenstummel und Fast-Food-Abfälle, illegal entsorgter Hausmüll und Überreste nächtlicher Gelage sorgen vor allem in der Innenstadt für reichlich Ärger. Die EZ wollte genauer wissen, wo die Esslinger in puncto Sauberkeit der Schuh drückt. Deshalb machte unsere Sommerredaktion, die bis 31. August neun Brennpunkte in Stadt und Kreis ansteuern wird, gestern im Maille-Park Station. Und die vielen Leserinnen und Leser, die dort vorbeischauten, hatten einiges zu sagen, was nicht nur die Verantwortlichen im Rathaus nachdenklich stimmen sollte.

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Elisabeth Loistl (79) nimmt nicht nur die Stadt in die Pflicht: „Jeder sollte dazu beitragen, dass Esslingen sauber bleibt. Trotzdem beobachte ich immer wieder, dass Leute einfach ihren Dreck liegen lassen, wo sie gerade gehen und stehen. Am Morgen nach der Blutmond-Nacht sind die wenigen Mülleimer übergelaufen. Ich verstehe nicht, wenn Pfandflaschen im Abfall landen. Das Geld liegt auf der Straße.“

Melanie Bogner (37) freut sich, dass der Gemeinderat mehr für die Sauberkeit in der Innenstadt tun will: „Es ist gut, wenn mehr und größere Mülleimer aufgestellt werden und wenn wichtige Grünflächen am Wochenende gereinigt werden. Die Stadt sollte aber auch häufiger kontrollieren und notfalls Bußgelder verlangen. Wer eine Party im Park feiert, kann seinen Abfall hinterher mitnehmen. Wenn er es freiwillig nicht tut, muss er bezahlen. Vielleicht fördert das die Einsicht, die zuhause oft nicht mehr genug vermittelt wird.“

Vera Mahler (63) kennt die Probleme aus leidvoller Erfahrung: „Mehr Papierkörbe sind schön und gut, aber das eigentliche Problem ist die Ignoranz mancher Leute. Die stellen ihren Hausmüll bei uns vor unserer Türe ab, lassen Eisbecher und Pizzaschachteln fallen, wo sie gerade sind. Am meisten ärgert es mich, wenn Eltern für ihre Kinder schlechte Vorbilder sind. Und wenn man was sagt, wird man oft noch angepöbelt. Warum sollten Kinder in der Schule nicht einmal im Schuljahr mit ihrer Klasse an einer Putzaktion teilnehmen? Da würde mancher sehen, wie es ist, den Müll anderer wegräumen zu müssen.“

Peter Fischer (53) wohnt gegenüber vom Maille-Café und würde sich von der Stadt mehr Unterstützung wünschen: „Es bringt nichts, wenn die Polizei tagsüber zur Abkürzung oder das Ordnungsamt nur am frühen Abend durch den Park fährt. So richtig unangenehm wird’s erst, wenn die Cafés geschlossen haben. Nach Mitternacht ist vor allem im Sommer oft solche Randale, dass man kein Auge zubekommt. Da braucht das Ordnungsamt eine Nachtschicht, die zu Zeiten kontrolliert, wenn es wirklich nötig ist. Und wenn gar nichts hilft, müssen notfalls auch mal Platzverbote her. Wir Anwohner fühlen uns oft alleingelassen von der Stadt.“

Heike Kagelmacher (36) arbeitet im Maille-Café und ärgert sich, wenn Mülleimer im Park überquellen: „Das stinkt und zieht Wespen an.“ Dass die Stadt zufällig in dem Moment, als die Sommerredaktion vor Ort war, dort einen zweiten Mülleimer installierte, freut sie: „Die EZ sollte häufiger kommen, dann bewegt sich was. Im Park fehlen noch einige Papierkörbe.“

Andrea Wittstruck (50) ist in einer kleinen Stadt im Norden aufgewachsen und lebt heute am Wehrneckarkanal: „Wenn meine Mutter zu Besuch kommt, wundert sie sich jedes Mal, wie es hier aussieht. Im Bahnhofsbereich, in den Weinbergen und in der Maille ist es besonders schlimm. Da muss die Stadt viel mehr kontrollieren. Auch in der Maille, wo oft so laut gefeiert wird, dass wir Anwohner kein Auge zutun können. Es ist schade, aber ohne Bußgelder geht es offenbar nicht.“

Barbara Bartussek (32) und Kai Nitsche (24) arbeiten im Jugendbüro. „Natürlich ist der viele Müll ein Problem, aber er kommt nicht nur von den Jugendlichen“, sagt Bartussek. Oft werde es so dargestellt, als seien die jungen Leute abends auf der Maille das Hauptproblem. Aber man müsse auch mal sehen, dass es kaum noch Orte gebe, an denen sich Jugendliche ungestört treffen können. Daher sei es keine Lösung, nach der Bar fünfbisneun und der Burg nun auch noch die Maille als Sommer-Treffpunkt zu verbieten. „Wo sollen die Jugendlichen denn hin? Wieso ist Esslingen inzwischen eine Stadt, wo es überall um 22 Uhr ruhig sein muss?“, fragt Nitsche. Dass nach den abendlichen Feiern viel Abfall hinterlassen werde, liege vor allem daran, dass es nicht genügend Möglichkeiten gebe, diesen zu entsorgen.

Edda Höfer (69) glaubt, dass ungepflegte Orte eher dazu einladen, Müll zu hinterlassen als gepflegte. „Mit den neuen Geräten und den zusätzlichen Stellen für die Reinigung wird die Situation in der Innenstadt hoffentlich besser. Aber bei der Katharinenschule liegt auch ganz viel Müll.“

Ralph Meyer (59) findet, dass Deutschland generell ein Müllproblem hat. Er selbst sei jeden Tag damit konfrontiert: „Wir wohnen in Oberesslingen zwischen einem Supermarkt und einer Schule. Genau bei uns ist meist die Verpflegung leer, die sich die Schüler besorgen, deshalb wird der Müll hier einfach weggeschmissen. Aber die Stadt weigert sich, einen Mülleimer anzubringen. Stattdessen kommt sie einmal in der Woche und holt den Müll ab.“ Aber das sei auch keine Lösung. Man müsse das Bewusstsein verändern – dabei solle die Stadt Vorreiter sein.

Julian Grob (26) arbeitet beim Grünflächenamt der Stadt. Er sagt: „Klar ist der Müll ein Problem. Die Abfalleimer sind mittags schon voll. Da ist auch oft Hausmüll dabei, aber es ist schwierig, nachzuweisen, woher der kommt. Die neuen, größeren Mülleimer, die wir gerade aufstellen, helfen hoffentlich, weil mehr reinpasst. Aber sie ändern natürlich nichts an der Einstellung der Gesellschaft.“

Rudi und Maria Meier (65 und 62) beobachten nicht nur in der Innenstadt, sondern auch auf der Burg und in den Weinbergen, dass immer mehr Müll achtlos weggeworfen werde. „Das ist ein gesellschaftliches Problem“, glauben sie. Sie schlagen vor, Geringverdienern einen Job bei der Straßenreinigung anzubieten, um die Abfälle in der Stadt zu reduzieren.

Jacqueline Richter (34) hat ein kleines Kind, mit dem sie regelmäßig auf der Maille ist. „Das Müllproblem ist eine Katastrophe. Selbst im Sandkasten liegen Kippen oder kleine Alkoholflaschen. Da kann man die Kinder nicht einfach spielen lassen.“ Ihrer Meinung nach könnten scharfe Kontrollen und Bußgelder helfen.

Francesco Tedesco (65), findet, dass Esslingen eigentlich eine ziemlich saubere Stadt sei. „Nur im Maille-Park ist die Situation schwierig. Manchmal ist hier auf einmal ganz viel Müll.“

Gerhard und Maria Heithecker (69 und 68) glauben, dass viele sich Müllgebühren sparen wollen und ihren Unrat deshalb in öffentlichen Abfalleimern entsorgen. Selbst Sperrmüll werde einfach irgendwo abgeladen. „Das ist so schade für Esslingen. Das ist so eine schöne Stadt, wir sind so stolz, dass wir hier leben dürfen. Aber wir haben Angst, dass es schlimmer wird.“

Die nächste EZ-Sommerredaktion ist am Dienstag, 7. August, von 11 bis 13 Uhr im Freibad in Esslingen-Berkheim zu Gast. Dann geht es um die Zukunft des Freibades, die immer wieder heiß diskutiert wird.