Von Dagmar Weinberg

In die Diskussion um den richtigen Standort für die Stadtbücherei schaltet sich auch der Geschichts- und Altertumsverein (GAV) ein. Dessen Vorsitzende Traute Scheuffelen hat einen Brief an OB Jürgen Zieger und die Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen geschrieben, in dem sie die Alternativen unter die Lupe nimmt. Der jetzige Standort sei ideal, das Gemeindehaus am Blarerplatz schneidet hingegen schlecht ab.

Einem Neubau am Kies kann die GAV-Vorsitzende zwar etwas abgewinnen, weil er „der östlichen Innenstadt und besonders der Küferstraße neuen Schwung verleihen würde“. Da aber zu erwarten ist, dass die Archäologen auf Bodendenkmale stoßen, die es in den Neubau zu integrieren gelte, „würde den Planern und Geldgebern einiges abverlangt“. Somit wäre eine neue Stadtbücherei an dieser Stelle aus Sicht der GAV-Vorsitzenden „wohl erst in unbestimmter Zukunft nutzbar“.

Schneller realisierbar wäre zwar der Umbau des Gemeindehauses am Blarerplatz. Doch sei „vor dem Hintergrund weltanschaulicher Neutralität“ mit erheblichen Schwierigkeiten zu rechnen. „Denn wie sollen zum Beispiel christliche Symbole ,stillgelegt’ werden?“, fragt Traute Scheuffelen. Da sowohl das Gemeindehaus als auch die Franziskanerkirche unter Denkmalschutz stehen, erwartet sie auch an dieser Stelle „aufwendigere Planungen und Abstimmungen“. Zudem sei die Franziskanerkirche als Vortragssaal „ganz ungeeignet“. Der große Saal im Gemeindehaus sei wegen seiner hervorragenden Akustik „für sehr viele Menschen ein unverzichtbarer Konzertsaal“.

Als ideal für eine Bibliothek hält Traute Scheuffelen hingegen den Bebenhäuser Pfleghof - nicht zuletzt wegen des reizvollen Innenhofs. „Er ist einer der letzten öffentlich zugänglichen Pfleghöfe in Esslingen, und mit der jetzigen Nutzung ist das wertvolle historische Gebäude für die Esslinger Bevölkerung begehbar und erlebbar.“ Zusammen mit dem Anwesen in der Heugasse 11, das die Stadt bereits für eine Erweiterung der Bücherei gekauft hat, „wäre eine deutliche Verbesserung für die Stadtbücherei zu erreichen.“

Für den Fall, dass die Entscheidung über den Bücherei-Standort „eine Veräußerung des Bebenhäuser Pfleghofs nach sich ziehen würde“, kündigt der GAV schon mal vehementen Protest an. Würde das Gebäude privat genutzt, wäre es nicht mehr öffentlich zugänglich. Zudem befürchtet die Vorsitzende, dass die Umnutzung durch einen privaten Investor „das Raumgefüge des historischen Bauwerks zerstören oder zumindest stark beeinträchtigen“ würde.