Leander Schwazer Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die moderne Medienwelt hat unsere Wahrnehmung dramatisch verändert – mit dem Internet finden Nachrichten kein Ende mehr. Diesen Gedanken thematisiert Leander Schwazer in seiner Ausstellung „Hions Massagen“, die am 19. Juli in der Esslinger Galerie KdeWe eröffnet wird.

Esslingen

Mit einem Druckfehler fing Mitte der 60er-Jahre alles an: Damals wollte der Literaturprofessor Marshall McLuhan ein medienkritisches Buch unter dem Titel „The Medium is the Message“ veröffentlichen, doch ein Setzer machte daraus „The Medium ist the Massage“. McLuhans Erkenntnis, dass im modernen Informationszeitalter das Medium selbst zur Botschaft wird, war damals bereits auf dem Weg ins Klischeehafte, und so sah der Autor diesen Fauxpas als Chance, um seinen Slogan ironisch zu brechen und in einen neuen Zusammenhang zu stellen. Dieser Gedanke ist so reizvoll, dass er noch immer seine Wirkung entfaltet – während der kommenden Wochen auch in der Esslinger Galerie KdeWE in der Webergasse 13. Dort zeigt der Galerist Leander Schwazer von heute an die Ausstellung „Hiobs Massagen“, die „keine neuen Hiobsbotschaften verbreiten, sondern in künstlerischen Darstellungen von Grenzerfahrungen Trost suchen“ will.

Werke aus der graphischen Sammlung der Stadt Esslingen gehen in dieser internationalen Gruppenausstellung Hand in Hand mit aktuellen künstlerischen Positionen. Über alle Ebenen hinweg wird die Galerie zum künstlerischen Erlebnis- und Erkenntnisraum. Konzeptuelle Grundlage dieser Präsentation ist ein Bühnenbild, das Marion Eisele für die Inszenierung „Hiob“ an der WLB Esslingen geschaffen hatte und das nun im Gewölbekeller nicht nur zu sehen, sondern regelrecht zu erleben ist. „Ich fand den Gedanken spannend, wie ein Bühnenbild in einer Galerie zur Skulptur wird“, erklärt Leander Schwazer, der in seiner Ausstellung „Hiobs Massagen“ neben Eigenem auch Arbeiten von Christian Ludwig Attersee, Georg Baselitz, Max Beckmann, Jean Charles Blais, Volker Böhringer, Michelle Dizon, Marion Eisele, Florian Germann, David Hockney, Emanuel Mooner, Arnulf Rainer, Dorothea Schulz und Wols präsentiert.

Schwazers Konzept reflektiert die moderne Medienwelt und die veränderte Art der Wahrnehmung. „Mit dem Internet finden Nachrichten kein Ende mehr, wir sind zugleich zu Sendern und Empfängern geworden“, erklärt der Galerist. „Besonders sogenannte ‚Hiobsbotschaften’ sind in diesem Alltag so omnipräsent – sie umgeben uns nicht nur, sie beeinflussen unsere Gefühle und unser Verhalten. In dieser Situation sind gefühlte und reale Hiobsbotschaften nicht mehr voneinander zu unterscheiden.“ Genau so, wie Marshall McLuhan das schon in den 60er-Jahren nicht ohne Zutun seines Setzers formuliert hat: „Das Medium ist die Massage.“

Eröffnet wird die Ausstellung „Hiobs Massagen“ am Donnerstag, 19. Juli, um 19 Uhr in der Galerie KdeWe in der Webergasse 13. Andreas Baur spricht zur Einführung.