Stuttgart (lsw) - Mit einem verzweifelten Appell hat sich ein Professor der Verwaltungshochschule Ludwigsburg an die Landespolitik wegen zahlreicher Missstände an der Beamtenhochschule gewandt. Der 63-Jährige sprach vor dem Landtags-Untersuchungsausschuss in Stuttgart von Prüfungsmanipulationen, möglicher Untreue und mangelnder Wissenschaftlichkeit seiner Hochschule sowie von Verleumdungen.

„Wenn ich versuche, etwas zu verändern, wird das relativ hart gekontert“, berichtete er. Zwar werde keine Tasse Kaffee über seinem Hemd entleert. Aber: „Das ist alles feiner und subtiler.“ Der Professor sagte, es gebe einen Korpsgeist an der Hochschule, der kritische Kollegen wie ihn ausschließe. Der Finanzexperte hatte sich anders als etliche seiner Kollegen dagegen entschieden, die seit 2012 eröffnete Möglichkeit eines Wechsels in eine Besoldungsgruppe mit lukrativen Zulagen (W2) zu nutzen. Diese Kollegen hätten ungeachtet der äußerst schwammigen juristischen Grundlage argumentiert, man müsse mitnehmen, was man mitnehmen könne.

Die Oppositions-Obleute zeigten sich zum Teil schockiert angesichts der von dem Professoren beschriebenen Zustände. Der SPD-Obmann Sascha Binder sagte: „Ich bin erschüttert, dass unter der Rechtsaufsicht der Ministerin (Theresia Bauer/Grüne) sich solche Zustände fortsetzen ohne ein Einschreiten.“ FDP-Obmann Nico Weinmann resümierte mit Blick auf die längst bekannten und fortdauernden Missstände: „All das lässt kein gutes Licht auf das Ministerium fallen.“

Vorlesungen nur vormittags

Nach Worten des Professors hat auch der Rektor der Hochschule, Wolfgang Ernst, keines der Probleme angefasst. Grund sei, dass er befürchten müsse, wie die Ex-Rektorin Claudia Stöckle an internem Widerstand zu scheitern. Die in der Professorenschaft umstrittene Stöckle habe nach ihrem Amtsantritt 2012 versucht, die Dinge ins Lot zu bringen. Im Einzelnen nannte der Professor folgende Kritikpunkte: Die Vorlesungen fänden nur vormittags statt - deshalb könne nicht von einer Hochschule, sondern eher von einer Schule die Rede sein. Folge: Es würden Räume angemietet, während am Nachmittag die Einrichtung leer stehe. Das könne ein Fall von Untreue sein.

Um etwaige Ungerechtigkeiten beim Bachelor- gegenüber dem Diplomabschluss auszugleichen, würden jedem Bachelor-Studenten eine Mindestzahl von fünf Punkten automatisch zugesprochen. Hinzu kämen ein Fall nachträglicher Verbesserung von Klausurnoten und ein äußerst schludriger Umgang mit den Abschlussarbeiten der Studenten. Ein Sprecher von Ministerin Bauer sagte zu der Mängelliste: „Zunächst müssen wir prüfen, ob das einen realen Hintergrund hat.“