Martin Auerbach (Die Linke) am Würfel und (von links) Regina Rapp (SPD), Stephanie Reinhold (Grüne) und Sven Kobbelt (FDP) in Wartestellung. Bei „Wahlopoly“ müssen sie tagesaktuelle Fragen zu verschiedenen Themen beantworten und ihre Haltung dazu darlegen - in maximal zwei Minuten. Foto: Stotz Quelle: Unbekannt

Unter der Überschrift „Wahlopoly“ hat der Kreisverband Esslingen-Göppingen des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) fünf der sieben Direktkandidaten für ein Bundestagsmandat zu einer dem Brettspiel Monopoly nachempfundenen Fragerunde eingeladen. Nur etwa 30 Zuhörer kamen ins Komma, um sich über die Vorstellungen der Kandidaten zu Themen wie Arbeit, Finanzen oder Europa zu informieren. Doch die erlebten einen kurzweiligen Abend.

Von Peter Stotz

Sieben Kandidaten bewerben sich im Wahlkreis Esslingen bei der Bundestagswahl um das Direktmandat der Wähler. Der DGB-Kreisverband Esslingen-Göppingen hatte fünf von ihnen, Markus Grübel (CDU), Regina Rapp (SPD), Stephanie Reinhold (Bündnis 90/Grüne), Sven Kobbelt (FDP) und Martin Auerbach (Die Linke), zu einer Fragerunde zu gesellschaftspolitischen Kernthemen der Gewerkschaften eingeladen. Die weiteren Wahlkreiskandidaten Gabriele Conrad (MLPD) und Stefan Köthe (AfD) waren aufgrund eines politischen Unvereinbarkeitsbeschlusses des DGB außen vor geblieben.

Ein Quartett stellt sich der Aufgabe

Grübel hatte kurzfristig abgesagt - und so stellte sich ein Kandidatenquartett der Aufgabe, sich über ein auf dem Fußboden aufgeklebtes und dem Brettspiel Monopoly nachempfundenes Spielfeld zu würfeln, dessen Spielfelder Themen wie Demokratie, Rente, Finanzen, Arbeit oder Europa zugeordnet waren. Entsprechend galt es, tagesaktuelle Fragen zu beantworten, die Überzeugungen der jeweiligen Partei und die persönliche Meinung zum Thema darzulegen.

Die 30 Zuhörer erlebten einen unterhaltsamen Abend, nicht zuletzt auch, weil das Spielfeld mit Stolpersteinen wie einem Gefängnis ausgestattet war. Dank einer launigen, aber stringent auf die zweiminütige Redezeit achtenden Moderatorin Gesa von Leesen war wenig Raum für geschliffene Rhetorik und langatmige Allgemeinplätze. Die Kürze und Prägnanz verlangte vielmehr Sachkenntnis und klare Standpunkte, bei Abschweifungen oder provokanten Thesen eines Kandidaten durften die anderen per Vetokarte zum Schlagabtausch herausfordern.

Entsprechend gewannen die Zuhörer deutliche Eindrücke von politischen Gegensätzen, aber auch Gemeinsamkeiten der Kandidaten. So kristallisierten sich Übereinstimmungen bei Regina Rapps und Stephanie Reinholds Vorstellungen zu der von der SPD ins Spiel gebrachten nationalen Bildungsallianz heraus. „Bildung muss kostenfrei sein, von der Kita bis zum Master“, forderte Rapp. Für dieses Ziel müsse von der rein föderalen Struktur und Finanzierung abgerückt werden. Reinhold stimmte dem zu und wollte dafür die Erbschaftssteuer heranzuziehen.

Damit geriet sie in Konflikt mit Sven Kobbelt, der die Abschaffung dieser Steuer favorisierte, da der bürokratische Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag stehe. Martin Auerbach plädierte für eine grundlegende Steuerreform, einschließlich einer Finanztransaktionssteuer, einer stärkeren Besteuerung hoher Einkommen und, zur Überraschung des Publikums unterstützt von Kobbelt, einer Steuer für Vermögen von mehr als einer Million Euro. So seien etwa eine gesetzliche Mindestrente von 1050 Euro monatlich, ein deutlich höherer Mindestlohn sowie Bildungsaufgaben finanzierbar.

Kobbelt löst Reinhold aus

Wenn auch etliche Fragen, etwa zur Rüstungs- oder zur Arbeitsmarktpolitik, deutliche Gegensätze klar werden ließen, so signalisierten die Kandidaten doch relativ oft, dass Differenzen nicht unüberbrückbar seien und sogar manche gemeinsame politische Position, etwa zum künftigen Umgang mit der Türkei, im Dialog gefunden werden könne. Als der Jurist Kobbelt Stephanie Reinhold per Haftprüfungstermin aus dem Gefängnis erlöste, witterte ein Zuhörer sogar „eine enge Koalition“ am Horizont.