"Fridays for Future" ist auf dem Schild mehrerer Schüler zu lesen. Mittlerweile wollen Schüler und Studierende am 15. März in mehr als 1650 Städten in 105 Ländern nach dem Vorbild der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg für mehr Klimaschutz demonstrieren. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert Foto: DPA - Klaus-Dietmar Gabbert

In mehr als 100 Staaten werden heute insgesamt mehr als 1600 Demonstrationen von Schülern erwartet. In Auch in Stuttgart findet der Protest statt.

Stuttgart (dpa/lsw)Tausende Schüler sind in ganz Baden-Württemberg für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen - als Teil der weltweiten "Fridays for Future"-Protestbewegung. Allein in Freiburg kamen am Freitag nach Polizeiangaben etwa 5000 Jugendliche zusammen - das war damit eine der größeren Demonstrationen bundesweit. Die Veranstalter sprachen sogar von 6000 Teilnehmern. In Stuttgart versammelten sich nach einer Schätzung der Polizei trotz schlechten Wetters 2000 Kinder und Jugendliche in der Innenstadt - und damit weit mehr als von den Veranstaltern gedacht.

Weltweit demonstrierten Hunderttausende Jugendliche für einen radikalen Kurswechsel hin zu mehr Klimaschutz. Rund um den Globus waren mehr als 2000 Kundgebungen und Schülerstreiks in mehr als 120 Staaten angekündigt. In Deutschland waren es rund 200, im Südwesten etwa 30 - der bislang umfassendste Klima-Protest nach Angaben der Organisatoren.

Symbolfigur der Protestwelle ist die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg, die seit August 2018 immer freitags für einen beherzteren Kampf gegen den Klimawandel auf die Straße geht anstatt zur Schule. Sie ist zu einer Ikone für Klimaschützer rund um die Welt geworden.

Schüler in Freiburg hielten zwei Kundgebungen ab und liefen in einem großen Demozug durch die Innenstadt. Nach Angaben der Polizei verlief dies friedlich. Die Teilnehmer hielten Plakate hoch mit Slogans wie "Lass uns baden gehen - das Meer kommt!" oder "Die Uhr tickt". In Stuttgart tanzten viele Demonstranten zu Trommelmusik, sprangen mit ihren Schildern in die Luft und skandierten Sprüche wie "Hopp, hopp, hopp - Kohlestopp" oder "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut". Auf einem der vielen Plakate stand: "Blaukraut bleibt Blaukraut und Braunkohle bleibt Scheiße."

Flynn von einer Schule in Villingen-Schwenningen im Schwarzwald-Baar-Kreis präsentierte in der Landeshauptstadt ein selbstgemaltes Schild, das ein Verbotssymbol für Atom- und Kohleenergie zeigt. Der 13-Jährige kritisierte, dass manche Politiker den Schülerprotest für politische Zwecke nutzten. Für den Klimaschutz verpasse er Unterricht in Geschichte und Werken, sagte er. Doch der Klima-Protest sei wichtig. "Samstag würde ich natürlich auch demonstrieren", sagte Flynn. "Dann wären wir die kleinen Ökokinder, die dann halt so friedlich demonstrieren."

Erst durch das Schwänzen erhielten die Schüler die Aufmerksamkeit der Politik, sagte auch Juliane (18). Diese müsse nun reagieren. Es gehe um die Zukunft der jungen Menschen. Juliane ging während einer Freistunde zum Protest. Denn sie wolle derzeit keine wichtigen Fächer verpassen, da sie auf das Abitur lernen müsse.

Janin (13) nahm zum ersten Mal an den Freitagsprotesten teil. Ihre Schule in Holzgerlingen habe den Streik fürs Klima zwar nicht erlaubt. "Aber wir machen es trotzdem." Es gehe um die Zukunft der Erde, da seien die Demos wichtiger als der Unterricht. Dort kämen die Themen Umwelt und Klimaschutz zu kurz.

Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) lobte den Protest. Er hielt seine Rede etwas früher als geplant. "In meinem Arbeitszimmer kann man bei dem Sound, den ihr veranstaltet, eh nicht mehr arbeiten", erklärte er. Die Schüler machten ihm Hoffnung. Es gebe in Stuttgart auch Demonstrationen, bei denen es darum gehe, ob man sein Auto noch fahren dürfe, sagte Kuhn mit Blick auf die wöchentlichen Demos gegen Dieselfahrverbote. Dies sei eine Frage der Gegenwart. Bei den Klimademos gehe es hingegen um eine fundamentale Frage der Zukunft. Kuhn sicherte den Schülern zu, sich im Gemeinderat für einen autofreien Tag pro Jahr einzusetzen.

Ernst Ulrich von Weizsäcker, Wissenschaftler und Ehrenpräsident des gemeinnützigen "Club of Rome", begrüßte die weltweiten Schülerproteste. Von Weizsäcker sagte der "Heilbronner Stimme": Rückblickend werde man sagen, dass die Schüler durch die Debatten um den Streik mehr gelernt und bewirkt haben, als wenn sie auf der Schulbank gesessen und Französisch und Mathematik gelernt hätten.