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Reutlingen (dpa/lsw) - Kurz vor der Bundestagswahl hat die Südwest-CDU ihren Vorsitzenden Thomas Strobl mit einem mäßigen Ergebnis im Amt bestätigt. Beim Parteitag am Samstag in Reutlingen erhielt er 82 Prozent. Damit schnitt Strobl deutlich schlechter ab als bei seinen Wiederwahlen 2015 (97,86 Prozent) und 2013 (87,3 Prozent). Zuvor hatten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Strobl die rund 330 Delegierten für den Wahlkampf-Endspurt angefeuert.

Merkel warnte vor einem rot-rot-grünen Regierungsbündnis nach der Bundestagswahl am 24. September. «Ich sage ganz klar und deutlich: Rot-Rot-Grün ist schlecht für unser Land.» In so unruhigen Zeiten wie diesen könne sich das Land keine Experimente erlauben. «Unser Land braucht in Zukunft vor allem Stabilität und Sicherheit.» Daraufhin kritisierte SPD-Landesgeneralsekretärin Luisa Boos, Kanzlerin Merkel verfalle in die altbekannte «Rote-Socken-Rhetorik».

Strobl sagte: «Wir haben alle Chancen. Es geht um viel. Lasst uns am 24. September zeigen: Auf die Südwest-CDU ist wieder Verlass.» Das Ergebnis der CDU Baden-Württemberg werde ganz entscheidend sein für das Gesamtergebnis der CDU im Bund. Eine jüngst veröffentlichte Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des Südwestrundfunks und der «Stuttgarter Zeitung» sieht die Südwest-CDU bei 42 Prozent. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), Spitzenkandidat seiner Partei im Südwesten, mahnte, Umfragen könnten sich schnell ändern. «Wir dürfen auf keinen Fall glauben, die Wahl wäre gewonnen.»

Bei der Bundestagswahl 2013 hatte die Südwest-CDU triumphiert. Sie holte mit 45,7 Prozent das zweitbeste Landesergebnis für die Union - nach der CSU in Bayern. Außerdem errang sie alle 38 Direktmandate. Insgesamt sitzen derzeit für die Südwest-CDU 43 Abgeordnete im Bundestag. Nun hat Strobl das Ziel «40 plus X» ausgegeben.

Strobl leitet die Partei seit 2011. Er ist auch Vize-Regierungschef, Innenminister und CDU-Bundesvize. Der Europapolitiker Daniel Caspary aus Nordbaden wurde zu einem der drei stellvertretenden Parteichefs gewählt. Er bekam 55,9 Prozent und verdrängte damit den bisherigen Vize-Parteichef Winfried Mack (Nordwürttemberg), der auf 47,4 Prozent kam und damit abgewählt wurde. Wiedergewählt wurden hingegen die zwei bisherigen Parteivize Thorsten Frei (Südbaden/69,1 Prozent) und Annette Widmann-Mauz (Württemberg-Hohenzollern/73,6). Caspary ist Chef der CDU/CSU-Gruppe in der Fraktion der Europäischen Volkspartei.

Bei der Berechnung des prozentualen Ergebnisses ignoriert die CDU Enthaltungen. Dadurch fällt die Zustimmung in Prozent höher aus als unter Einbeziehung der Enthaltungen. Bei Strobls Wiederwahl gab es 9 Enthaltungen - 26 der 338 Stimmberechtigten gaben gar kein Votum ab. Mack wurde später als einer der Beisitzer zum Vorstand gewählt.

Die Delegierten nahmen einen Antrag an, nach dem sich die Südwest-CDU für einen kontrollierten Abschuss des Wolfes in Deutschland ausspricht, ohne den Schutz der Art infrage zu stellen. Nabu-Landeschef Johannes Enssle bezeichnete den Antrag als unnötig. Bei problematischen Tieren sei bereits jetzt der Abschuss möglich.