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Nach Untersuchungen eines Mannheimer Wissenschaftlers spielt das Geschlecht eines Asylantragstellers eine Rolle dabei, ob der Antrag angenommen wird, oder nicht.

Mannheim/Wien (dpa/lsw)Das Geschlecht von Flüchtlingen kann einer Studie zufolge bei der Entscheidung über Asylanträge eine Rolle spielen. Demnach erhalten Frauen leichter Asyl, wenn die darüber urteilenden Beamten hauptsächlich Anträge von Männern bearbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Mannheimer Politikwissenschaftlers Alejandro Ecker in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität Wien. Die Forscher werteten mehr als 40 000 richterliche Entscheidungen über Asylanträge in Österreich aus.

«Wenn ein Richter – egal ob Mann oder Frau – vorwiegend mit männlichen Antragstellern zu tun hatte, erhöhte das die Chancen weiblicher Antragsteller um rund 17 Prozentpunkte», sagte Ecker laut Mitteilung vom Freitag. «Bei Richterinnen und Richtern, die bei ihren Fällen mit einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis zu tun hatten, hatten Frauen dagegen keinen messbaren Vorteil.» Zudem urteilten weibliche Richter etwas großzügiger - die Chance auf eine positive Entscheidung habe bei ihnen unabhängig vom Geschlecht der Antragsteller um rund neun Prozentpunkte höher gelegen.

Die Studie habe nicht untersucht, ob die Entscheidungen richtig oder falsch waren, betonte Ecker. Die Autoren träfen auch keine Aussage darüber, ob Frauen zu nachsichtig oder Männer zu streng behandelt werden oder urteilen. «Aber wir stellen fest, dass Asylanträge von Männern und Frauen unter Umständen ungleich behandelt werden. Und da Asylentscheidungen Grundrechte sowie den Rechtsstaat als Ganzes betreffen, halten wir das für ein Problem.» Ecker und seine Wiener Kollegen schlagen daher vor, Asylanträge und Beschwerden von geschlechterparitätisch besetzten Gremien entscheiden zu lassen.

Die Daten stammten aus Österreich aus einem Zeitraum von 2008 bis 2013. Die Studienergebnisse könne man daher nur bedingt verallgemeinern, sagte Ecker. «Es scheint aber nicht abwegig anzunehmen, dass ein ähnlicher Effekt, wie wir ihn für Österreich nachgewiesen haben, auch andernorts auftreten kann.»