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Nur noch auf Platz 6 befinden sich die Badener, die im letzten Jahr noch unter den Glücklichsten waren, so der aktuelle Glücksatlas. Die Schwaben rangieren nur auf Platz 11.

Stuttgart (dpa/lsw) Was ist nur mit den Badenern los? Waren sie im vergangenen Jahr noch das fast zufriedenste Völkchen in Deutschland, rutschten sie im «Glücksatlas 2018» auf Platz 6 unter 19 Regionen ab. Überholt wurden die Badener von Hessen, Nordrhein-Westfalen und Franken. Die Schleswig-Holsteiner, die erneut auf Platz eins landeten, und die Hamburger waren letztes Jahr schon mit ihrem Leben zufriedener. Nicht vom Glück geküsst wurden auch in der achten repräsentativen Studie der Deutschen Post vom Donnerstag weiterhin die Menschen im wohlhabenden Württemberg: Sie waren 2017 in die untere Tabellenhälfte gerutscht - und fanden sich auch diesmal nur auf Rang 11 wieder.

Eine niedrige Arbeitslosenrate, eine geringe Pflegequote sowie ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Partnerschaften würden gerade in Württemberg eine bessere Platzierung erwarten lassen, wundern sich die Wissenschaftler. Und vermuten dann, dass der Platz lediglich im unteren Mittelfeld an der «regionalen Mentalität» liegen könnte. «Denn diese ist für rund die Hälfte aller Zufriedenheitsunterschiede zwischen Menschen verantwortlich.» Die Stimmung in Baden wird den Zahlen zufolge vor allem durch hohe Wohnkosten und geringere Zufriedenheit am Arbeitsplatz getrübt, in Württemberg durch vergleichsweise viele Unzufriedene mittleren Alters.

Wo leben die glücklichsten Deutschen?

Die Lebenszufriedenheit ist auf relativ hohem Niveau geblieben, was Raffelhüschen im Wesentlichen mit der starken Konjunktur und der guten Beschäftigungslage begründete. Auf auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden) blieb die Berechnung der Lebenszufriedenheit für dieses Jahr bei 7,05 Punkten (Vorjahr: 7,07). In Schleswig-Holstein leben seit 2013 laut Atlas die zufriedensten Menschen (7,44), gefolgt von Hamburg (7,36) und Hessen (7,27). Das Schlusslicht des Vorjahres, Sachsen-Anhalt (6,88), tauschte mit Brandenburg (6,84) erneut die Plätze am Tabellenende.

Warum schwächeln die Badener?

Am Einkommen kann es nicht liegen, dann damit ist man in Baden so zufrieden wie in kaum einer anderen Region (Platz 2). Wären diese hohen Wohnkosten nicht, gehörten die Badener vermutlich zu den glücklichsten Menschen Deutschlands. Lediglich Rang 17 unter den 19 Regionen in der Kategorie «Wohnen und Freizeit» dürfte eine Ursache sein, warum Baden im Atlas 2018 etwas aus der Spitzengruppe abrutschte. Auch bei der Zufriedenheit mit ihrem Arbeitsplatz erreichten die Badener diesmal nur unterdurchschnittliche Werte. Auffällig: Die Über-65-Jährigen sind in Baden so glücklich wie fast nirgendwo sonst in Deutschland - geschlagen nur von Niedersachsen.

Was fehlt den wohlhabenden Württemberger zum Glück?

Im Gegensatz zu den Badenern landen die Württemberger gerade in den Kategorien «Wohnen» und «Arbeit» sogar in der jeweiligen Spitzengruppe, überflügelt jeweils nur von den Regionen im Nordwesten. Hohes Pro-Kopf-Einkommen ist aber nach Ansicht von Glücksforschern «ab einer bestimmten Schwelle» kein Indikator mehr für Lebenszufriedenheit, wie Professor Hagen Krämer, Diplom-Ökonom von der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft erklärte. Für die Lebenszufriedenheit zählten eher Faktoren wie Familie, Freundschaft, gesellschaftlicher Zusammenhalt und schöne Erlebnisse. Auffällig: Fragt man nur die Frauen, kommen die Württembergerinnen bei der allgemeinen Zufriedenheit sogar nur auf Rang 14 (Baden: 7).

Was macht den Unterschied zwischen Baden und Württemberg aus?

Krämer bezweifelt zwar mangels Masse an Befragten die Aussagekraft des Glücksatlas' für die 19 Regionen etwas, eine Idee hat er aber dennoch: «Es scheint so zu sein, dass die Badener doch ein wenig mehr den angenehmen Dingen des Lebens zugeneigt sind und die Sachen entspannter angehen.» Als Norddeutscher lebt Krämer seit 20 Jahren in Baden und hat vorher fünf Jahre lang in Stuttgart gelebt - kennt also beide Völkchen, wie auch deren Stereotypen. Raffelhüschen führt «regionale Mentalität» an - «denn diese ist für rund die Hälfte aller Zufriedenheitsunterschiede zwischen Menschen verantwortlich.»

Warum macht Geld allein nicht glücklich?

Weil eben nicht jeder erfolgreich sein könne, so Krämer. «Nur wenige können oben stehen.» Auch erfolgreiche Menschen müssten ständig kämpfen, um oben zu bleiben. «Für die gesamte Gesellschaft ist Erfolg daher ein Nullsummenspiel.» Dies sei bei einem guten Sozialleben anders: Von den schönen Dingen des Lebens kann man nie genug kriegen, sie nutzen sich nicht ab. Die Platzierung der Württemberger erneut nur im unteren Mittelfeld lasse sich somit auch dahingehend interpretieren, dass das hohe Pro-Kopf-Einkommen der Württemberger möglicherweise durch zu große Arbeitsanstrengungen erworben wurde.