Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, hält eine Batteriezellfertigung für Elektroautos im Südwesten für absolut notwendig. Foto: DPA

Braucht Deutschland eine eigene Fertigung für Batteriezellen von Elektroautos? Große Firmen im Land winken ab. Doch der baden-württembergische IG-Metall-Chef und Daimler-Aufsichtsrat ist anderer Meinung.

Stuttgart (dpa/lsw) Der baden-württembergische IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger hält eine Batteriezellfertigung für Elektroautos im Südwesten für absolut notwendig. «Ich bin überzeugt, dass Baden-Württemberg bis Mitte der 20er Jahre mindestens ein bis zwei voll ausgelastete Zellfabriken braucht», sagte Zitzelsberger der Deutschen Presse-Agentur. Seine Rechnung: «Für eine Autofabrik, die 300.000 Elektroautos jährlich baut, brauche ich eine Fabrik, die dafür Batteriezellen produziert mit einer Kapazität von etwa 15 Gigawattstunden.»

In Baden-Württemberg gibt es drei Auto-Produktionsstandorte. In Sindelfingen und Rastatt will der Autobauer Daimler künftig auch Elektroautos bauen. Das gleiche gilt für Audi in Neckarsulm.

Batteriezellen sind notwendiger Bestandteil der Akkus für Elektroautos. Bislang kommen die Zellen vorwiegend von asiatischen Herstellern wie zum Beispiel den südkoreanischen Elektronikkonzernen LG und Samsung. Trotz der hohen Energiekosten hierzulande läuft eine Debatte, wer sich an einer deutschen Zellproduktion beteiligen könnte. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will bis 2021 eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen.

Laut Altmaier sind mehrere Firmen dabei, sich in Europa zu Konsortien für eine Zellfertigung zusammenzuschließen. In Deutschland gelten der Batteriekonzern Varta, der Chemiekonzern BASF sowie der Autobauer Ford als Kandidaten. Unklar ist, wo eine solche Fertigung gebaut werden könnte. Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) warb jüngst in einem Brief für einen Standort im Südwesten.

Offen ist aber auch, ob sich der Auto-Branchenprimus VW beteiligt. Der Zulieferer Bosch und der Stuttgarter Autobauer Daimler haben hingegen abgewunken. Daimler hatte seine Zellproduktion im sächsischen Kamenz erst 2015 geschlossen. Der Autohersteller baut nur noch die Batterien für seine Autos - künftig unter anderem auch in Untertürkheim und Sindelfingen.

Nach Einschätzung von Zitzelsberger kommen die Autohersteller aber auch an dem Thema Batteriezellen in Zukunft nicht vorbei. «Die Batteriezelle wird ein verkaufsunterscheidendes Merkmal sein.» Kein Automobilhersteller komme auf die Idee zu sagen, «ich kaufe meine Motoren irgendwo dazu». «Ähnlich wird es auch bei der Zelle sein.»

Denn die Batteriezelle für das Elektroauto sei ein sehr auf den Einsatz und Nutzung des Fahrzeugs ausgelegtes Produkt, sagte der IG-Metall-Landeschef, der auch im Daimler-Aufsichtsrat sitzt. «Reichweite, Ladezeit und -dichte, Sportlichkeit, Volumen, die Sicherheit (...) Ganz viele Unterscheidungsmerkmale sind da drin.» Sie sei nicht vergleichbar mit der AAA-Batterie für den Hausgebrauch. «Die Hersteller müssen sich da auf jeden Fall engagieren. Das heißt nicht zwangsläufig, dass sie es selbst machen müssen», meinte Zitzelsberger. «Es geht eher darum, über strategische Kooperationen mit heimischen Zulieferern das Thema hochzuziehen.»

Die Zahl der Arbeitsplätze, die durch einen Zellfertigung im Land geschaffen würden, hält der Gewerkschafter hingegen für überschaubar: «Das sind hochautomatisierte Prozesse.» Je Fertigung könnten es rund 1000 Jobs sein. Zum Vergleich: Laut Statistischem Landesamt waren in der «Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen» 2016 rund 300.000 Menschen beschäftigt.