Daraus wird keine Traube: ein erfrorener junger Trieb an einer Rebe. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Hermann Neu

Stuttgart - Nach den massiven Frostschäden etwa im Wein- und im Obstbau denkt Agrarminister Peter Hauk (CDU) an Landeshilfen. Dazu nötig sei jedoch die Zustimmung in der grün-schwarzen Koalition, sagte er gestern in Stuttgart. Den probeweisen Hubschraubereinsatz gegen Frostschäden sieht der Minister verhalten positiv, genaue Ergebnisse lägen aber noch nicht vor.

Hauk nannte die Lage nach dem nahezu landesweiten starken Frost „schon bescheiden“. Die Klagen der geschädigten Landwirte und Weinbauern kämen „nicht zu Unrecht“. Durch die Temperaturen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag und von Donnerstag auf Freitag von zum Teil deutlich unter dem Gefrierpunkt gebe es zum Teil dramatische Ausfälle.

Das Land sei bei solchen Lagen aber „nicht der Rückversicherer und nicht der Versicherer“. In der Vergangenheit habe es bei ähnlicher Lage allerdings schon Ausgleichszahlungen gegeben. Da es aber keine finanziellen Reserven mehr gebe, müsse die Koalition über mögliche Hilfen entscheiden.

Zum Einsatz von Hubschraubern über Weinbergen äußerte sich Hauk verhalten positiv. Durch die Helikopter, die am frühen Donnerstagmorgen an drei Standorten in Obersulm im Kreis Heilbronn eingesetzt wurden, wurde wärmere Luft aus oberen Schichten mit der bodennahen Kaltluft verwirbelt, um Kälteschäden zu vermeiden.

Bei dem landesweit erstmaligen Versuch habe es erste Erfolge gegeben, so sei die Luft am Boden um bis zu drei Grad erwärmt worden. An einer vierten Stelle war es laut Hauks Angaben mit sieben Grad Minus zu kalt für den Einsatz. In der Nacht zu gestern, die nicht mehr so extrem frostig war, kamen nur noch im Taubertal Hubschrauber zum Einsatz. Generell dürfe für solche Einsätze die Kaltluftschicht nicht zu mächtig sein, erläuterte der Minister.

Laut den weiteren Angaben soll die Auswertung der Effekte des Hubschraubereinsatzes in der kommenden Woche erfolgen. Klar sei, dass es bei bestimmten Situationen eine positive Wirkung gebe. Hubschrauber seien aber kein Allheilmittel. Bei zu starker Kälte seien sie wie das Abbrennen von Paraffinkerzen keine Hilfe. Der Hubschraubereinsatz sei allerdings kostengünstiger als die Beheizung von Weinbergen mit Feuern.

Der Frost der vergangenen Nächte hat die deutschen Weinanbaugebiete zum Teil massiv getroffen. „Von keinen Schäden bis zu einem Ausfall von 100 Prozent ist alles dabei“, sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut gestern in Bodenheim nahe Mainz gegenüber der dpa. Es sei außergewöhnlich, dass Reben in ganz Deutschland betroffen seien. „Von der Ahr bis nach Baden, von der Mosel bis nach Sachsen.“

Temperaturen mit mehreren Grad Minus seien für April nichts Ungewöhnliches, aber durch die sehr warmen Wochen zuvor seien die Rebstöcke zwei Wochen früher dran als sonst und hätten schon ausgetrieben. „Das war das Fatale“, sagte Büscher. Der Präsident des Weinbauverbands Mosel, Rolf Haxel, berichtet von großen Schäden vor allem an den Burgundersorten. „Wenn sie da in die Weinberge gehen, ist auf einmal alles schwarz.“

Die Winzer hoffen, dass die Reben Seitentriebe bilden. „Ob die Früchte tragen oder nicht, wissen wir aber nicht“, sagte Haxel. Laut Büscher ist nur mit einem Bruchteil des Vollertrags zu rechnen. „Es wird in diesem Jahr auf jeden Fall weniger Wein geben als erhofft.“