Die Abgeordneten Andrea Lindlohr (links) im Gespräch mit Rollstuhlfahrern. Foto: oh - oh

Obwohl der Aufzug am Esslinger Bahnhof seit dem 16. Februar wieder laufen sollte, gibt es auch jetzt noch oft Ausfälle. Deshalb haben die Esslinger Grünen am Montag zu einer Demo aufgerufen.

EsslingenIhrem Ärger über Störungen am Aufzug des Esslinger Bahnhofs machten Bürger gestern bei einer Kundgebung Luft, zu der die Grünen aufgerufen hatten. Obwohl der Aufzug seit dem 16. Februar wieder laufen sollte, gibt es auch jetzt oft Ausfälle. Offenbar bereitet die Lichtschranke Probleme. „Wir bekommen keine Auskunft von der Bahn, was kaputt ist“, sagte die Landtagsabgeordnete Andrea Lindlohr (Grüne) auf dem Bahnhofsplatz. Rund 50 Teilnehmer waren gekommen, um zu protestieren. Vertreter der Bahn waren eingeladen, kamen aber nicht.

Als junge Mutter weiß Lindlohr, was es bedeutet, dass es seit mehr als einem Jahr keinen barrierefreien Zugang zu den Gleisen gibt. Ihren kleinen Sohn schiebt sie selbst im Kinderwagen. „Ohne Hilfe geht es nicht.“ Von Mobilität könne da keine Rede sein. Sie will auf politischer Ebene weiterkämpfen und sich dafür einsetzen, „dass die Reparatur des Aufzugs an Gleis 7 und 8 nicht so lange dauert wie die Arbeiten an diesem Aufzug.“ Am Wochenende sei der Lift wieder stundenweise ausgefallen. „Offenbar wird die Firma, die den Aufzug wartet, nicht benachrichtigt.“ Gemeinsam mit dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher seiner Fraktion, habe sie beim Bundesunternehmen Bahn mehrfach wegen des kaputten Aufzugs interveniert. Heftig kritisiert die Landespolitikerin nun die Informationspolitik der Bahn.

Was der Ausfall des Aufzugs für Betroffene bedeute, machte Ursula Hofmann vom Verein „Rückenwind“ deutlich. Da sind pflegende Mütter behinderter Kinder organisiert. „Schon mit dem Kinderwagen meiner ersten Tochter, die heute 28 ist, hatte ich in Esslingen immer Probleme.“ Ihre jüngere Tochter sitzt im Rollstuhl. Sie sei durch den kaputten Aufzug von der Teilhabe ausgeschlossen. Der gesamte Esslinger Bahnhof sei für behinderte Menschen problematisch. Das liege auch am Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnsteigkante. Die Rollstuhlfahrerin Judith Bayha pflichtet ihr bei. Wenn sie nach Stuttgart in den TGV nach Paris will, nehme sie von Esslingen aus immer ein Taxi, weil sie einfach nicht auf den Bahnsteig komme. Auch für gehbehinderte Menschen sei es schwer, die Barrieren zu überwinden: „Viele Berufspendler sind eingeschränkt in ihrer Mobilität.“ Bayha berichtet von einer jungen Frau, die an Multipler Sklerose leidet. „Es ist extrem anstrengend für sie, mit Krücken die Treppen herunterzukommen. Da hat sie die Hälfte der Energie, die sie eigentlich in die Arbeit stecken müsste, schon verbraucht.“

Dass Deutschland ein „Entwicklungsland“ in Sachen Barrierefreiheit sei, wie man auch hier in Esslingen sehe, gab Wolfgang Latendorf zu bedenken. Der Vorsitzende des Sozialverbands VdK in Esslingen fordert die Bahn dringend auf, schnell Abhilfe zu schaffen. „Wenn der Aufzug nicht geht, muss ein Taxi vor dem Bahnhof stehen, das Behinderte befördert.“ Immerhin habe es während des Weihnachtsmarktes Servicepersonal gegeben, das helfen konnte. Aber auch das gebe es jetzt nicht mehr.