Noch läuft hier nichts: Wer Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der Fahrstuhl an der Esslinger Bahnhofsunterführung sollte eigentlich seit dem 15. Februar laufen, doch er ist noch nicht fertig. Der Aufzug an Gleis sieben und acht soll von Mai bis August außer Betrieb sein.

EsslingenDer Aufzug an der Esslinger Bahnhofsunterführung wird einfach nicht fertig. Noch vor einer Woche hatte die Deutsche Bahn angekündigt, dass der Fahrstuhl vom 15. Februar an wieder funktionieren soll. Es musste eine komplett neue Anlage in den Schacht eingebaut werden – das ist bisher auch geschehen. Nun gibt die Bahn bekannt, dass der Aufzug erst am kommenden Mittwoch in Betrieb genommen werden kann, wenn ihn die Dekra abnimmt. Auch der Aufzug an Gleis sieben und acht soll von Mai bis August nicht zur Verfügung stehen. Dieser Fahrstuhl müsse ausgetauscht werden, erklärt die Bahn.

Bundestagsabgeordneter Markus Grübel lässt sich regelmäßig von den Verantwortlichen der Bahn über den Baufortschritt des Aufzugs an Gleis eins informieren. Die Bahn teilte ihm mit, dass ein defektes Steuerteil der Grund für die aktuellen Verzögerungen sein sollen. „Dass sich dieser Termin um eine Woche verschiebt, das kann vorkommen“, so Grübel. Doch es sei nicht vertretbar, dass der Aufzug schon ein Jahr lang außer Betrieb ist. Die Nachricht, dass der Fahrstuhl an der Esslinger Bahnhofsunterführung vom 15. Februar an wieder funktionieren soll, sorgte bei der Stadt Esslingen zunächst für Erleichterung. „Besonders für Menschen mit Behinderungen stellt die Esslinger Unterführung seit Monaten eine unüberbrückbare Barriere dar“, sagte Rathaussprecher Roland Karpentier (die EZ berichtete). Doch nun ist weiterhin Geduld gefragt. „Wir haben großes Interesse daran, dass der Aufzug wieder funktioniert. Er ist schon viel zu lange außer Betrieb.“ Die Stadt wurde nicht informiert, weshalb sich die Inbetriebnahme verzögert. „Wir müssen uns nun darauf verlassen, dass die Bahn ihre Zusagen einhält.“ Ab Mai kein Aufzug an Gleis acht

Nicht nur der Aufzug an der Bahnhofsunterführung sorgt für Furore. Auch der an Gleis sieben und acht war vom 27. Januar an für zwei Wochen außer Betrieb. Bei einer Personenbefreiung sollen Teile des Aufzugs beschädigt worden sein, erklärt die Bahn. Zurzeit funktioniert der Aufzug wieder, doch von Mai bis August will die Bahn den Aufzug austauschen. Dann können ihn Reisende nicht benutzen. Für Andrea Lindlohr, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion der Grünen im Landtag, und den Filderstädter Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel ein unzumutbarer Zustand. In einem Brief forderten sie die Deutsche Bahn auf, den neuen Aufzug an Gleis sieben und acht schneller einzubauen. „Laut ihres Antwortbriefs will die Bahn lediglich analysieren lassen, inwiefern sie den von ihr von Mai bis August angekündigten Einbau des Aufzugs an Gleis sieben und acht schneller durchführen kann“, so Lindlohr. Für einen Mobilitätsknoten wie Esslingen reiche das nicht aus, denn auf diesen beiden Gleisen würden alle S-Bahnen und sehr viele Regionalzüge fahren. „Die Bahn muss aus ihren Fehlern lernen. Sie muss ihr Baustellenmanagment beschleunigen und ihre Informationspolitik verbessern. Das ist sie ihren Kunden schuldig“, fordert Lindlohr.

Bis der Esslinger Bahnhof barrierefrei ist, sei es noch ein langer Weg, so Markus Grübel. „Die Leidensgeschichte mit den Aufzügen am Bahnhof ist nicht vorbei, wenn der Aufzug am Bahnhof wieder funktioniert. Sie wird voraussichtlich erst im August enden, wenn der Aufzug an Gleis sieben und acht wieder läuft.“ Arbeiten in Unterführung bis Mai

Außerdem erklärt die Bahn, dass die im Dezember begonnenen Bauarbeiten in der Unterführung noch bis Mai dauern. „Das bedeutet, dass für ein weiteres Vierteljahr die Unterführung für Reisende nur mit Einschränkungen passierbar sein wird“, so Andrea Lindlohr.

Für viele Reisende ist der kaputte Aufzug untragbar. Elke Leitzingers Sohn sitzt im Rollstuhl. Er muss in Oberesslingen umsteigen, um in die Esslinger Innenstadt zu gelangen. „Es muss Übergangslösungen in diesen Fällen geben, zum Beispiel ein Bahnübergang mit Ampeln.“ Die 70-jährige Renate Schulz musste ihren schweren Koffer die Treppe hinauftragen. „Das ist einfach unmöglich, mir fehlen die Worte.“

Was bisher geschah

Der Aufzug an der Esslinger Bahnhof ist seit vielen Monaten immer wieder kaputt. Als die Bahnhofsunterführung neu gebaut wurde, wurde der alte Aufzug in einen neuen Schacht eingesetzt. „Daher war die Anlage äußerst störanfällig“, erklärt Bahnsprecher Werner Graf. Ein komplett neues Modell musste eingesetzt werden. Der Aufzug konnte wegen Schwierigkeiten mit der Baufirma, so Graf, nicht vor dem Esslinger Weihnachts- und Mittelaltermarkt fertig werden. Das sorgte bei der Stadt Esslingen für Empörung. Oberbürgermeister Jürgen Zieger forderte den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn Richard Lutz auf, die Bauarbeiten zügig voranzutreiben.

Die Bahn setzte daraufhin während des Weihnachtsmarktes „Reisendenlenker“ ein, die gehbehinderte Menschen die Treppen hinaufhalfen. Vergangene Woche gab die Bahn bekannt, dass der Aufzug ab dem 15. Februar wieder funktionieren soll. Doch die Inbetriebnahme soll sich aktuell bis zum kommenden Mittwoch verschieben. Nach Informationen von Bundestagsabgeordneten Markus Grübel soll ein defektes Steuerteil Grund für die Verzögerungen sein. Grübel will am Mittwoch noch mal nachhaken.