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Tierquälerei in einem Schlachthof in Tauberbischofsheim? Die Fast-Food-Kette McDonald's hat Strafanzeige erstattet. Die Behörden haben das Unternehmen vorerst geschlossen.

Tauberbischofsheim (dpa/lsw)Nach mutmaßlichen Verstößen gegen den Tierschutz in einem Schlachthof in Tauberbischofsheim bleibt der Betrieb nach Angaben des Landes bis auf Weiteres geschlossen. Durch Recherchen des Fernseh-Magazins «Stern TV» habe das Land von dem Fall erfahren, hieß es am Donnerstag beim Agrarministerium in Stuttgart. Nach Sichtung der Bilder habe das Landratsamt in Abstimmung mit dem Ministerium die sofortige Schließung verfügt. Der Schlachthof gehört zur Firma OSI mit Europa-Sitz in Gersthofen bei Augsburg, einem Lieferanten der Fast-Food-Kette McDonald's.

Der Betrieb muss dem Ministerium zufolge ein Konzept vorlegen, wie die Mängel, die zu dem massiven Tierschutzverstößen geführt haben, behoben werden könnten. «Solange dieses Konzept nicht vorliegt und die Auflagen, die der Schlachthof darüber hinaus erhält, nicht umgesetzt sind, bleibt der Betrieb geschlossen», sagte eine Sprecherin. Auf mit versteckten Kameras gedrehten Bildern soll unter anderem zu sehen sein, dass sich Rinder beim Einstich in den Hals und beim Ausbluten bewegen - was ein Hinweis darauf sei, dass sie nicht richtig betäubt seien.

McDonald's und auch Tierrechtsaktivisten haben nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen Verantwortliche gestellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Auf dem Hof werden laut Landratsamt täglich 200 Rinder geschlachtet.

Die Organisation «Soko Tierschutz» (Augsburg) bezeichnete die Schließung als «erwartbaren Vorgang». Bei dieser Maßnahme dürfe es nicht bleiben, sagte der Vorsitzende Friedrich Mülln. «Wir erwarten von den Behörden, dass sie hart durchgreifen», betonte er. Mülln erhob auch gegen Veterinäre schwere Vorwürfe. Es gebe Hinweise, dass die amtlichen Prüfer bei Verstößen nicht eingegriffen hätten.

Tauberbischofsheim sei leider kein Einzelfall, sagte Mülln. Er sprach von «potenziell mafiösen Schlachtstrukturen» in Deutschland. «Da kann wohl nur der Konsument etwas ändern. Die einzige Sprache, die verstanden wird, ist der Profit», sagte der «Soko Tierschutz»-Chef.

Dem Agrarministerium zufolge soll es «eine akribische Aufarbeitung» der Situation geben. Dabei würden auch mögliche Verfehlungen durch Amtsträger geprüft. «Sollten diese vorliegen, wird in aller Härte durchgegriffen und disziplinarische Maßnahmen werden eingeleitet.»

Die SPD-Opposition im Stuttgarter Landtag kritisierte, dass die Behörden erst durch Medien und Aktivisten von dem Fall erfahren hätten. «Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass die staatliche Kontrolle beim Tierschutz auf Schlachthöfen nicht funktioniert, da es schlichtweg zu wenig Personal für diese wichtige Aufgabe gibt», sagte Reinhold Gall, der agrarpolitische Sprecher der SPD-Fraktion.