Flammen haben in der Kapelle mit der Lourdes-Grotte in Walldürn beträchtlichen Schaden angerichtet. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Walldürn (lsw) - Ein Feuer im bekannten Wallfahrtsort Walldürn (Neckar-Odenwald-Kreis) hat die Kapelle mit der vielbesuchten Lourdes-Grotte und zahlreichen Dankestafeln völlig zerstört.

Mitarbeiter der Wallfahrtsleitung hätten den Brand am Morgen entdeckt und die Rettungskräfte verständigt, sagte Eleonore Klingenberger vom Gemeindeteam Walldürn gestern. „Beim Eintreffen der Feuerwehr stand das Innere des Gebäudes bereits in Flammen. Das war ein Schock für uns“, schilderte sie. Das Feuer beeinträchtige aber nicht die bis zum 9. Juli laufende Wallfahrt. Zehntausende pilgern jährlich zum Heilig-Blut-Altar in der Basilika, die unbeschädigt ist. Zuerst hatte der SWR über den Brand berichtet.

Die Polizei in Heilbronn schätzte den Schaden auf 250 000 Euro. Beim Brand sei niemand verletzt worden, sagte ein Sprecher. Die Ursache war zunächst unbekannt. Möglicherweise sei das Feuer von Kerzen ausgelöst worden, die seit Beginn der Wallfahrt am 11. Juni von Pilgern in der Kapelle aufgestellt worden seien. Ungeschützte Kerzen seien schon länger verboten, sagte Eleonore Klingenberger. „Meist stehen in der Kapelle Grablichter mit Hülle. Und jeden Abend wird kontrolliert, ob dort alles in Ordnung ist“, meinte sie.

Möglicherweise prüfe die Spurensicherung der Polizei, ob einige Kerzen vielleicht zu dicht beieinander standen oder ob beispielsweise auch das heiße Wetter eine Rolle gespielt haben könnte. „Im Moment reißt die Feuerwehr das Dach von der Kapelle. Die Statik ist nach dem Brand instabil“, sagte Klingenberger. In der steinernen Lourdes-Grotte könnte eine Muttergottes-Statue aus Porzellan das Feuer überstanden haben. „Es wirkt, als sei sie wohl nur etwas geschwärzt“, teilte die Sprecherin mit. Für einen Wiederaufbau seien nun wohl Spenden nötig. „Wir haben gerade viel Geld in andere Dinge investiert. So haben wir zum Beispiel eine neue Außenanlage mit moderner Technik installiert“, sagte Klingenberger.

„Zum heiligen blut“

Die Walldürner Wallfahrt „Zum Heiligen Blut“ geht zurück auf das Jahr 1330. Es wird erzählt, dass der Priester Heinrich Otto damals während der Messe versehentlich einen Altarkelch umwarf. Der geweihte Wein ergoss sich der Legende nach über das Leinentuch für die Hostie. Daraufhin soll sich das Bild von Jesus Christus auf dem Tuch abgezeichnet haben. Der Priester, so heißt es, erschrak und versteckte das „blutige“ Tuch unter der Altarplatte. Erst auf dem Sterbebett erzählte er davon, woraufhin es gefunden worden sein soll. Das Ereignis wurde als Zeichen Gottes gewertet. Bald kamen die ersten Pilger zur Verehrung des „Heiligen Blutes“, das sie Jesus Christus zuschrieben.

Bis heute machen sich Pilger nach Walldürn auf den Weg, um den Heilig-Blut-Altar zu besuchen. Kranke erhoffen sich Heilung. Die jährliche Hauptwallfahrtszeit erstreckt sich über vier Wochen. Sie beginnt immer am Sonntag nach Pfingsten. Der Blutschrein im Seitenaltar bleibt während der vier Wochen geöffnet.