Die Comedienne Maria Vollmer weiß ganz genau, wie Frauen ihres Alters ticken. Foto: Ulrike Reinker Quelle: Unbekannt

Dem Publikum der Esslinger Galgenstricke ist die Comedienne Maria Vollmer wohl vertraut - und nicht nur sie: Auch ihr Ehemann, Comedian Peter Vollmer, kommt immer wieder gerne in den Kleinkunstkeller in der Webergasse. Nun hat Maria Vollmer ein neues Soloprogramm auf die Bühne gebracht. „Push-up, Pillen & Prosecco“ heißt es, und es geht der Frage nach, was eine Frau mit dem Leben anfängt, wenn sie nicht mehr als Teenager durchgeht, bis zur Rente aber noch eine Weile durchhalten muss. Wer Maria Vollmer kennt, der weiß, dass sie ihre Altersgenossinnen und damit auch sich selbst mit feiner Beobachtungsgabe, knitzem Witz und dem nötigen Schuss Selbstironie betrachtet. Davon darf sich das Publikum am Freitag und Samstag, 30. Juni und 1. Juli, jeweils ab 20 Uhr bei den Galgenstricken überzeugen. Vorab hat sich Maria Vollmer bereits mit der EZ unterhalten.

Mit „Sex & Drugs im Reihenhaus“ fing alles an, später gab’s „Sünde, Sekt & Sahneschnittchen“, inzwischen sind wir bei „Push-up, Pillen & Prosecco“ angekommen. So richtig hoffnungsfroh stimmt einen diese Entwicklung nicht ...

Vollmer: Im Gegenteil. Dieses Motto steht doch für die Lust am Leben - auch wenn man dafür ab und zu mal ein Hilfsmittel braucht.

Wie gehen Sie ganz persönlich mit dem Älterwerden um?

Vollmer: Da wir alle älter werden, sitzen wir ja alle in einem Boot, das macht mir Mut. Und letztendlich bedeutet Älterwerden, dass man neue Erfahrungen macht - und das kann eigentlich nicht schlecht sein.

Braucht man überhaupt noch Selbstfindungskurse, wenn man Kabarett macht?

Vollmer: Wenn man gemeinsam über seine Macken, Sorgen und Ängste lachen kann, dann hat das oft einen sehr therapeutischen Charakter. Manchmal sagen die Zuschauer mir hinterher, dass es ihnen jetzt viel besser geht, sie hätten schon lange nicht mehr so gelacht!

Reden Freundinnen und Bekannte überhaupt noch mit Ihnen, oder haben sie Sorge, sich im nächsten Programm wiederzufinden?

Vollmer: Oh, viele erzählen mir auch Dinge und sagen dann, dass ich das unbedingt in mein neues Programm aufnehmen soll.

Sie haben eine tänzerische und schauspielerische Ausbildung, sind auch musikalisch sehr versiert - wie haben Sie den Weg zur Comedy gefunden?

Vollmer: Aus Neugier. Weil das eben ein Metier ist, bei dem man ganz vielfältige Dinge auf die Bühne bringen kann.

Sie bringen auf der Bühne Ihre unterschiedlichen Talente gleichermaßen zur Geltung, Ihr Stil ist unverwechselbar. Lassen Sie sich bereitwillig ins Comedy-Schublädchen stecken, obwohl man dort auch Kollegen findet, die nicht halb so viele Talente haben?

Vollmer: Ich denke, wichtig ist einfach: Es gibt ein komödiantisches Programm zu sehen, bei dem die Zuschauer gut unterhalten werden.

Ihr Mann ist ebenfalls Comedian. Wie darf man sich Ihren häuslichen Alltag vorstellen: Jagt dort eine Pointe die nächste?

Vollmer: Im Moment liefern uns die Kinder die besten Pointen. Neulich sagte mein Jüngster: „Mama, warum schminkst Du Dich denn? Die Nachbarn wissen doch sowieso, wie Du in Wirklichkeit aussiehst.“

Sie sind beide vor allem solo unterwegs. Wär’s nicht reizvoll, auch mal zu zweit ein Programm auf die Bühne zu bringen?

Vollmer: Wir haben schon mit Kabarett und Musik gemeinsam auf der Bühne gestanden und tun das bestimmt auch wieder. Im Moment lässt sich das Familienleben allerdings mit solistischen Projekten entschieden besser organisieren.

Wenn Sie auf Tournee sind, reisen Sie von Ort zu Ort - das Programm ist überall dasselbe. Ist trotzdem jeder Abend neu und anders?

Vollmer: Ja, denn ich bin auf das neue Publikum genauso neugierig wie die auf mich.

Bei den Galgenstricken sind Sie regelmäßig zu Gast. Sind solche festen Adressen ein Stück weit auch Ankerpunkte im Tourleben?

Vollmer: Ja - und zwar hochwillkommene. Esslingen und die Galgenstricke sind schon so etwas wie ein Stück Zuhause für mich geworden, auf das ich mich jedes Mal wieder sehr freue.

Eigentlich verbietet sich die Frage so kurz nach der Premiere eines neuen Programms. Ahnen Sie trotzdem schon, wie’s weitergeht, wenn der Prosecco irgendwann nicht mehr prickelt?

Vollmer: Da steht noch ein zweite Flasche Prosecco im Kühlschrank. Die trinke ich dann mit meinen Nachbarinnen, und dann kommen auch schon die Ideen, die ich fürs neue Programm wieder brauche.

Und irgendwann endet dann alles mal mit „Schnabeltasse, Hörgerät & Rollator“...?

Vollmer: So weit geht die Planung noch nicht. Der nächste Schritt heißt wohl erst einmal „Zwischen Minirock und Birkenstock“.

Das Interview führte Alexander Maier

Zur person

Maria Vollmer wurde 1967 in Heidelberg geboren und ist später im Schwäbischen aufgewachsen. Sie hat eine tänzerische und schauspielerische Ausbildung an der Rotterdamse Dansacademie und an der Stage School of Dance and Drama Hamburg absolviert und kann auch eine fundierte Ausbildung in Gesang, Schlagzeug und Querflöte vorweisen. Seit 2001 steht sie als Kabarettistin auf der Bühne - zunächst als Teil des Duos „First Ladies“, seit 2010 ist sie mit ihren Solo-Programmen unterwegs, die sich den allzumenschlichen Seiten des Lebens und speziell denen der Frau widmen.