Til Odenwald, Thomas Koch und seine Frau, Bernhard Schwarz, Foto: Rehberger - Rehberger

Der Erfolg des Historischen Volksfestes wirkt sich auch auf den Cannstatter Wasen aus. Tradition rückt wieder in den Vorergrund. Auf dem Festplatz wird das Thema immer wieder angesprochen.

Bad CannstattBei 17 Tagen Cannstatter Volksfest wird einem so einiges geboten – in den Zelten und auf dem Platz. Wobei sich regelmäßigen Besuchern der Eindruck vermittelt, dass die Partyatmosphäre in den großen Zelten wieder etwas zurückgefahren und auch wieder auf volkstümliche Unterhaltung gesetzt wird. Immer mehr Blas- oder volkstümliche Musik ist zu hören. Der Erfolg des Historischen Volksfestes auf dem Schlossplatz wird diese Tendenz vorantreiben, weil allem Anschein nach ein Bedürfnis danach besteht. Der Stimmung tut dies nämlich keinen Abbruch. Es sei doch gar nicht nötig, irgendwelche Stimmungskanonen und „Stars“ einzuladen, das erreiche eine „normale“ Partyband auch, ist zu hören.

Dass wieder mehr auf Tradition und Rückbesinnung gesetzt wird, hört man in den Gesprächen auf dem Festplatz immer wieder. Die vier Schausteller Lorenz Hirschberg („Safari Trip), Sebastian von Berg („Candy Schokofrüchte“), Stefan Kinzler („Wilde Maus“) und Nico Lustnauer („Schwarzwaldhaus“) hatten zum „Zammahocka“ Vertreter aus Politik und Wirtschaft geladen. Da wurde natürlich auch über die Veranstaltung gesprochen. Wulf Wager, der vor fünf Jahren die Idee zum Historischen Volksfest hatte und auch an der Umsetzung beteiligt war, sowie den Historischen Volksfestumzug organisiert hat, freute sich über die Resonanz, die beide Veranstaltungen ausgelöst haben. „Ganz so falsch können wir also nicht gelegen haben“, lachte der Brauchtumsexperte. Es wundert ihn auch nicht, dass jetzt über eine Fortsetzung nachgedacht wird. Allerdings nicht mehr auf dem Schlossplatz, sondern auf dem Cannstatter Wasen, integriert ins Volksfest. „Da lässt sich sicher etwas auf die Beine stellen“, ist Wager überzeugt. Man müsse sich nach der Veranstaltung zusammensetzen und alles analysieren und auswerten. Es solle auf keinen Fall ein Schnellschuss werden. Wager kann sich auch vorstellen, dass dies dann nicht jedes Jahr, sondern in einem regelmäßigen Turnus angeboten werden soll.

Auch über den Krämermarkt wurde an dem Abend gesprochen. Dieser avanciert zum Sorgenkind, gehört aber – Thema Tradition – zur Veranstaltung. Die Marktkaufleute leiden zum einen unter Nachwuchsmangel. Anders als bei Schaustellern, wo der Betrieb meist von Familienmitglidern übernommen wird, sind Marktkaufleute Einzelkämpfer, die vom Stammpublikum leben. Der Standplatz am Zugang von der König-Karl-Straße wird auch wegen lukrativer anderer Zugänge zum Festplatz nicht mehr so häufig aufgesucht.

Tradition und Zusammenhalt war auch bei der offiziellen Eröffnung des Dinkelacker-Biergartens bei Wurst-Koch Thema. Der Imbissbetrieb zählt zu den ältesten gastronomischen Betrieben auf dem Volksfest. „Uns gibt es schon seit 1936“, berichtet Thomas Koch und schaut seinen Vater Roland fragend an. „Stimmt doch, oder?“ Dieser nickt zustimmend. Zur Eröffnung spielte Monty Bürkle mit Band auf. Die neu gestalteten Stammtischstuben bieten 50 Plätze, der Biergarten insgesamt 200. Historische Bilder erinnern an frühere Veranstaltungen und an die Familienbrauerei Dinkelacker, die die Biergarten-Umgestaltung unterstützt hat. Wolfgang und Christian Dinkelacker sowie die Brauerei-Vertreter Bernhard Schwarz, Ralph Barnstein (beide Geschäftsführer) und Til Odenwald (Vertriebsdirektor) schauten sich den umgestalteten Biergarten an. Auch zwei ehemalige Oberbürgermeister hatte Thomas Koch eingeladen: Dieter Salomon (Freiburg) und Gert Hager (Pforzheim).