Im Jahr 1921 werden Pläne für einen Neckarkanal sowie für ein Wasserkraftwerk bei Oberesslingen diskutiert. Foto: EZ-Archiv - EZ-Archiv

Deutschland ächzt unter den hohen Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg. Unterdessen wird in Esslingen über eine Großinvestition nachgedacht.

EsslingenIm Januar 1921 findet in Paris eine Konferenz der Alliierten zur Höhe der deutschen Reparationszahlungen statt. Sie sollen 226 Milliarden Goldmark betragen, die innerhalb von 42 Jahren zu bezahlen sind. Die Reichsregierung bezeichnet dies als unerfüllbar. Daraufhin sichern die Alliierten zu, die Reparationen in den ersten Jahren als Sachleistungen zu akzeptieren.

Deutschland fordert weiterhin eine Reduzierung der Reparationen, französische Truppen besetzen daraufhin Teile des Ruhrgebiets. Die Alliierten errichten eine Zollgrenze im besetzten Rheinland und erklären es zu einem eigenständigen Wirtschaftsgebiet. Die Reparationen werden auf 132 Milliarden Goldmark reduziert, zahlbar in 66 Jahresraten, verbunden jedoch mit der Ankündigung, dass bei einer weiteren Zahlungsverweigerung das gesamte Ruhrgebiet besetzt werde.

Deutschland akzeptiert schließlich, allerdings führt dies zu einer Stärkung der nationalistischen und rechtsradikalen Kräfte, die die sogenannte „Erfüllungspolitik“ bekämpfen. Eine zunehmend wichtige Rolle spielt dabei die NSDAP. Im Juli wird Adolf Hitler zum Parteivorsitzenden gewählt. Er propagiert die Durchsetzung der Parteiziele auch mit Gewalt und initiiert den Aufbau einer paramilitärischen Kampftruppe, die ab November als „Sturmabteilung (SA)“ bezeichnet wird.

US-Dollar mit 209 Mark gehandelt

Entgegen dem Versailler Vertrag, der den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland vorsah, setzen die Alliierten eine Volksabstimmung über die Zukunft des Gebiets an. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung votiert für Deutschland, der Völkerbund verfügt schließlich eine Teilung des Gebiets zwischen Deutschland und Polen. Das oberschlesische Industriegebiet mit rund einer Million Einwohnern fällt damit an Polen.

Die Eßlinger Zeitung reagiert empört und schimpft über „die Dunkelmänner in Paris“. Deren Entscheidung sei „ein schwerer Schmerz für die Hunderttausenden von Deutschen, wo sie jetzt ihrer Heimat mit Gewalt entrissen und unter Fremdherrschaft ihr Dasein fristen müssen“.

Im August verzeichnet die deutsche Mark einen Kursverfall an der Frankfurter Devisenbörse. Die Reichsbank hatte Deviseneinkäufe getätigt, die den Wert der Goldreserven des Reichs überstiegen. Der Wert des US-Dollars steigt auf 88 Mark, bis zum November gibt es eine weitere Entwertung an den Devisenbörsen. Zum Jahresende wird der US-Dollar mit 209 Mark gehandelt. Die ersten Anzeichen einer Inflation machen sich bemerkbar.

Trotz der wirtschaftlich prekären Lage wird in Esslingen über eine Großinvestition nachgedacht. Der württembergische Oberbaurat Otto Konz stellt im Gemeinderat seine Pläne für eine Kanalisierung des Neckars bis nach Plochingen vor. Die Eßlinger Zeitung sieht darin „mancherlei Vorteile für die Stadt“. So könne die andauernde Hochwassergefahr zwischen Deizisau und Brühl gebannt werden, „weil das Wasser in einer geschlossenen Rinne abgeführt wird“. Nahe der Pliensaubrücke könnten die Kais eines Hafens Esslingen angelegt werden. Bei den notwendigen Schleusen in Brühl und in Oberesslingen müssten „absatzfähige Wasserkraftanlagen geschaffen werden, um das neue Unternehmen nicht von vornherein allzu sehr zu belasten“. Allerdings ließen sich zu den Baukosten „unter den gegenwärtigen Verhältnissen auch nicht halbwegs Zahlen angeben“.