Chefredakteur Gerd Schneider stellt sich den wichtigsten Fragen zum neuen Lokalteil. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Die Eßlinger-Zeitung möchte ihren Lesern noch mehr Inhalte aus Esslingen bieten. Deshalb ändert sich einiges im Lokalteil. Chefredakteur Gerd Schneider verrät im Video, was genau.

EsslingenVon diesem Samstag an präsentiert sich der Lokalteil der Eßlinger Zeitung mit vielen Neuerungen. Die wichtigsten: Er wird umfangreicher und folgt im Kreis einer neuen Ordnung. Welche Gründe waren dafür ausschlaggebend? Welche Erwartungen sind mit den Änderungen verknüpft?

Bei der Eßlinger Zeitung gibt es Veränderungen. Nach dem Relaunch vor anderthalb Jahren geht es nun um den Lokalteil. Was können die Leser erwarten?
Grob gesagt: Wir möchten unseren Lesern einen noch besseren Lokalteil anbieten. Das heißt: Mehr lokale Berichterstattung als bisher. Mehr Meinung. Mehr Vielfalt. Eine klarere Einteilung. Mehr lokale Online-Angebote. Und über allem steht: mehr Relevanz, also mehr Geschichten mit nachrichtlicher Substanz.

Warum haben Sie diesen Schritt nicht schon zur gleichen Zeit mit dem Relaunch unternommen, also zu Beginn des Jahres 2018?

Die Erfahrung zeigt, dass man Zeitungen nicht zu massiv verändern sollte. Radikale Umbrüche überfordern die Leser und Anzeigenkunden, und mitunter überfordern Sie auch die Redaktionen. Vor ungefähr zwei Jahren haben wir den Plan gefasst, die Eßlinger Zeitung zukunftsfähig zu machen. Der erste große Schritt dieser Strategie war der Relaunch, also die Umgestaltung des Erscheinungsbildes der EZ. Nun folgt der zweite Schritt, im Kern eine quantitative und qualitative Verbesserung des Lokalteils. Intern hat das Projekt bei uns den Namen „Lokalstrategie 2020“.

Wie sind Sie vorgegangen?
Eine interne Projektgruppe hat ein Dreivierteljahr lang intensiv an dieser Strategie gearbeitet. Wir haben unseren bisherigen Lokalteil gründlich analysiert, ihn sozusagen in seine Einzelteile zerlegt und geschaut, wo es Defizite und Änderungsbedarf gibt. Eine Erkenntnis war zum Beispiel, dass wir eine gewisse Unwucht bei der Abbildung unserer Gemeinden in der EZ haben. Ebenso in der inhaltlichen Ausrichtung und bei den journalistischen Gattungsformen. Das betrifft die Vielfalt an Texten, also die Frage, wie oft man Interviews im Blatt hat, Porträts, Reportagen, Glossen, Features etc.

Was ändert sich nun konkret?
Die auffälligste Neuerung ist, dass der Lokalteil auf den bisherigen Kreisseiten eine andere Einteilung hat. Es gibt künftig jeden Tag eine Filder-Seite, eine Neckartal-Seite, eine Seite Schurwald/Fils und eine Seite mit dem Titel Blick in den Landkreis.

Was steckt da dahinter?
Gewissermaßen ist das ein Versprechen, dass wir künftig unser gesamtes Verbreitungsgebiet gleich- und regelmäßig in der Zeitung abbilden. Auf der Filder-Seite finden sich die Berichte aus unseren Kerngemeinden Ostfildern, Denkendorf und Neuhausen; erweitert gehören auch Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Wolfschlugen dazu. Die Neckartal-Kategorie bilden Plochingen, Deizisau, Altbach, Köngen und Wernau, ferner Wendlingen und Unterensingen. Die Schurwald/Fils-Gruppe besteht aus Aichwald, Baltmannsweiler, Lichtenwald, Reichenbach, Hochdorf und Ebersbach.

Wie passt da die Seite Blick in den Landkreis dazu?
Das ist die Seite für übergreifende Kreis-Themen, also Inhalte, die sich nicht an einem einzigen Ort festmachen lassen. Außerdem ist das der Platz für Beiträge aus den großen Nachbarstädten Kirchheim/Teck und Nürtingen sowie aus Gemeinden, die zwar im Landkreis Esslingen liegen, aber nicht zum Kernverbreitungsgebiet der EZ gehören.

Gibt es auch bei den Esslingen-Seiten Veränderungen?
Die täglich drei bis vier Seiten zu Esslingen folgen künftig einer inhaltlichen Aufteilung. Die erste Lokalseite hat weiter den Titel Stadt und Kreis, noch konsequenter als bisher soll das der Platz für die wichtigsten und relevantesten Themen des Tages aus Esslingen und dem Landkreis sein, also für Themen mit hohem nachrichtlichen Wert. Die zweite Seite hat den inhaltlichen Schwerpunkt Blaulicht (Unfälle, Kriminalität, Verkehr etc.), Service und Nutzwert. Auf der dritten Seite finden sich klassische Lesegeschichten zu Themen wie Familie, Heimat, Freizeit, Garten, außerdem Geschichten mit persönlichem Touch, man könnte auch von einer magazinartigen Seite sprechen. Und auf der vierten Seite bündeln wir Beiträge mit nachrichtlicher Substanz und Hintergrund, aus der Kategorie Aktualität, Wirtschaft und Kommunalpolitik.

Lässt sich so eine Einteilung Tag für Tag durchhalten?
Nicht immer in Reinform, das ist uns klar. Aber das wird sich entwickeln. Wir haben natürlich unsere redaktionellen Strukturen und das Themenmanagement an die Erfordernisse unserer Lokalstrategie angepasst.

Sie versprechen auch, dass es künftig mehr Meinung im Lokalteil gibt.
Ja, täglich mindestens zwei Meinungsbeiträge wie Kommentare und Glossen. Samstags haben wir auf der ersten Lokalseite künftig eine Kolumne mit dem Titel „Rückspiegel“, wo ein kleiner Kreis von Autoren mit spitzer Feder die lokalen Geschehnisse der Woche ins Visier nimmt. Außerdem werden wir mehr Firmenporträts im Lokalteil haben, mehr Gastro-Kritiken, mehr Interviews und Reportagen. Außerdem gibt es neue Rubriken, etwa „Die gute Nachricht“ und „Was macht eigentlich . . .?“

Wie wollen Sie den Umfang erhöhen, wenn der Lokalteil wie bisher acht und montags sechs Seiten hat?
Zum einen, indem wie eine Seite mit dem Titel Kultur Lokal einführen. Diese Seite hat an drei bis vier Tagen pro Woche ihren Platz, analog zu Sport und Lokalsport, im vierten Zeitungsbuch, direkt hinter der Kultur-Aufschlagsseite. Ich finde, die beiden Seiten Kultur und Kultur Lokal passen sehr gut zusammen. Außerdem wird sich die Stuttgart-Seite künftig in der Regel am Ende des ersten Zeitungsteils finden statt am Ende des Lokalteils. Durch diese beiden Änderungen gewinnen wir unterm Strich 15 bis 20 Prozent mehr Platz für lokale Inhalte. Allerdings müssen wir dafür die Abfolge der Zeitungsbücher ändern.

Inwiefern?
Aus produktionstechnischen Gründen müssen der zweite und dritte Zeitungsteil ihren Platz tauschen, wenn wir die beschriebenen Neuerungen vornehmen wollen. Das heißt, der Lokalteil rückt von der zweiten an die dritte Stelle.

Wie passt das zu Ihrer lokalen Offensive, wenn der Lokalteil im Blatt etwas nach hinten rückt?
Ich kann Sie und alle Leser beruhigen, das hat natürlich nichts mit dem Wert zu tun, den wir dem Lokalteil beimessen. Die Ursachen sind rein technischer Natur und haben mit den Gegebenheiten des Zeitungsdrucks zu tun. Das ist auch der Grund, warum die meisten Lokalzeitungen in Deutschland den Lokalteil an dritter Stelle im Blatt haben.

Das waren jetzt alle Änderungen im Zuge der Lokalstrategie 2020?
Ein Letztes: Wir haben uns nach reiflicher Überlegung dafür entschieden, den Vereinen, Verbänden und Organisationen einen neuen Platz für ihre Nachrichten und Beiträge zu geben. Bisher hatten wir dafür die Seite Vereinsleben. Aber es gab oft Unzufriedenheit, weil wir aufgrund des begrenzten Platzangebots nicht alle eingesandten Beiträge veröffentlichen oder erst mit einem großen zeitlichen Nachlauf ins Blatt rücken konnten. Daher wollen wir künftig die Vereinsbeiträge in unseren kostenlosen Publikationen „Die Zwiebel“ und „Bei uns“ bündeln. Beide Wochenblätter heißen künftig im Titel „Vereinsforum der Eßlinger Zeitung“ und erscheinen flächendeckend im gesamten Verbreitungsgebiet: die „Zwiebel“ in Esslingen, „Bei uns“ in den Kreisgemeinden. Sie werden freitags als Beilage in der EZ enthalten sein, so werden sie auch unsere Abonnenten künftig erhalten. Ich denke, das ist ein sehr attraktives und weiterhin kostenloses Angebot an die Vereine.

Bedeutet das, dass die EZ künftig nicht mehr über Vereine berichtet?
Nein, das bedeutet es selbstverständlich nicht. Es geht um die eingesandten Vereinsberichte. Bei besonderen Ereignissen, Anlässen und Themen berichten wir wie gehabt über die Vereine. Sie sind ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens, und das möchten wir in der EZ abbilden.

Sie und Ihre Redaktion haben sich viel vorgenommen.
So ist es. Qualität kommt von Qual. Wir werden uns anstrengen müssen. Und über allem steht natürlich, wie nahezu in der jeder Branche, die digitale Transformation. Das ist unser großes Zukunftsthema.

Das Interview führte Johannes M. Fischer.