Offen, politisch, kritisch: der Schauspieler Walter Sittler. Foto: Großhans Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Großhans

Es braucht keine Eskapaden, um im Fernsehgeschäft erfolgreich zu sein. Der Schauspieler Walter Sittler hat sich gestern im Econvent vor etwa 40 Gästen den Fragen des EZ-Journalisten Alexander Maier gestellt. Dabei ging es um seine Karriere, die Dokumentation „199 kleine Helden“ und Politik.

Offen, politisch, kritisch und immer mit einem leichten Schmunzeln - Sittler hat die Sympathien des Publikums von Anfang auf seiner Seite. Eine Herzensangelegenheit ist ihm vor allem das Dokumentationsprojekt „199 kleine Helden“ mit seiner Frau Sigrid Klausmann-Sittler. Seit 2010 wurden Kinder zwischen neun und zwölf Jahren auf der ganzen Welt im Alltag gefilmt sowie über ihre Zukunftswünsche und -befürchtungen befragt. „Kinder können Sachen, auch unschöne, ohne Anklage beschreiben. So wie sie sind.“ Kein Erwachsener kommt in der Dokumentation zu Wort, „nur die Kinder reden“. Besonders erstaunte den Künstler dabei, dass die Kinder nicht aus ihrer Heimat weg wollen, „weder im Irak noch in Indien im Rotlichtviertel“. Sie wollen vor allem, dass es, dort wo sie leben, besser wird.

Sittler berichtet spannend und mitreißend. So meinte ein Junge in Nepal: „Wenn mich einer zum König machen würde, würde ich Wasserleitungen bauen.“ Vor dem Hintergrund solch grundlegender Mängel fragt sich Sittler, was beispielsweise bei 50 Jahren deutscher Entwicklungshilfe schief läuft. Also Kinder an die Macht? „Wenn sie groß sind“, sagt der Schauspieler. Er spricht sich für eine Begrenzung der Amtsperioden für Bundeskanzler aus. Zwei wären vollkommen ausreichend, dann ruhig auch fünf Jahre lang. „Damit auch wieder neuer Wind reinkommt.“

Leicht ließ sich das Projekt „199 kleine Helden“ nicht verwirklichen. Die Suche nach Sponsoren gestaltete sich vor allem in Baden-Württemberg schwierig. Als Galionsfigur des Stuttgart-21-Widerstands hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Kaum eine Firma seiner Wahlheimat war bereit, die Dokumentation zu unterstützen. „Ich bin dann woanders hingegangen.“

Gegen S 21 hat er gekämpft und verloren. An der Richtigkeit seines Einsatzes zweifelt er nicht. Ihn störten die falschen Versprechungen der damaligen Landesregierung. Es ging in Wahrheit um das Immobilienprojekt, betont Sittler. Dagegen habe er prinzipiell nichts, doch dass dieses hinter falschen Versprechungen verborgen wurde, störte den politisch interessierten Schauspieler. Mit den Anfeindungen, die er wegen seines Engagements bekam, hatte er jedoch nicht gerechnet. „Da bin ich erst mal erschrocken.“ Er bezeichnet die Anschuldigungen - Begriffe wie Faschist oder Alt-Stalinist waren gefallen - als unsachliche Rückzugsgefechte, weil seinen Gegnern nichts Besseres mehr eingefallen sei.

Anfeindungen in der Politik sind ohnehin nicht seine Sache. Mit Blick auf die Bundestagswahl bevorzugt er einen Wahlkampf, in dem das TV-Duell zwischen Merkel und Schulz eher langweilig war. „Demokratie ist langweilig“, sagt er und ist heilfroh darüber. Sittler zieht einen sachlich-nüchternen Wahlkampf den Shows von Donald Trump oder Recep Tayyip Erdogan vor. Er betont jedoch, dass er keiner Partei angehört - auch wenn er als Bürger zweimal bei der Bundesversammlung für die Wahl des Bundespräsidenten abgestimmt hat.

Der Schauspieler plauderte auch ein bisschen aus dem Nähkästchen, was seine Erfahrungen aus dem Fernsehgeschäft angeht. Einen großen Karrieresprung hat Sittler der Serie „Girl friends“ zu verdanken. Mit seiner Rolle als Hotelier Rolando Schäfer wurde er in den 1990er-Jahren an der Seite von Mariele Millowitsch einem breiten Fernsehpublikum bekannt. Dass seine Figur so sehr ins Zentrum der Serie rückte, verdankte Sittler unter anderem der Tatsache, dass sich die Hauptdarstellerinnen nicht ausstehen konnten. „Es war Hölle“, sagt Sittler. Das Ursprungskonzept hatte die Schauspielerinnen Millowitsch und Tamara Rohloff noch im Fokus der Serie vorgesehen.