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An einem Spätsommertag erschießt ein Mann drei Menschen, darunter sein eigenes Kind. Die Mutter entkommt und überlebt als einzige Augenzeugin.

Rottweil (dpa/lsw) Im Prozess gegen den mutmaßlichen Dreifach-Mörder von Villingendorf wird für den Nachmittag die Aussage der einzigen überlebenden Augenzeugin der Tat erwartet. «Sie beabsichtigt, persönlich auszusagen, weil es ihr wichtig ist, dem Angeklagten persönlich entgegenzutreten», sagte ihr Anwalt Wido Fischer am Dienstagvormittag. Dabei müsste sie das nicht tun. Die Strafprozessordnung sieht die Möglichkeit vor, dass ein Zeuge bei einer vorherzusehenden Belastung auch räumlich getrennt von dem Angeklagten befragt werden kann. Die Ex-Partnerin des Angeklagten und Mutter des getöteten Kindes gilt als Kernzeugin in dem Verfahren am Landgericht Rottweil, wie ein Verteidiger vorab sagte.

Der Angeklagte soll im September 2017 nach der Trennung von ihr den gemeinsamen Sohn erschossen haben, ebenso ihren neuen Partner und dessen Cousine. Obwohl die 31-Jährige in den Monaten zuvor versucht hatte, sich vor dem Mann zu verstecken, hatte er sie in Villingendorf (Kreis Rottweil) aufgespürt. Nachdem er ihr die Tat im Detail angedroht haben soll und sie deshalb auch Anzeige bei der Polizei erstattet hatte, macht er ernst: Er kam am Abend nach der Einschulung seines Sohnes zu der Wohnung und erschoss dort laut Anklage die seiner Ex-Freundin nahestehenden Menschen, um ihr schweres Leid zuzufügen. Sie konnte zu Nachbarn flüchten und Hilfe rufen.

Todesdrohungen und Tötungsfantasien hatte der Angeklagte wohl auch schon gegenüber der Frau geäußert, mit der er von 2002 bis 2011 verheiratet war. «Er hatte diese verrückten Fantasien im Kopf, Leute umzubringen, fertigzumachen», berichtete die Ex-Ehefrau aus der von 2002 bis 2011 dauernden Ehe am Vormittag. Die Aggression habe sich auch gegen sie gerichtet: Er habe sie geschlagen, sie zu einem Sprung vom Balkon zwingen wollen. Nach neun Jahren Ehe - «das war echt die Hölle» - habe sie sich in ein Frauenhaus geflüchtet.

Daraufhin habe der Angeklagte ihr und den Kindern in verschiedenen grausamen Versionen mit dem Tod gedroht. «Ich habe ihn ernst genommen, er ist einer, der so was machen kann», sagte die Frau vor Gericht. Der Prozess ist zunächst bis zum 26. Juni terminiert.