Foto: dpa - dpa

Stuttgart (dpa/lsw) - Wenn Menschen im Südwesten ihren Nachnamen ändern wollen, liegt das meistens an negativen Erlebnissen innerhalb der Familie. Viele wünschten sich eine Änderung, weil ihr Name sie an schwierige Konflikte oder Zwischenfälle erinnere, sagte Manfred Neumann vom Fachverband der Standesbeamtinnen und Standesbeamten Baden-Württemberg. Eine Umfrage in verschiedenen Kommunen des Landes bestätigte diesen Eindruck. In solchen Fällen könne der Name zur seelischen Belastung führen. Dazu müsse in der Regel aber ein ärztliches Gutachten vorgelegt werden, hieß es bei den Standesämtern.

Die gesetzlichen Hürden für Namensänderungen sind hoch. Neben einer seelischen Belastung kann auch die Verwechslungsgefahr bei Namen wie Mayer, Müller und Schmidt ein Grund für einen Namenswechsel sein. Auch anstößige oder lächerlich klingende Namen, Schwierigkeiten bei Schreibweise oder Aussprache können einen solchen Schritt begründen. Im Jahr entscheiden sich mehrere hundert Menschen im Südwesten zu einem solchen Schritt. Viele würden nach einer Beratung aber auch erkennen, dass ihr Antrag kaum Chancen auf Erfolg hat, sagte Neumann. Die Zahl der Änderungen bleibe mit mehreren hundert Menschen im Jahr also überschaubar.

In Karlsruhe haben 63 Personen im vergangenen Jahr einen Antrag auf Namensänderung gestellt. Zu den häufigsten Gründen zählen nach Auskunft der Stadt psychische Gründe aufgrund familiärer Konflikte, etwa wenn jemand nichts mehr mit den Eltern zu tun haben möchte. Dazu muss ein ärztliches Gutachten vorgelegt werden, «bloßes Nichtgefallen oder schlechte Erinnerungen reichen nicht aus», heißt es vom Standesamt.

Diskutiert wird die Namensänderung oftmals auch nach Scheidungen. Dann etwa, wenn die Mutter wieder ihren Geburtsnamen tragen will und auch das gemeinsame Kind diesen Schritt tun soll. Dazu muss ein Gutachten des Jugendamts eingeholt werden. Im Zentrum stehe die Frage, ob die Namensänderung dem Kindeswohl entspricht. So gehe es nicht um den Wunsch des Elternteils, sondern auch um das Kind, das durch die Änderung den Namen des Vaters ablegt.

2016 gab es in Stuttgart 121 Anträge auf Familiennamensänderung. Die Zahlen sind seit Jahren relativ konstant, wie ein Sprecher sagte. Der Beratungsbedarf sei weit höher als die Zahl tatsächlich gestellter Anträge. So gab es 2016 etwa 700 Vorabanfragen zur Namensänderung in der Landeshauptstadt. «Da die öffentlich-rechtliche Namensänderung an strenge rechtliche Voraussetzungen geknüpft ist, entbehren die meisten Anliegen einer rechtlichen Grundlage.» Auch in Stuttgart spielen familiäre Veränderungen, Konflikte und damit verbundene Belastungen eine wichtige Rolle.

Die zunehmende Internationalisierung der Arbeitswelt sorgt dafür, dass manche Antragsteller die Schreibweise ihres Namens ändern lassen wollen. So könnte etwa der deutsche Buchstabe «ß» im Namen Probleme bei der Geschäftsreise mit sich bringen - etwa in angelsächsischen Ländern, wo er nicht bekannt ist und als «B» für Irritationen sorgen kann.

2016 genehmigten auch die Behörden in Mannheim, Konstanz und Reutlingen Dutzende Anträge auf Namensänderungen. Die Zahl sei relativ konstant, heißt es in den Städten. Auch hier stehen psychische Belastungen aufgrund familiärer Konflikte an erster Stelle der Gründe. In Freiburg kommen im Jahr bis zu hundert Anträge auf die Schreibtische der Standesbeamten. Die angeführten Gründe seien vergleichbar mit denen anderer Städte im Land. «Namensänderungen werden von Personen aller sozialer Schichten und Berufsgruppen beantragt», sagte eine Sprecherin.