Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) Foto: dpa - dpa

Der Erwerb der deutschen Sprache fällt so manchem zugewanderten Schüler schwerer als angenommen. Probleme will Kultusministerin Eisenmann durch mehr Lehrstellen abfedern.

Stuttgart (dpa/lsw) - Das Kultusministerium will den Spracherwerb junger Zuwanderer nach dem Übergang von Vorbereitungsklassen in die Regelklassen weiter fördern. Zwar leisteten die Schulen bereits seit vielen Jahren herausragende Integrationsarbeit, sagte Ressortchefin Susanne Eisenmann (CDU) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. «Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen jedoch, dass die Sprachförderung nicht immer ausreicht oder dass die Konzepte auf die teilweise sehr unterschiedlichen Bedürfnisse nicht immer optimal zugeschnitten sind.»

Dem Kultusministerium stehen seit dem Jahr 2016 insgesamt 1165 Stellen zusätzlich für den Unterricht zugewanderter Kinder und Jugendlicher zur Verfügung. Diese Stellen sind mit Blick auf weniger Zuzug von Migranten mit kw-Vermerken - also künftig wegfallend - versehen. 565 Stellen davon sollten zum 1. August 2018 gestrichen werden, werden nach Angaben aus dem Ministerium nun aber verlängert. Das Finanzministerium habe grünes Licht dafür gegeben.

Analphabeten und Schüler mit Abschluss in einer Klasse

Die Erfahrung zeigt laut Eisenmann, dass der Spracherwerb nach dem Besuch von allgemeinbildenden und beruflichen Vorbereitungsklassen noch nicht abgeschlossen ist und weiterer Bedarf besteht. Den Lehrern der Vorbereitungsklassen machen die sehr unterschiedlichen Sprachniveaus der Schüler zu schaffen. Manche Schüler sind Analphabeten, andere traumatisiert, wieder andere haben bereits einen Schulabschluss. Eisenmann: «Deshalb haben wir Konzepte zur Förderung der stärkeren und der schwächeren Schüler entwickelt, um den unterschiedlichen Bedürfnissen flexibler gerecht zu werden.» Durch mehr Stellen seien etwa Klassenteilungen und besondere Angebote für schwache und begabte Schüler möglich.

Die beruflichen Schulen halten laut Ministerium eine begleitende Sprachförderung für notwendig, um Ausbildungsabbrüche zu vermeiden und zum Bestehen der Ausbildung und der Abschlussprüfung beizutragen. Auch Jugendliche mit einem Ausbildungsplatz, aber mageren Deutschkenntnissen sollen noch eine zusätzliche Sprachförderung erhalten.

Vorbereitungsklassen verringert

Die Zahl der Vorbereitungsklassen an allgemein bildenden Schulen erreichte im Schuljahr 2016/17 mit 1935 eine Höchststand. Mehr als 27 600 Schüler wurden auf den Übergang in die Regelklassen vorbereitet. Im laufenden Schuljahr sind es 1680 Klassen mit 24 000 Schülern. Nach Prognose des Ministeriums wird sich die Zahl der Klassen im kommenden Schuljahr auf 1315 mit gut 18 800 Schülern verringern.

Die meisten der jetzt abgesicherten Stellen entfallen auf die weitere Beschulung der jungen Flüchtlinge in Vorbereitungsklassen (254), gefolgt von zusätzlichem Unterricht in den beruflichen Vorbereitungsklassen (125) und zusätzlicher Sprachförderung nach Übergang in die Regelklassen (96).