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Stuttgart (dpa/lsw) - Justizminister Guido Wolf (CDU) will seinen Ressortkollegen ein baden-württembergisches Modellprojekt zur Telemedizin in den Gefängnissen vorstellen. Präsentiert werden soll das Projekt bei der Justizministerkonferenz, die von Mittwoch an im thüringischen Eisenach tagt, teilte das Justizministerium in Stuttgart mit. Das Modellvorhaben läuft in diesem Juni nach und nach in sechs Gefängnissen in Baden-Württemberg an. Es ist zunächst auf eine sechsmonatige Pilotphase angelegt - bewährt es sich, soll es auf alle Gefängnisse in Baden-Württemberg ausgedehnt werden. Dabei berät ein online zugeschalteter Arzt den Gefangenen am Bildschirm.

Derzeit sitzen rund 7600 Gefangene in baden-württembergischen Gefängnissen. Dabei gebe es neben einem generellen Anstieg der Zahlen auch eine Zunahme ausländischer Häftlinge und von psychisch auffälligen Gefangenen, hieß es. Wegen des Ärztemangels sei es aber nicht einfach, Ärzte für Justizvollzugsanstalten zu finden. Mit der Telemedizin könnten ärztliche Beratungen auch abends und nachts sowie an Wochenenden und Feiertagen vermittelt werden. Die Kosten werden mit 470 000 Euro in sechs Monaten veranschlagt. Dazu kommen 57 000 Euro für eine wissenschaftliche Begleitstudie.

Nach den Worten von Justizminister Wolf können die Gefängnisse bei dem Projekt auch auf Videodolmetscher zurückgreifen. Der Dienstleister, mit dem bei der Telemedizin zusammengearbeitet werde, gewährleiste die Zuschaltung eines Allgemeinarztes und eines Psychiaters innerhalb von 15 Minuten zu jeder Tages- und Nachtzeit. «Damit wollen wir auch und insbesondere die Beschäftigten im Justizvollzug in einer schwierigen Phase unterstützen und entlasten.»