„Beim Tanzen blühen sie auf“

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Für die kleinen Tänzer aus der Pliensauvorstadt ist Kids Dance Esslingen nicht bloß irgendein Tanzverein. Die meisten der Acht- bis Elfjährigen kommen aus schwierigen Verhältnissen. „Das Tanzen macht sie stark und selbstbewusst“, sagt Trainer Kadir Yilmaz. Das Selbstbewusstsein und die Leidenschaft der Kinder hat ihnen den ersten großen Erfolg eingebracht: Sie haben sich für die baden-württembergischen Meisterschaften im Streetdance qualifiziert. Beim „Best of Streetdance Contest 2018“ wird jeweils die beste Tanzgruppe in den Startgruppen der unter Zwölf-, 16- und 28-Jährigen zum Meister im Streetdance gekürt. Die Tänzer von „Kids Dance“ werden ihre Choreografie im Juni auf der Heidelberger Neckarwiese der Jury präsentieren.

Dem Alltag kurze Zeit entfliehen

Der frühere deutsche Meister im Freestyle-Dancing Kadir Yilmaz hat vor etwa anderthalb Jahren die Tanzgruppe ins Leben gerufen, um den Kindern zu helfen und ihnen den Spaß am Tanzen näher zu bringen. Am Anfang hätte er nie gedacht, dass sie so beliebt werden würde. Doch in den vergangenen Monaten wurde aus den anfänglich drei Tänzern eine 24-köpfige Mannschaft. Die Nachfrage nach dem Tanztraining im Erdgeschoss des CVJM-Jugendhauses Makarios ist nun so groß, dass er bei Neuanfragen absagen muss. Das liegt nicht nur am begrenzten Platz im CVJM-Haus. Yilmaz möchte beim Training auf jedes einzelne Kind eingehen können und es gegebenenfalls aufbauen. „Manche von ihnen haben mit der Scheidung der Eltern zu kämpfen, andere werden in der Schule gemobbt“, weiß Yilmaz. Beim Tanzen können sie ihre Sorgen für kurze Zeit vergessen. Einige Kinder hätten bei ihrer ersten Tanzstunde den Saal mit hängendem Kopf betreten, erinnert sich Yilmaz. Nach dem Training ging es ihnen wieder gut. „Beim Tanzen blühen die Kids richtig auf.“

Ihre Leidenschaft zum Tanz hat sich ausgezahlt. Gerade einmal zwei Wochen haben die jungen Tänzer für die Qualifikation für die baden-württembergischen Meisterschaften trainiert - und trotzdem den zweiten Platz ergattert. „Sie können sehr gut tanzen. Sie tanzen sehr sauber und schaffen auch schwierigere Schritte“, lobt Yilmaz seine Schüler. Nicht nur der Coach ist beeindruckt. Ehefrau Suna Yilmaz ist oft beim Training dabei. Sie findet es alles andere als selbstverständlich, dass es die Kinder schon so weit geschafft haben. Die Ausgangsbedingungen seien nicht einfach gewesen: „Die Konkurrenz war sehr hart. Die meisten anderen Kinder waren älter und die Gruppen bekannt und beliebt. Uns hat noch keiner gekannt.“

„Konkurrenz war sehr hart“

Dass Bekanntheit nicht unbedingt der Schlüssel zum Sieg sein muss, das haben die Tänzer von Kids Dance bewiesen. Doch nicht nur darin haben sie sich von den anderen Tanzgruppen unterschieden: „Unsere Kinder hatten keine professionell geschneiderten Bühnenoutfits“, sagt Suna Yilmaz. Dafür sei nicht genügend Geld da. Die Mitgliedsbeiträge flössen zwar komplett wieder in das Projekt, reichten dafür aber nicht. Vieles zahlt Familie Yilmaz aus eigener Tasche, zum Beispiel Kleidung und Ausflüge mit den Kindern - und macht das aus Überzeugung. Suna Yilmaz betont, dass sie mit Kids Dance kein Geld verdienen will: „Mein Mann hat die Tanzgruppe ins Leben gerufen, um den Kindern zu helfen und aus Liebe zum Tanz“, sagt sie.

Damit die Kinder bei den baden-württembergischen Meisterschaften gut abschneiden, braucht es eine überzeugende Choreografie. Kadir Yilmaz arbeitet an den ersten Formationen: „Ich überlege, was für die Kinder einfach und gut umsetzbar ist.“ Seine Frau hat auch ein Auge darauf, dass die Tanzschritte für die Kinder nicht zu schwierig werden. Und kindgerecht soll es sein: „Die Musik im Hip-Hop ist oft vulgär und sexistisch. Darauf sollten die Kids nicht tanzen.“ Das gleiche gelte für die Outfits: „Ich gucke mit Mutteraugen darauf, dass die Klamotten nicht zu knapp sind. Es sind schließlich Kinder.“

Training ist dienstags von 17.45 bis 19 Uhr, freitags 16.30 bis 17.45 Uhr.