Beim Zentralrat der Jesiden haben sich weitere junge Frauen gemeldet, die ihren IS-Peiniger in Baden-Württemberg erkannt haben wollen. Foto: dpa - Thomas Rassloff/dpa

Nach Angaben des Zentralrats der Jesiden haben sich weitere junge Frauen gemeldet, die ihren IS-Peiniger in Baden-Württemberg erkannt haben wollen.

Mainz (red) Demnach handelt es sich um denselben Mann, von dem bereits eine Jesidin berichtet hatte, die inzwischen in den Irak zurückgereist ist. Zemfira Dlovani, stellvertrende Vorsitzende des Zentralrates, sagte im Interview mit dem SWR: „In der Tat kam jetzt raus, dass weitere Mädchen, die bei diesem Peiniger [der betreffenden Frau] waren, ihn wohl auch erkannt haben (…). Gestern Abend habe ich die Information bekommen und das hat sich heute morgen nochmal bestätigt.“ Nähere Informationen zur Identität der Zeuginnen wolle sie derzeit nicht preisgeben.

In einem seit Dienstag kursierendem Video und Artikel der irakischen Zeitung Basnews hatte die vor drei Jahren nach Deutschland geflüchtete Frau berichtet, sie hätte den Mann getroffen, der sie im Irak als Sklavin für hundert Dollar gekauft habe. In Deutschland habe er sie bedroht. Der Generalbundesanwalt (GBA) hatte daraufhin ermittelt, konnte den Mann aber nicht finden. Gegenüber dem SWR schrieb der GBA: „Anhand der Schilderungen der Zeugin ist es nicht gelungen, eine konkrete Person zu identifizieren. Auch dem genannten Namen (Abu Hamam) konnte keine reale Person zugeordnet werden. Nichtsdestotrotz laufen die Ermittlungen weiter. Die Bundesanwaltschaft hätte die Zeugin gerne ergänzend befragt, leider ist sie in den Irak ausgereist.“ Jetzt gibt es möglicherweise neue Hinweise durch die Aussagen des Zentralrats der Jesiden.

Der Diplom-Psychologe Prof. Jan Ilhan Kizilhan von der Dualen Hochschule in Villingen-Schwenningen, der in Baden-Württemberg jesidische Mädchen und Frauen betreut, die vor dem IS geflohen sind, sagte zu dem Fall gegenüber dem SWR: „Man muss jede einzelne Information ernstnehmen. Und das ist auch bisher mein Gefühl im Kontakt mit den Behörden gewesen, dass die relativ schnell reagiert haben.“ Er schließe nicht aus, dass es in dem Fall auch zu einer Verwechslung gekommen sein könnte: „Wir wissen aus der Traumatologie, dass Menschen, die Traumata erlitten haben, unter Gedächtnisstörungen leiden. Das heißt, bärtige Männer - und meistens waren die IS-Kämpfer, die sie vergewaltigt haben, bärtige Männer – können wie ein Trigger im Gedächtnis wirken. Und dann sehen sie die Bilder ihrer Peiniger.“