Gemeinsam drehen sie am großen Rad: EZ-Chefredakteur Gerd Schneider, Ulrich Unger von der Kreissparkasse, Bücherei-Leiterin Gudrun Fuchs, OB Jürgen Zieger und LesART-Organisatorin Renate Luxemburger (von links) freuen sich auf ein spannendes Literaturfestival. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Die Spannung steigt: Zweieinhalb Wochen noch, dann startet in Esslingen die 23. LesART. Stadtbücherei und EZ präsentieren vom 7. November bis zum 2. Dezember 25 Autorinnen und Autoren mit ihren Büchern für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Und wie immer sind die Esslinger Literaturtage ganz nah am literarischen Puls der Zeit. Deshalb kommt neben der Belletristik auch die Sachliteratur zur Geltung. Gestern stellten die LesARTisten ihr neues Programm vor, und wie immer darf sich das Publikum neben großen Namen auch auf literarische Entdeckungen freuen. Vor allem aber bieten die Literaturtage eine willkommene Gelegenheit, neben dem kulturellen auch den gesellschaftspolitischen Diskurs zu pflegen. Kein Wunder, dass das Publikum in Scharen kommt, um die Begegnung mit interessanten literarischen Stimmen zu genießen. Daran soll sich auch diesmal nichts ändern: Wenn nicht alles täuscht, dürfte die eine oder andere Veranstaltung bereits am ersten Vorverkaufstag, dem 26. Oktober, ausverkauft sein.

Festival mit Charme und Qualität

Stadtbücherei und Eßlinger Zeitung veranstalten die LesART seit vielen Jahren gemeinsam, und diese Zusammenarbeit ist nach Einschätzung von OB Jürgen Zieger ein Teil des Erfolgsrezepts: „Die LesART ist ein Leuchtturmprojekt, das weit über unsere Stadt hinaus wirkt. Diese Resonanz könnten wir ohne die engagierte mediale Begleitung durch die EZ nicht erreichen.“ Zieger ist überzeugt, dass das Buch nichts von seiner Bedeutung verloren hat und dass der qualifizierte gesellschaftspolitische Dialog wichtiger denn je ist. Dass die LesART trotz starker Konkurrenz bei Publikum, Autoren und Verlagen hoch im Kurs steht, sieht Zieger als besten Beweis dafür, dass das Konzept funktioniert. Das Festival zeichne sich durch besonderen Charme aus - das Publikumsinteresse sei so groß, „obwohl oder gerade weil wir nicht nach populären Titeln, sondern nach Qualität auswählen“.

Für Bücherei-Leiterin Gudrun Fuchs ist die LesART ein zentraler Baustein im Konzept der Esslinger Bibliothek. Und sie passe perfekt in eine Zeit, die viele Fragen aufwerfe und längst nicht für alle eine Lösung anbiete: „Literatur kann nicht sofort Probleme lösen, aber sie kann schrittweise die Sicht auf die Welt verändern. Bibliotheken sind Teil unserer Demokratie.“ Dieser Gedanke liegt auch Gerd Schneider, dem Chefredakteur der Eßlinger Zeitung, am Herzen: „Viele suchen nach Antworten in einer Zeit, in der Vertrautes verloren geht oder zunichte gemacht wird. Literatur kann mit ihren narrativen Möglichkeiten Perspektiven eröffnen, die Wissenschaft, Medien und Politik so nicht vermitteln können.“ Deshalb genieße die LesART bei der EZ einen hohen Stellenwert, zumal sie genau wie das Projekt „Zeitung in der Schule“ auch ein wichtiger Beitrag zur Leseförderung sei. Für Bücherei-Leiterin Gudrun Fuchs und ihre Programmplanerinnen Bettina Langenheim (Kinder und Jugendliche) und Renate Luxemburger (Erwachsene) hat Schneider ungeteiltes Lob parat: „Das wird ein exzellenter Bücher-Herbst.“

Ulrich Unger von der Kreissparkasse sieht das genauso. Die KSK und ihre Stiftung unterstützen die LesART seit den Anfängen aus großer Überzeugung: „Dass wir uns für die Literaturtage engagieren, ist für uns ganz selbstverständlich, und das soll auch so bleiben. Wer als Kind den Reiz der Literatur entdeckt hat und sich von Büchern in ferne Welten entführen ließ, der wird sich für den Rest seines Lebens für das Lesen begeistern.“ Kulturamts-Leiter Benedikt Stegmayer schätzt an der LesART „die hervorragende Mischung aus deutschen und internationalen Titeln“. Besonders freut er sich auf die eine oder andere literarische Entdeckung - und darauf, dass die Literaturtage einmal mehr ein Forum bieten für offene Debatten.

Weil Leseförderung am besten bei Kindern und Jugendlichen beginnt, hat Kinderbücherei-Leiterin Bettina Langenheim ein profiliertes Programm für Sechs- bis 14-Jährige zusammengestellt: Zoran Drvenkar kommt mit seiner „Kurzhosengang“ (8. November), Maren Gottschalk erzählt in „Die Morgenröte der Freiheit“ die Geschichte von Nelson Mandela (15. November), Katharina Bendixen liest aus „Zorro der Mops“ (21. November), Uta Reichardt ist am 22. November mit ihrem Abenteuerbuch „Im Wolfsland“ zu Gast, und Jochen Till liest am 23. November aus „Luzifer junior - Zu gut für die Hölle“. Neben den öffentlichen Lesungen gehen die Kinder- und Jugendbuchautoren auch in örtliche Schulen - die Resonanz ist riesengroß: Die elf Schullesungen waren im Handumdrehen ausgebucht.

Für das hohe Ansehen, das die LesART bei Autoren und Verlagen genießt, spricht auch das Programm für Erwachsene: Mit Ingo Schulze eröffnet am 7. November ein gern gesehener Gast die Literaturtage. Nicht minder prominent sind Sten Nadolny (15. November), der Krimiautor Friedrich Ani (23. November), Ijoma Mangold (24. November) und Thomas Lehr (1. Dezember). Der Mexikaner Juan Villoro (10. November) und US-Starautor T. C. Boyle (22. November) bringen internationales Flair nach Esslingen. Mit den Lesungen von Lize Spit (14. November) und Sasha Marianna Salzmann (30. November) zeigt sich die LesART einmal mehr als gutes Pflaster für Entdeckungen. Und beim Literaturfest zum Finale am 2. Dezember im Jazzkeller sorgen Pia Rosenberger, Gunter Haug und Dirk Werner für die regionale Bodenhaftung.

Wie immer soll während der LesART der gesellschaftspolitische Diskurs gepflegt werden. Dafür stehen der Tübinger OB Boris Palmer mit seinem heiß diskutierten Buch „Wir können nicht allen helfen“ (21. November), Tim Engartner mit „Staat im Ausverkauf - Privatisierung in Deutschland“ (29. November) und Seyran Ates mit ihrem Buch „Selam, Frau Imamin“ (26. November), in dem die Muslimin, streitbare Anwältin und Frauenrechtlerin erzählt, wie sie in Berlin eine liberale Moschee gründete.

Wissenswertes zur Lesart 2017

Vorverkauf: Eintrittskarten für die LesART gibt es ausschließlich in der Esslinger Stadtbücherei (Heugasse 9). Der Vorverkauf beginnt am Donnerstag, 26. Oktober, Punkt 10 Uhr. Von da an sind Kartenreservierungen auch unter Tel. 07 11/35 12-34 44 (Anrufbeantworter), während der Öffnungszeiten der Stadtbücherei unter Tel. 0711/ 35 12-33 33 sowie per E-Mail unter lesart@esslingen.de möglich. Bestellungen, die vor dem 26. Oktober, 10 Uhr, eingehen, können nicht berücksichtigt werden. Reservierungen sind drei Öffnungstage lang gültig, dann verfällt der Anspruch. Nicht abgeholte Karten werden weiterverkauft.

Eintritt: Der Eintritt zu den LesART-Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche ist frei. Die Karten für die Abendveranstaltungen kosten jeweils acht Euro, für den Abend mit T. C. Boyle am 22. November kosten die Eintrittskarten zwölf Euro. Die Dauerkarte kostet 70 Euro und kann wegen großer Nachfrage nur direkt in der Stadtbücherei gekauft werden.

Informationen: Aktuelle Nachrichten zur LesART 2017 sowie Besprechungen der Lesungen gibt es in der Eßlinger Zeitung. Das ausführliche Veranstaltungsprogrammheft liegt in der Esslinger Stadtbücherei aus. Weitere Angaben zu den jeweiligen Lesungen finden sich unter www.stadtbuecherei.esslingen.de sowie unter www.lesart.esslingen.de im Internet.