Constantin Graf Fugger von Babenhausen und Prinzessin Sophie zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg gehen am 24. Juni in Wertheim nach ihrer kirchlichen Trauung durch die Stadt. Foto: dpa Foto: dpa - dpa

Wertheim (dpa/lsw) - Auch fast 100 Jahre nach Abschaffung der Adelsprivilegien in Deutschland faszinieren „Adels-Berichte“ nach Einschätzung des Soziologen Michael Hartmann zahlreiche Menschen. „Die Faszination resultiert aus einer Mischung von zwei Faktoren: einer Sehnsucht nach der guten alten, scheinbar geordneten Zeit - was angesichts einer zunehmend ungeordneter wirkenden Welt für manche sehr attraktiv ist. Und dem Glamour-Faktor, der auch gegenüber sogenannten Celebrities zu beobachten ist“, sagte der Wissenschaftler der Technischen Universität Darmstadt der Deutschen Presse-Agentur.
Der sogenannte Hochadel sichere seine Position vor allem durch Heiraten untereinander ab. „Da heiratet im Prinzip großer Grundbesitz anderen großen Grundbesitz“, sagte der 64-Jährige. In Deutschland gelten Adelsbezeichnungen seit 1919 nur noch als Teil des Namens.
Dem Slogan „Adel verpflichtet“ misst Hartmann heute eher wenig Bedeutung bei. „Damit ist gemeint, dass das Verhalten der Position eines Adligen angemessen sein sollte. Tatsächlich aber spielt es in erster Linie als Abgrenzungsmechanismus gegenüber dem Rest der Bevölkerung eine Rolle“, sagte der Soziologe. Dies sei an bestimmten Verhaltens- und Redeweisen zu erkennen. Eine gesellschaftliche Verantwortung sei mit dem Leitspruch in der Regel nicht verknüpft.