Wo Städte kein Personal für die Sommermonate zur Aufsicht im Strandbad gefunden haben, schwimmen die Gäste ohne Bademeister. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Julian Weber

Stuttgart/Titisee-Neustadt - Die Schwimmbecken sind mit Bauzäunen und dunkelblauen Plastikplanen abgesperrt, die Badeinsel steht auf dem Trockenen. Vor der idyllischen Kulisse des Titisees warnt ein Schild: „Baden auf eigene Gefahr! Keine Wasseraufsicht!“ Das Strandbad in Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) ist seit einigen Wochen nur noch eine „Badestelle“.

Der Grund für die Einschränkung: Die Stadt konnte für den Betrieb des Strandbads kein Personal finden. „Ein Bademeister hat im Herbst gekündigt, zwei weitere im Januar. Das war eine sehr schwierige Situation“, sagt Lothar Huber, Hauptamtsleiter in Titisee-Neustadt. Die Stellen seien danach mehrfach ausgeschrieben worden, es sei jedoch niemand gefunden worden. Das Thema sorge mittlerweile für Kopfschmerzen.

Die Situation im Schwarzwald ist kein Einzelfall im Südwesten. In den etwa 400 Freibädern Baden-Württembergs sind nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister (BDS) ungefähr 300 bis 400 Stellen vakant. „Dadurch wird es auf kurz oder lang verkürzte Öffnungszeiten und Schließungen geben. Leider kann ich nicht in die Glaskugel schauen, aber einige Fälle sind mir schon bekannt“, sagt Edgar Koslowski, Vorsitzender des BDS in Baden-Württemberg.

Koslowski steht bereits seit 37 Jahren am Beckenrand. Der Beruf des „Meisters für Bäderbetriebe“ - so die offizielle Bezeichnung - umfasst aber mehr. Die Bademeister warten zum Beispiel die Technik oder mähen den Rasen der Liegewiesen. Das geschieht in der Regel außerhalb der Öffnungszeiten. Für Koslowski sind das die „Heinzelmännchen-Aufgaben“, die der Gast nicht sieht.

In einer guten Sommerwoche komme er locker auf 75 Arbeitsstunden. „Im Sommer verlagert sich der Lebensmittelpunkt ins Freibad, man ist eigentlich nur zum Schlafen zu Hause. Darauf wollen sich viele junge Leute nicht mehr einlassen“, sagt Koslowski.

Damit die Belastung des Personals nicht zu hoch wird, seien eine gute Planung und ausreichend Angestellte nötig. „Freibäder sind aber ein defizitäres Geschäft, pro Gast muss eine Kommune etwa fünf bis sieben Euro zuschießen. Am Personal kann man natürlich sehr einfach sparen“, sagt Edgar Koslowski.

Die Schließung eines Bades ist aber nur die letzte Möglichkeit: „Kommunalpolitisch gesehen wird man es sich in keiner Stadt oder Gemeinde leicht machen, ein Bad zu schließen“, sagt Kristina Fabijancic-Müller, Sprecherin des Gemeindetages Baden-Württemberg. Vielmehr würden Gemeinderäte nach alternativen Lösungen suchen, zum Beispiel Kooperationen mit privaten Vereinen oder anderen Kommunen.

Am Titisee bleibt der Status quo in diesem Jahr vorerst erhalten: „Erst wenn im Herbst der neue Haushalt zur Debatte steht, wird die Badestelle wieder zum Thema“, sagte Lothar Huber. Auch private Lösungen seien denkbar. Bis dahin ist der Eintritt zur Badestelle frei, und am Kiosk gibt es weiterhin Eis und Pommes. Geschwommen wird aber auf eigene Gefahr.