So präsentiert sich der preisgekrönte Planentwurf im Modell. Das neue Wohnbaugebiet Greut wird unten von der Alexanderstraße und oben vom Greutweg begrenzt. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Christian Dörmann

Der Planungswettbewerb für das neue Wohngebiet Greut in Esslingen-Krummenacker ist entschieden. Sowohl die Verwaltung als auch der Investor loben das Ergebnis als überzeugenden Entwurf in städtebaulicher, ökologischer und klimatologischer Sicht (die EZ berichtete). Diese Einschätzung wird vom Aktionsbündnis „Rettet das Greut“ und von Barbara Frey, Vorsitzende des Bürgerausschusses Esslingen-Innenstadt, überhaupt nicht geteilt. Offen ist noch, wie sich der Bürgerausschuss RSKN zu diesem Thema positionieren wird. Am kommenden Montag will das Gremium beraten.

„Es ist schön, wenn sich der Oberbürgermeister jetzt auf die Schenkel klopft und sich ökologisch gibt“, sagt Rainer Dietrich, Vorsitzender des Vereins „Rettet das Greu“. Immerhin wird im preisgekrönten Entwurf des Stuttgarter Büros pesch partner architekten stadtplaner GmbH darauf verzichtet, das etwa 9000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Alexanderstraße, Greutweg und Gollenholzweg mit der ursprünglich angedachten Zahl an Wohnungen zu bebauen. Anstatt 120 sollen es nun noch rund 70 werden.

„Fake-Planung“

Gleichwohl bleibt Reiner Dietrich bei seiner Einschätzung, wonach das Greut ein Biotop darstellt, „auf dem man gar nicht bauen sollte“. In diesem Zusammenhang verweist er auf diverse Gutachten, die den Schutz und Ausbau von Frischluftschneisen auch und gerade im Zusammenhang mit dem Greut fordern. Ansonsten steht Dietrich dem nun vorliegenden Entwurf als Grundlage für das weitere Bebauungsplanverfahren skeptisch gegenüber: „Das ist Salamitaktik . Uns wird eine Fake-Planung serviert, um uns und den Gemeinderat zu beruhigen.“ Damit bezieht sich Dietrich auf Äußerungen von Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht, der während der Präsentation des Wettbewerbsergebnisses die Option angekündigt hatte, das Gesamtvorhaben noch um etwa zehn Prozent aufzustocken. „Was am Ende dabei rauskommt, ist nicht das, was jetzt auf dem Tisch liegt“, mutmaßt der Vorsitzende von „Rettet das Greut“.

Dem Hinweis auf die herrschende Wohnungsnot, vor allem wenn es um bezahlbare Wohnungen geht, begegnet Dietrich mit dem Einwand, dass sich die geplanten Wohnungen im Greut eher am oberen Ende dessen bewegten, was man sich finanziell leisten könne. „Ich sehe da wenig sozialen Wohnungsbau“, sagt er, auch wenn die Verwaltung und der Investor in der Person von Herbert Klingohr von der Gesellschaft für innovatives Bauen und Wohnen (ibw) versichern, dass auch im Greut die Spielregeln des Esslinger Wohnraumversorgungskonzeptes eingehalten würden. Demnach sollen durch den Mix aus Eigentum, Mietwohnungen und Sozialwohnungen möglichst viele Zielgruppen erreicht werden. Dietrich: „Das Argument, dass man dringend neue Wohnungen braucht, ist schon richtig. Aber ob man die in eine Frischluftschneise bauen soll, ist die Frage.“

Barbara Frey, Vorsitzende des Bürgerausschusses Innenstadt, fällt zu dem Thema nur ein Spruch des ehemaligen Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel ein: „Ist der Weg auch falsch und steinig, Hauptsache ist, wir sind uns einig.“ Für sie führt das Wettbewerbsergebnis ebenfalls nicht zu einer neuen Beurteilung der Sachlage. „Man weiß eigentlich alles, was man zu diesem Gelände wissen muss. Man hätte es schon vor zehn Jahren aus jeglicher Planung rausnehmen müssen.“ Denn es sei einfach falsch, an dieser Stelle überhaupt zu bauen. Selbst wenn die Frage, inwieweit eine Bebauung des Greut die Frischluftzufuhr in die Innenstadt hemmt, von Gutachtern durchaus unterschiedlich beantwortet wird, sieht Barbara Frey die Grenzen des Zumutbaren überschritten: „Jede Bebauung des Greut ist schlecht für die Menschen, die in der Innenstadt wohnen. An deren Gesundheit wird nicht gedacht.“ Frey betont, dass ihre geäußerten Einschätzungen ihrer persönlichen Meinung entsprechen. Sie wird das Thema nun wieder auf die Tagesordnung des Bürgerausschusses setzen.

Jetzt wird beraten

Das Gremium für Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und Neckarhalde (RSKN), in dessen direkter Zuständigkeit das Greut liegt, will nach den Worten der Bürgerausschussvorsitzenden Christine Sigg-Sohn am Montag über das Ergebnis des Planungswettbewerbs beraten. Einer persönlichen Einschätzung enthält sie sich, weil sie der anstehenden Diskussion nicht vorgreifen will. Von einem Teilnehmer an der Jurysitzung aus den Reihen ihres Bürgerausschusses, der allerdings kein Stimmrecht hatte, hat Christine Sigg-Sohn zumindest ein erstes Signal erhalten. Demnach sei die Jurysitzung in einer sehr transparenten und angenehmen Atmosphäre verlaufen.