Kurioser Anblick: Die Gleise bei Rastatt haben sich sichtbar abgesenkt. Für Züge ist der Abschnitt bis auf Weiteres nicht befahrbar. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Karlsruhe (lsw) - Bahnfahrer müssen zwischen Rastatt und Baden-Baden in den kommenden Tagen viel Geduld mitbringen: Die Strecke der Rheintalbahn bleibt nach Angaben der Deutschen Bahn mindestens ein bis zwei Wochen gesperrt.

Zwar sei auf der etwa 20 Kilometer langen Strecke ein Notverkehr mit Bussen eingerichtet worden, sagte gestern ein Sprecher. „Das läuft stabil.“ Dennoch müssten Fahrgäste mit massiven Einschränkungen rechnen und mehr Zeit einplanen. Wie viele Züge oder Fahrgäste von der Sperrung betroffen sind, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen. Grund für die Probleme ist nach Angaben der Bahn eine schwerwiegende technische Störung, die mit Bauarbeiten an einem Tunnel zu tun hat. Als Folge davon hätten sich Gleise abgesenkt. Es werde zwar intensiv an der Behebung der Störung gearbeitet - dennoch müsse man davon ausgehen, dass die Sperrung länger gehe, hieß es bei dem Unternehmen.

Fernverkehrszüge aus dem Norden und dem Süden Deutschlands würden vorzeitig enden und wieder zurück fahren, teilte die Bahn weiter mit. Internationale Züge von und nach Paris würden nicht über Strasbourg und Karlsruhe verkehren, stattdessen aber ersatzweise in Saarbrücken und Mannheim halten. Fahrgäste auf der betroffenen Strecke könnten ihre Fahrkarten für andere Züge - auch auf weitläufigen Umleitungsstrecken - nutzen oder sie ohne Gebühr zurückgeben, sagte der Bahnsprecher weiter. Das Unternehmen arbeite derzeit „unter Hochdruck“ an einem Ersatzkonzept. Der Fahrplan sollte heute veröffentlicht werden. An den Bahnhöfen in Karlsruhe, Offenburg und Baden-Baden seien zusätzliche Bahn-Mitarbeiter im Einsatz, um den Fahrgästen weiterzuhelfen. Außerdem seien bereits in der Nacht zum Sonntag in Karlsruhe und Offenburg Hotelzüge bereitgestellt worden.

Reisende bleiben gelassen

Am Karlsruher Hauptbahnhof blieb ein größeres Chaos gestern aus. In der Bahnhofshalle berieten Mitarbeiter die Reisenden, immer wieder ertönten Durchsagen zu Gleisänderungen oder Reisealternativen. Vor dem Informationspunkt der Deutschen Bahn kam es allerdings zeitweise zu langen Warteschlangen. „Die Verspätungen sind nichts Neues für mich“, sagte beispielsweise die Schweizer Studentin Anna Braun, die ebenfalls am Info-Schalter anstand. Ihre Freundin stimmte ihr zu: „Irgendwie ist immer was und man verliert so viel Zeit am Bahnhof - in der Schweiz ist das anders.“ Beide Frauen wollten weiter in Richtung Gießen. Auch diese Strecke war einer Mitarbeiterin der Bahn zufolge von den Vorfällen betroffen: „Viele Zugverbindungen müssen ausweichen, neu geplant oder komplett neu gestartet werden.“ Gelassen nahm das eine 40-köpfige Gruppe aus Großbritannien. Mit dem Zug wollten sie durch Deutschland in die Schweiz. „Das ist die schönere Art des Reisens“, sagte ein älterer Mann mit einem Zwinkern.

Rastatter Tunnel

Der Tunnel Rastatt - an dem Bauarbeiten am Wochenende technische Störungen auf der Bahnstrecke zwischen Rastatt und Baden-Baden ausgelöst hatten - läuft nach Angaben der Deutschen Bahn unter dem gesamten Stadtgebiet. Wenn er fertig ist, soll er östlich von Ötigheim beginnen und südlich von Rastatt im Bereich Niederbühl enden.

Die 4270 Meter lange Untertunnelung habe das Ziel, Anwohner künftig vom Lärm der vorbeifahrenden Züge zu entlasten, heißt es bei dem Unternehmen. Der Tunnel solle für eine Geschwindigkeit von 250 Kilometer pro Stunde ausgelegt werden. Er ist Teil der Aus- und Neubaustrecke Karlsruhe-Basel. Züge sollen ab 2022 durch den Tunnel fahren.