Einer der Angeklagten sitzt mit Fußfesseln im Gerichtssaal auf seinem Stuhl. Der Prozess gegen neun Angeklagte, die Mafia-Verbindungen haben sollen, wird wegen Verdachts des Drogenhandels und versuchten Mordes geführt. Foto: dpa - dpa

Mitten im Industriegebiet weist ein Schild «Landgericht» aus. In einer umgebauten Firmenkantine wird seit Dienstag der sogenannte Mafia-Prozess verhandelt.

Konstanz (dpa/lsw) Der Prozess um eine Bande mutmaßlicher Drogenhändler mit Verbindungen zur Mafia ist am ersten Tag nach dem Umzug in eine Ex-Firmenkantine unterbrochen worden. Das Landgericht Konstanz hatte vier Verhandlungstage eingeplant, bis der erste Zeuge gehört wird - nun ist nach knapp zweieinhalb Tagen vorerst Pause. «Im Grunde haben wir heute schon kein Programm mehr», sagte der Vorsitzende Richter Arno Hornstein am Dienstag.

Das liege unter anderem am Auskunftsverhalten der neun Angeklagten, so Hornstein. Bislang wollte sich keiner von ihnen zur Sache äußern. Am dritten Verhandlungstag ließen aber drei der Angeklagten Angaben über sich von ihren Anwälten vortragen. Sie waren unter anderem in der Gastronomie und im Einzelhandel tätig, in zwei Lebensläufen sind Schulden ein Thema. Untereinander sind die Männer den Angaben nach teilweise verwandt - darüber hinaus wurde bei den Einlassungen nur ein persönlicher Kontakt zwischen zwei von ihnen erwähnt.

Bei allen Angeklagten wird ein Bezug zu den Mafia-Organisationen Cosa Nostra und 'Ndrangheta vermutet. Die Männer im Alter von 26 bis 53 Jahren sollen laut Anklage über Jahre kiloweise Drogen gekauft, geschmuggelt und vor allem im Schwarzwald-Baar-Kreis weiterverkauft haben. Ihnen werden zudem Körperverletzung und illegaler Waffenbesitz sowie in einem Fall versuchter Mord zur Last gelegt.

Ein Verteidiger beantragte eine Aussetzung des Verfahrens, er forderte Einblick in die Originalakten. Sein Mandant müsse wissen, «was andere Angeklagte über ihn gesagt haben». Mit dem Hinweis, dass der Anwalt genug Zeit gehabt hätte, die Akten an der Geschäftsstelle einzusehen, wird der Antrag von der Strafkammer abgewiesen.

Sie hatte an den ersten beiden Verhandlungstagen in einem Gerichtssaal in Karlsruhe getagt, weil der Umbau der Kantine noch nicht abgeschlossen war. Dort trennt nun eine niedrige Mauer die Angeklagten, von denen sechs in Untersuchungshaft sitzen, von ihren Angehörigen. Sie füllen die Stühle im Zuschauerraum. Jeglicher Austausch mit den Männern in Fußfesseln wird von den zahlreichen Justizbeamten unterbunden. «Kein Kontakt!», heißt es immer wieder.

Wie schon in Karlsruhe sind die Sicherheitsvorkehrungen hoch. Am Einlass führt die Polizei gründliche Personenkontrollen durch. Die Kammer soll für den Rest des Verfahrens mit ursprünglich 67 geplanten Verhandlungstagen in der umgerüsteten Kantine tagen. Am 23. Oktober will sie dort das nächste Mal zusammenkommen.